Netflix hat es wieder getan. Nach „Witcher“, „One Piece“ und„Wednesday“ erscheint nun eine weitere Live-Action-Adaption mit „Avatar“.

Achtung: Spoilers

Die Vorgeschichte

Bereits im vergangen Jahr habe ich einen Artikel über die animierte Serie „Avatar Herr der vier Elemente“ veröffentlicht und mich mit dem Frauenbild und den schwierigen inhaltlichen Themen für eine Kinderserie befasst. Den Artikel zum Nachlesen.

Eine kurze Zusammenfassung: In der Welt von „Avatar“ gibt es nichtbändiger und Bändiger. Die Bändiger werden in die vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft unterteilt. Nur der Avatar ist in der Lage, alle vier Elemente zu bändigen und Harmonie in der Welt und der Geisterwelt zu schaffen. Vor 100 Jahren nutzte die Feuernation die Kraft eines Kometen, um die Nation der Luftnomaden auszulöschen. Seitdem ist die Welt aus dem Gleichgewicht geraten und die Wasserstämme und Erdnationen werden zunehmend unterdrückt. Der Avatar Aang hat nun die Aufgabe, der Welt wieder Frieden zu bringen und wird dabei von Katara und Sokka, später von Toph, Suki, Zuko und vielen anderen unterstützt.

Die neue Serie von Netflix

Da die ursprünglichen Schöpfer von Avatar- Herr der vier Elemente mitwirkten, war die Hoffnung der Fans gross. Umso enttäuschender die Nachricht, als sich Bryan Konietzko und Michael DiMartino aufgrund „kreativer Differenzen“ zurückzogen. Viele befürchteten ein ähnliches Desaster wie die Realverfilmung von M. Night Shyamalan aus dem Jahr 2010.

Doch die Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht ganz bestätigt. Die Musik war da, die Schauspielerauswahl überzeugte und auch die Veränderungen wirkten nicht übertrieben. Es war schön, dass Mönch Gyatso ein Wiedersehen feierte, oder dass die Widersacher der Feuernation bereits in der ersten Staffel ihren Auftritt hatten. Dennoch ist nicht alles perfekt.

Hier findet ihr den Trailer zur neuen Netflix Serie:

Die Kritik

Die Serie beginnt und jeder fragte sich; seit wann kann Aang fliegen und braucht nicht seinen Gleiter?

Appa kam definitiv zu kurz und hatte keinen Charakter, sondern war einfach ein Nutztier. Dafür bekam Momo die Rolle eines herzigen Tierchens mit Jöö-Effekt.

Eine weitere Frage, die sich die meisten stellten, war, als Katara von Jet ermutigt werden musste, den Zugang zum Bändigen zu finden. Seit wann braucht eine Frau die Hilfe eines Mannes, der kein Wasserbändiger ist, um die stärkste Wasserbändigerin zu werden? Die Serie machte diesen Fauxpas gegen ein emanzipiertes Frauenbild jedoch wieder wett, als die Heilerinnen des nördlichen Wasserstammes sich wehrten und halfen, ihr Zuhause vor den Feuerbändigern zu schützen (sogar unter der Führung von Meisterin Katara).

Auch der Hauptcharakter Sokka glänzt nicht. Um dem aktuellen Frauenbild gerecht zu werden, sind die sexistische Sprüche von Sokka gestrichen worden. So weit so gut. Dadurch lernt sein Charakter nicht dazu und entwickelt sich nicht weiter, es fehlt die anti-sexistische Charakterentwicklung.

Aber eine, die in Netflix’ Adaption komplett fehlt. Schlimmer noch: Es ist jetzt sogar die Kyoshi-Kriegerin Suki (Maria Zhang), die sich Sokka fast buchstäblich um den Hals wirft, nachdem sie seinen muskulösen, nackten Oberkörper gesehen hat. Was daran feministischer sein soll, will mir beim besten Willen nicht in den Kopf.

Leider kommen die Hauptcharaktere insgesamt weniger gut weg. Allgemein gilt die Meinung, die Serie ist gut, aber kein Meisterwerk. So ist Katara überhaupt nicht willensstark, Aang fehlt seine verspielte Art und durch Sokkas fehlende Witze fehlen auch der Humor und die Leichtigkeit der Serie.

Positive Überraschungen

Auch diese Serie hat durch Netflix einen düsteren Touch erhalten und ist nun noch weniger für Kinder geeignet. Das bedeutet aber, dass das mitgewachsene Publikum perfekt abgeholt werden kann.

Die Feuernation geniesst es, ihre Feinde lebendig zu verbrennen, Tod und Trauer liegen permanent in der Luft – was der Serie aber eine Schwere gibt, die es oft anstrengend macht, ihr zu folgen.

Inhaltlich wird man als Zuschauer direkt ins kalte Wasser geworfen. Dafür hat die erste Staffel einen roten Faden und kommt entschlackter im Vergleich zum Original daher.

Die meisten anderen Änderungen fühlen sich nämlich deutlich stimmiger an. Manche sind sogar so rund, dass ich staune, wie kohärent da gerade fünf, sechs oder mehr Zeichentrick-Episoden zu einer einzigen zusammengefasst wurden.

Die wichtigste und gelungenste Umsetzung waren die Bändigungseffekte, die zum Glück nicht mehr ansatzweise mit der enttäuschenden Realverfilmung verglichen werden können. Mit perfekten Hintergründen in den umgesetzten Schauplätzen passte das Gesamtbild inklusive gestalteter Kostüme perfekt zusammen.

Wie geht es weiter?

Die Serie von Netflix wurde am 22. Februar (einen Tag nach dem Release der ursprünglichen Serie und Avatar Korra die jeweils am 21. Februar erschienen) und feiert seit dem ihren Erfolgt.

Obwohl viele Fans der Animationsserie sich davor fürchteten, dass ihre geliebte Welt um Aang, Katara, Sokka und Co. neu aufgelegt wird, sind die Meisten von der Neuinszenierung offenbar positiv überrascht. Es ist deutlich, dass die Schöpfer der Serie selbst grosse Fans vom Original sind und ihr Bestes geben, ihm gerecht zu werden.

Innerhalb der ersten Woche erreichte sie Platz 1 in den 84 verfügbaren Ländern auf Netflix mit 153,4 Millionen gestreamten Stunden. Daher überraschte es nicht, dass Netflix eine Fortsetzung für die 2. und 3. Staffel ankündigte. Es bleibt spannend, wohin die Entwicklung mit dieser Serie hingeht.

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