Kannst du mir deinen Beruf kurz vorstellen? 

Ich finde die Bezeichnung meines Beurfs ist ein wenig abstrakt, denn wenn man den Begriff “Gestaltung” hört, denkt man zuerst an zeichnen oder malen, in der Realität sind wir aber eher für die Umsetzung der Produktgestaltung zuständig. In der Praxis sieht das dann wie folgt aus: Der Kunde kommt zu uns und möchte mit seinem bestehenden Logo für sein Unternehmen Werbung machen. Wir helfen dann zu entscheiden, was sinnvoll ist. Man könnte das Logo auf dem Firmenfahrzeug anbringen, man könnte das Schaufenster des Geschäfts beschriften oder Schilder anfertigen. Möglichkeiten gibt es viele.  

Das bedeutet also, dass eure Kunden schon mit einem Logo oder mit einer Idee zu euch kommen und ihr dann hauptsächlich noch die genaue Umsetzung übernehmt? 

Ja, meistens schon. Es gibt schon auch andere Fälle, beispielsweise hatten wir vor einiger Zeit eine Privatperson als Kunden der gerne Bergsport betreibt und das auf seinem Van zur Geltung bringen wollte. Wir haben für den Kunden Piktogramme passend zum Thema herausgesucht und ihm einen Vorschlag unterbreitet. Der Kunde entschied sich schlussendlich dafür, ein Bergpanorama auf seinem Van abzubilden. Wir gestalten also schon, aber eben nicht so wie es ein Grafiker macht. Was wir beispielweise nicht machen ist die Gestaltung eines kompletten Firmenauftritts von Grund auf. 

Wie bist du auf diesen Beruf aufmerksam geworden? 

Ich muss gestehen, der Beruf Gestalterin Werbetechnik war nicht mein Plan A. Ich wusste auch lange nicht, dass es diesen Beruf gibt. Darauf aufmerksam geworden bin ich erst als ich an der Schule für Gestaltung war. Ursprünglich wollte ich Grafikerin werden und habe mich auch auf Lehrstellen beworben, aber leider gibt es nur sehr wenige Grafiker Lehrstellen und somit musste ich mir einen Plan B überlegen. Durch einen Lehrer wurde ich schlussendlich auf den Beruf aufmerksam, vor allem auch weil ich mir ein wenig Sorgen machte, dass der Beruf Grafikerin sehr digital ist und ich mir mehr Abwechslung gewünscht habe. Im Beruf Gestalterin Werbetechnik habe ich diese Abwechslung, da ein Teil meiner Arbeit auch eher handwerklich ist. 

Wie muss man sich den handwerklichen Teil vorstellen? 

Wenn wir beispielweise ein Parkverbotsschild produzieren, machen wir anschliessend auch selbst die Montage. Wir bringen aber auch Folien an Fahrzeugen an oder bringen die Beschriftung an Schaufenstern an. Man ist also auch viel unterwegs. Einmal im Jahr haben wir einen Auftrag im nahegelegenen Skigebiet. Dort kleben wir Folien mit Werbung an die Gondeln und Skilifte. Dieser Auftrag ist immer besonders anstrengend, da wir teilweise auch auf der Unterseite der Gondel Beschriftungen anbringen müssen und die Wetterbedingungen können sehr kräftezehrend sein. Trotzdem ist das aber einer meiner Lieblingsaufträge. 

Du hast erzählt, dass es nur wenige Grafiker Lehrstellen gibt und du dir deswegen eine Lehrstelle als Gestalterin Werbetechnik gesucht hast. Ich nehme an als Gestalterin Werbetechnik gibt es auch nicht viel mehr Lehrstellen oder irre ich mich? 

Ja, das stimmt. Das spannende daran ist, dass es eigentlich sehr viele Unternehmen gibt, welche die Gestaltung von Werbetechnik machen, meistens sind es aber kleine Unternehmen, die keine Ausbildungsplätze anbieten. Das finde ich sehr schade, denn somit gibt es relativ wenig Lehrstellen. Vor allem im Baselbiet ist es schwer eine Lehrstelle zu finden, weswegen ich für meine Ausbildung nach Luzern gezogen bin. 

In vielen kreativen Berufen wird von den Unternehmen der gestalterische Vorkurs vorausgesetzt oder es ist zumindest sehr schwer, ohne diesen Kurs einen Ausbildungsplatz zu finden. War das bei dir auch so? 

Voraussetzung per se ist es nicht, aber es hilft enorm, wenn man schon etwas Erfahrung sammeln konnte. Theoretisch kann man sich auch direkt nach der obligatorischen Schulzeit auf solche Lehrstellen bewerben, aber da es davon nicht sehr viele gibt, gleichzeitig die Konkurrenz aber relativ hoch ist, öffnet es sicherlich Türen. Ein grosser Vorteil ist auch, dass man im gestalterischen Vorkurs schon mit Programmen von Adobe (z.b. Ilustrator und Photoshop) gearbeitet hat und dann in der Lehre dadurch schon einen kleinen Vorsprung hat. 

Was magst du an deinem Beruf besonders? 

Definitiv die Abwechslung. Gerade weil wir mit so vielen unterschiedlichen Materialien arbeiten und die Montage sehr unterschiedlich sein kann, lernt man ständig Neues dazu. Wir haben eine UV-Druck Maschine, mit dieser können wir viele verschieden Materialien bedrucken, einfach nur bis zu einer bestimmten Dicke des Materials. Mit dieser, aber auch mit der Siebdruck Maschine, mit welcher wir diverse Textilien bedrucken, arbeite ich sehr gerne. Mir wird eigentlich nie langweilig.

 Was magst du weniger an deinem Beruf? 

Eine Schattenseite ist sicherlich, dass man bei praktisch jedem Wetter unterwegs ist. Spielt das Wetter mit ist das natürlich toll, wenn es aber regnet und kalt ist, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Was mich auch stört sind die unangebrachten Kommentare, die ich mir anhören muss. Da der Beruf doch relativ handwerklich ausgelegt ist, ist es oft immer noch eine Besonderheit, wenn da plötzlich eine Frau kommt und die Montage macht. Wir sind zwar, abgesehen von meinem Chef, ein reines Frauen Team, aber für Kunden oder Lieferanten scheint es teilweise immer noch eine Besonderheit zu sein. 

Gab es diesbezüglich schon unangenehme Situationen oder versuchst du es mit Humor zu nehmen? 

Ja und nein. Ich merke oft in der konkreten Situation nicht, wenn ein Kommentar eigentlich unangebracht ist, erst im Nachhinein, wenn ich nochmal darüber nachdenke. 

Welche Möglichkeiten hast du nach der Lehre und was sind deine Pläne? 

Gerade weil es ein so vielseitiger Beruf ist, ist es ein sehr gutes Sprungbrett. In dieser Branche ist es definitiv auch spürbar, dass viele so denken, denn die Unternehmen finden nicht genug Mitarbeiter. Mein Chef beschwert sich auch immer wieder darüber, dass alle seine ehemaligen Lehrlinge nach der Ausbildung nicht mehr in diesem Beruf arbeiten. Ich persönlich möchte nach der Ausbildung die Berufsmatur machen und an die Fachhochschule für Gestaltung, für einen Studiengang habe ich mich aber noch nicht entschieden. 

Wie würdest du einen Beruf in drei Worten beschreiben?

Vielseitig, lösungsorientiert und reisefreudig 

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