Liminalität, ein Zustand in welchem wir uns alle schon befunden haben. Er steckt voller Potenzial und einem Hauch des Unbekannten. Was steckt hinter dem Begriff?

Liminalität bezeichnet einen temporären Schwellenzustand in verschiedenen Situationen, in welchen sich Gruppen oder Personen befinden können. So beschäftigt sich der Begriff nicht mit dem Ziel oder dem Anfang, sondern mit dem Dazwischen. In dieser Übergangsphase wird die normale Ordnung aufgehoben und eine flexible, ungewisse Situation entsteht, welche das Potenzial von Veränderung ermöglicht.

Liminalität kann sich auf verschiedene Situationen, Zeiten, Personen und Räume beziehen.

Rituale

Im rituellen Kontext wird die Liminalität künstlich hervorgerufen. Im Beispiel von einem Abschluss eines langjährigen Studiums, könnte es der Zeitpunkt nach der letzten Prüfung bis zum Erhalt des Diploms sein. Der Student oder die Studentin hat den Prüfungsstress hinter sich, hat sich jedoch noch nicht in eine neue Lebensphase begeben. Dieser liminale Zustand zwischen zwei Lebensphasen kann aussergewöhnliche Aussichten auf das Leben ermöglichen. Dabei kann der Schwellenzustand über längere Zeit ausharren, wie zum Beispiel beim Erwachsenwerden in der Pubertät.

Zeit

In der Zeit kann sich Liminalität zum Beispiel auf die Dämmerung beziehen, den Moment zwischen Tag und Nacht, oder Herbst und Frühling, beides Schwellenzustände.

Orte

Liminalität kann sich in räumlicher Dimension auf verschieden grosse Bereiche beziehen. Mögliche Beispiele sind:

  • Niemandsländer
  • Landesgrenzen
  • Flughäfen
  • Türschwellen
  • Kreuzungen
  • Parkplätze

Es sind also Orte die generell nicht als Ziele gelten, sondern als Schleusen von Ort zu Ort dienen. So dienen Hotels oder Parkplätze für Besucher zum Beispiel nicht als permanente Aufenthaltsorte. Es ist dieses «Dazwischen-Sein» was diese Orte zu liminalen Zonen macht. So gehören Brücken, Strassen und Kreuzungen auch zur liminalen Zone, denn sie verbinden und liegen zwischen Orten.

Türen sind liminale Orte: Übergänge von Raum zu Raum.

Personen

Verschiedene Gruppen von Menschen, wie Minderheiten, können als liminal angesehen werden. Zum Beispiel können manche illegale Immigranten oder staatslose Personen als liminal betrachtet werden, da sie Teil der Gesellschaft sind aber trotzdem nicht als vollständig integriert betrachtet werden können. Transgender, Bisexuelle und intersexuelle Personen können daher ebenfalls als liminal angesehen werden. Wie schon erwähnt gehören Teenager ebenfalls in diese Kategorie, da sie sich zwischen dem Kind sein und dem Erwachsen sein befinden und oft noch ihren Platz in der Gesellschaft finden müssen. Allgemein befinden sich Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben in einer liminalen Phase.

In fiktiver Hinsicht befinden sich hybride Tierwesen oder sonstige Formwandler aus offensichtlichen Gründen auch in der liminalen Zone. Tiere können auch dieser Kategorie zugeordnet werden, wie zum Beispiel der Schwan, welcher das Schwimmen und Fliegen verbindet.

Internet Kultur

Liminalität im Internet hat 2019 an starken Aufschub gewonnen. Fotos von «Liminal Spaces» sollen eine Mischung von Verlorenheit, Nostalgie und ein vages Gefühl, dass etwas nicht stimmt, im Betrachter hervorrufen. Der Surrealismus nimmt eine wichtige Rolle in diesen Fotos ein, denn sie wirken vertraut und doch gleichzeitig fremd. Menschen oder andere Lebewesen sind generell nicht zu sehen, was den Surrealismus weiter verstärkt.

Der Subreddit mit dem gleichen Namen hat, mit fast 500’000 Followern, enorm an Zuwachs gewonnen. Ein Twitter Account mit dem Namen @SpaceLiminalBot, welcher viele liminale Bilder postet, hat um die 1.2 Millionen Follower.

Fotos von «Liminal Spaces» sind typischerweise leer und erwecken ein Gefühl der Nostalgie, Verlorenheit und Ungewissheit.

Geschrieben von:

Homo Ludens

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!