Ich kannte keine einzige Band, Tanzgruppe oder andere Künstler über meine Recherchen hinaus. Aber DAS war genial. SO machte es Spass. Und vor allem machte mich diese Tatsache viel offener und spontaner. Ich liess mich einfach von meinen Sinnen durch das Gelände leiten. Dort “fägige” Musik, die mich packt. Hier Tanzformationen, die mich in ihren Bann zogen.

Der Festivalauftakt

Natürlich war nicht jede Anziehungskraft gleich stark und hielt nicht gleich lange an. Die erste Band, bei der ich mich ins Publikum stellte, waren “Modern Sports”. Sehr rockige Musik, energiegeladene Stimme des Frontsängers und satter Sound, obwohl sie nur zu dritt auf der Bühne waren. Das Publikum bestand noch aus sich zurückhaltenden Grüppchen, die auf dem Barfüsserplatz verteilt standen. Sie spielten den Auftakt des Jugendkulturfestivals: Eine harte Aufgabe. Viele waren nur auf dem Gelände unterwegs, weil es ihr Arbeitsweg war und viele würden erst kommen – vielleicht wenn sie merken, dass der Wetterbericht mehr Regen angekündigt hatte, als die Wolken tatsächlich an Feuchtigkeit losliessen.

Ein beeindruckender Freestyle Battle

Besonders lange verweilte ich dort nicht. Der Theaterplatz rief. “Fabe” animierte das Publikum zum Mitmachen und liess erfrischende Kommentare ab, mit denen er die Aufmerksamkeit des Publikums holen konnte. Ein Highlight seines Auftrittes fand ich den Freestyle- Battle mit “Pyro”. Zuschauer durften Wörter zurufen oder Gegenstände in die Luft halten, mit denen sie spontane Lyrics formten. Das imponierte mir! Ich war da bis am Ende des Konzerts und fand mich zuletzt im Publikum in einer der vordersten Reihen wieder. Dort versuchte ich etwas unbeholfen angemessen mitzumachen, was mir, glaube ich, nicht so gut gelungen war.

Gemeinsame Passion

Zurück auf dem Barfüsserplatz spielten “Sir Medes”. Wieder war die Musik auf dem Barfi sehr rockig. Die vierköpfige Band hatte aber auch Einflüsse von einigen anderen Musikstilen in ihrem Sound. Bei diesen vier jungen Männern spürte man die gemeinsame Leidenschaft und die Freude am Auftritt. Alle hatten ein Mikrofon, und ich staunte wie ruhig und kräftig der Schlagzeuger trotz seiner ausschlagenden Arm- und Beinbewegungen singen konnte. Gemeinsam mit dem Hauptsänger entstanden himmlisch harmonierende zweistimmige Parts. Und dann plötzlich fetzten sie ein hartes Zwischenspiel ein, um daraufhin wieder in die ruhige Melodie zu verfallen.

Von irreführenden Gruppennamen

Es ist Zeit, einmal in eine Tanzvorstellung zu sitzen. “Movimento Dancers” würden gleich im Foyer vom Theater Basel die Bühne frei bekommen, sehe ich auf den überall aufgestellten Programmtafeln. Ihr Gruppenname klang vielversprechender, als die Show meiner Meinung nach war. Dasselbe galt für die darauffolgende Crew “Jump”. Es fehlten mir die eindrücklichen Sprünge, die ihren Namen erklären und rechtfertigen würden.

Was die Jugend zu sagen hat

Mit der Hoffnung, dass die Wortspiele im Literaturhaus diese Enttäuschung wieder wettmachen würden, verliess ich das Theater Basel und ging ums Kloster zum besagten Literatursaal. “Reimfreiheit kreuz und quer: too much information” kündigte die Moderatorin an. Der Saal war rappelvoll und die Hälse streckten sich neugierig nach vorne, als Noemi Steuerwald, die erste Leserin, ihre Zeilen anstimmte. Es war hohe literarische Kost. Gut verfädelt und verflochten, mit Vergleichen und Humor gespickt, mit tiefgründigen Inhalten aus schmerzhaften Erfahrungen. Aus der zweiten Leserin, Hannah Schürmann, sprudelte es nur so heraus, während sie ihre Bühnenzeit richtig wertvoll werden liess, mit guter Wortwahl und wirkungsvoller Intonation. Cynja Vecchi erklärte die Fragen und Sorgen einer jungen Schülerin betreffend Leistungsdruck und Perfektionismus, in einer Welt, wo Veränderungen und Initiativen gefordert werden. Somit wurde jeder Erwachsene, dem die rebellische Jugend aus den 68ern fehlte, mit einem klarer gewordenen Verständnis für die ausbleibende revolutionäre Stimmung unter uns jungen Erwachsenen bereichert.

DJs auf dem Klosterhof

Auf dem Weg vom Literaturhaus passierte ich den Klosterhof, wo ein DJ seine Beats und nervös klingenden Melodien ins Publikum dröhnen liess. Das war vermutlich ein gutes Aufputschmittel für die scheinbar unermüdlich tanzenden Gäste. Für mich persönlich etwas zu unberrechenbare Musikabfolgen, die mich kaum in eine genussvolle Phase bringen konnten.

«Es zelled nur Tate..!»

Die Stimmung auf dem Theaterplatz hatte wohl eine magische Anziehungskraft. Schon wieder stand ich kurze Zeit später dort. Sherry-Ou stand auf der Bühne, der Platz so voll, wie ich ihn heute Abend noch nie gesehen hatte. Er rappte nicht nur Geschichten, sondern auch Statements, wie er selber sagte. Und so war es auch: Die Schlüsselwörter des letzten Songs, das ich mir für heute anhören durfte, bevor ich auf den Zug gehen musste: “Es zelled nur Tate…!”.

Jugendlichen Support für jugendliche Acts

Der Anlass war richtig geil. Die Stimmung, die Leute, die Acts. Es lag die Energie aus Freude, Stolz und Inspiration in der Luft, die mich – zum Glück – nicht losliess. Ich liebe diese Atmosphäre. Tolle Musik, gute Unterhaltung, abwechslungsreiche Angebote, gutes Essen, gutes Wetter und gute Gespräche rundeten den heutigen Tag ab. Und die Festivalgänger waren wirklich auffallend viele junge Gäste: Die Jugend unterstützt einander.

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