In diesem Artikel möchte ich euch eine Buchreihe vorstellen. Sie ist für Jugendliche geeignet, die mit der Reihe mitwachsen können, da die Protagonistin selbst sich im Laufe der Bände vom Teenager zur Mutter entwickelt.
Zwei Bücherreihen – Eine Autorin
Susanne Wittpenig ist eine Schweizer Autorin. Sie stammt aus Basel und ist eine angesehene Jugendbuchautorin. Susanne Wittpenig hat bereits 13 Bücher geschrieben, aufgeteilt in 2 Serien. «Time Travel Girl» umfasst 3 Bände aus den Jahren 2017-2020 und «Maya und Domenico» ist nach und nach in den 2000er erschienen.
In diesem Artikel möchte ich näher auf die Buchreihe «Maya und Domenico» eingehen. Die Reihe umfasst mittlerweile zehn Bände. Richtig gelesen! Für alle, die die Bücher noch aus ihrer Jugend kennen, der 10. Band ist vor wenigen Tagen erschienen! Die Geschichte beginnt vier Jahre nach dem Epilog (der Hochzeit) und somit sind die Protagonistin und der Protagonist in ihren Dreissigern.
Die Geschichte von Maya und Domenico
Die Bücher drehen sich, wie der Titel schon besagt, um Maya, eine anfangs der Geschichte 14-jährige, ruhige, schüchterne und an Gott glaubende Schülerin. Als Gegenpart dient Domenico, ein Sozialfall, der mehrheitlich auf der Strasse wohnt und ordentliche Unruhe in die Klasse von Maya als neuer Schüler bringt.
Um eines vorwegzunehmen, ihre Seelen sind eng miteinander verbunden. Anfangs Freundschaft, dann eine Beziehung und dann doch wieder etwas Abstand, um einander nicht zu verletzen und wachsen zu können, bis es wieder mehr wird. Es ist ein Auf und Ab für die Gefühlswelt. Die Bücher sind aus der Sicht von Maya geschrieben. Nur wenige Gedanke und ein kleiner Epilog zeigen Domenicos Ansicht.
Tiefgründige Themen
Wer hier auf einen kitschigen Roman hofft, ist fehl am Platz. Händchenhalten und ein paar verstohlene Küsse liegen drin. Doch die meisten Themen sind knallhart. Wenn ihr die Bücher lest, werden unter anderem folgende Themen euch begegnen:
Mobbing, Pubertät, Freundschaft, Eifersucht, Gewalt, Sucht, Drogen, Tod, psychische Probleme, Prostitution, Gangs, Verlustängste, Suche nach der eigenen Identität und Familie, erste Liebe, Heirat, eigene Kinder, Betrug, Mafia, Gesetzeskonflikte und Religion.
Einige kitschige Elemente kommen jedoch doch noch vor. So viel sei verraten: Domenico muss der Held sein und Maya immer beschützen können, auch sein italienisches Temperament und Tonfall geben ihm den Macho Charakter. Sein umwerfendes Aussehen werden von diversen Personen im Buch angemerkt. Dass die Frauenwelt ihm zu Füssen liegt, wird immer wieder erwähnt und bei jeder Kleinigkeit lässt sich eine Frau finden, die ihr Glück versucht.
So viel Liebe!
Achtung, hier sind Spoiler enthalten. Für all jene die, die Bücher noch lesen möchten, bitte zum nächsten Abschnitt voranschreiten.
Domenico hat eine wilde Vergangenheit mit unzähligen Mädchen. Dass er kein Gentleman war, ist kein Geheimnis. Verzweifelt versucht er, bei Maya alles richtigzumachen. Doch das geht gründlich schief. Obwohl er Maya betrügt, verloben sich die beiden. Das Happy End verläuft anders als erhofft, nach einem Gewaltausbruch trennen sich die beiden für mehrere Jahre. Doch sie finden wieder zueinander. Sie sind älter und reifer geworden, aber sie handeln immer noch impulsiv und naiv, weil sie ihrem Herzen und der Liebe folgen. Das Thema Sex wird oft angesprochen und ist ein ständiger Begleiter von Domenico, schliesslich bleibt es bis fast zum Schluss ein Geheimnis, ob sich seine Befürchtung, an HIV erkrankt zu sein, bewahrheitet oder nicht. Die beiden Protagonisten haben jedoch nie Sex miteinander. Eine spannende Sichtweise für eine Serie, die vor Liebe/Liebeskummer nur so trieft und ohne die heutzutage kaum ein Buch oder Film in diesem Genre auskommt, ohne prüde oder gar langweilig zu wirken.
Die Reihe endet mit einem sentimentalen Domenico bei seiner Hochzeit mit Maya – vermeintlich, denn 10 Jahre später ist ein weiterer Band erschienen, der die beiden im Erwachsenenalter zeigt. Heiss beschriebene Sexszenen gibt es auch hier nicht für die Leserschaft. Ein zwei Szenen sind dabei, aber da die beiden in einer Ehekrise stecken, wird das wohl diesem Umstand geschuldet sein. Dafür haben die beiden ein, beziehungsweise zwei Kinder und sorgen weiterhin um Manuel (Domenicos Neffe). Am Anfang des Buches scheint alles harmonisch zu sein und Domenico hat seine Vergangenheit so weit, so gut aufgearbeitet. Doch nun ist es Maya die sich verändert. Den Job aufzugeben, zwei Kleinkinder die den einen oder anderen Nerv ausreisen können und alleine in einem «fremden» Land herumzusitzen, sind alles andere als ihre Pläne, die sie mit ihrem Doktortitel hatte. Zudem werden ihre Gefühle ignoriert und Domenico scheint in sein altes Muster zurückzufallen. So kann es gar nicht anders kommen, als dass er sich in eine Sache einmischt, die zu gross für ihn ist. Auch wenn das Motiv heldenhaft ist, war es ein egozentrisches Handeln, worunter die ganze Familie nun leidet. Er bereut mit seinem Verhalten seine Familie hineingezogen zu haben, denn sie müssen flüchten. Wie ihre Geschichte weitergeht, wird in voraussichtlich zwei weiteren Büchern beschrieben.
Man muss sich auf die Bücher einlassen
Die Bücher sind einfach zu lesen, aber emotional muss man sich auf einiges gefasst machen. Es werden viele Themen angesprochen, die die jungen Leser zum einen selbst betreffen, verkörpert in der Hauptprotagonistin Maya. Sie durchlebt während der Serie ihre Pubertät, stellt sich ihren Ängsten und wird langsam erwachsen. Doch die Bücher sind auch für Erwachsene oder jung gebliebene geeignet. Domenico ist zwar anfangs der Geschichte noch ein Junge, doch in seinem Verhalten schon lange erwachsen. Er zeigt mit seiner Lebensgeschichte eine harte Realität unserer Welt auf. So wie die Protagonisten erwachsen werden, entwickelt sich auch der Schreibstil. Gedanken werden komplexer, die Situation verzwickter. Zudem werden im Voranschreiten der Geschichte immer mehr italienische und norwegische Wörter und ganze Sätze verwendet. Wer alles ganz genau wissen möchte, braucht daher ein Übersetzungstool.
Was die Bücher so besonders macht
Normalerweise spielen Romane an einem Ort oder zwei Orten, oder zwischen sind den Zeiten. Doch diese Bücher haben mehrere Hauptschauplätze. Dazu zählen Deutschland, Italien und Norwegen. Die Protagonisten kehren verteilt über die Bände immer wieder zu ihnen zurück. Viele typische Orte, Gerichte, Sprachen und Kulturen werden genau beschrieben und man möchte am liebsten die Orte danach selbst besuchen und die Geschichte erleben. Die Schweizer Autorin lässt die Leser auch kurz die Schweiz (Basel) besuchen.
Es gibt nur wenige Zeitsprünge. Jene die es gibt, sind notwendig, um die Geschichte wirklich auf den beiden Protagonisten beruhen zu lassen. So erlebt Maya während 7 Monaten eine Reise mit ihren Eltern oder sie verbringt 3 Jahre in der Schule. Ein letzter Zeitsprung gibt es zwischen Band 9 und 10. Dieser liegt ähnlich weit auseinander, wie der Veröffentlichungsabstand der Bücher im realen Leben. Daher merkt man davon wenig, wenn man mit der Reihe selbst mit gealtert ist.
Die Bücherreihe schafft es, Charaktere über Jahre älter zu werden und reifen zu lassen. Nicht alles, was schlecht ist, muss schlecht bleiben. So können Menschen sich verändern, entschuldigen und sogar Verziehen werden. Das sind langwierige Prozesse, die einem während eines einzelnen Buches gar nicht bewusst werden. Wird die gesamte Geschichte betrachtet, ist es ein ausgereifter Prozess eines Charakters und zeigt auf, dass man nie genug gelernt hat und das immer wieder Herausforderungen auftreten können.
Die Buchcover von Maya und Domenico sind von der Autorin selbst gezeichnet, da sie ihre genaue Vorstellung umsetzt.
Schön ist, dass die Autorin zwei extrem aktuelle Artikel als Vorlagen zum Thema Mafia im Band 10 genommen hat. Diese sind im August dieses Jahres erschienen, das sind 2 Monate vor der Veröffentlichung.
Was an den Büchern kritisiert wird
Bereits vor Jahren wurden der Themenpunkt Religion von einigen Lesern erwähnt. Der christliche Glaube kommt immer wieder vor. Während der Pfarrer Sibold mit weisen Zitaten immer wieder mit Rat zu helfen weiss und eine beliebte Figur ist, werden auch Nonnen erwähnt, die Domenico und sein Zwillingsbruder aufgezogen hatten. Dass vor allem Italiener dem christlichen Glauben nahe sind und eine Hochzeit in einer Kirche stattfindet, ist nachvollziehbar. Ein weiterer Punkt ist der harte Schicksalsschlag, den Maya mit ihrer Mutter durchleben musste. Auch hier ist glauben und hoffen auf Heilung ein nachvollziehbarer Grund. Das die Bibel als Buch ein herziges Symbol zwischen den beiden Protagonisten geworden ist, zieht sich als roter Faden durch die Geschichte genauso wie leuchtende Laterne. Der Glaube und Gott werden aber auch an vielen anderen Stellen oft erwähnt und ist daher nicht der Geschmack von jedem Leser. Im neusten Band wird es gefühlt sogar noch mehr thematisiert als in den vorhergegangen Bänden. Die Bücher erscheinen auch in einem christlichen Verlag. Andere Religionen sind kein Teil der Handlung.
Die Story ist simpel zusammengefasst eine good girl, bad guy story. Domenico verletzt Maya immer wieder und sie verzeiht ihm, glaubt an das Gute im Menschen. In der heutigen Zeit reflektieren viele die Geschichte und finden es störend, dass es wie eine toxische Beziehung wirkt und als Vorbild für die junge Leserschaft dienen könnte. Domenico erfüllt die Kriterien als Narzisst der eine toxische Beziehung führt. Der Inhalt der Geschichte hätte aber einen Jungen darstellen sollen, der einen schweren Start in die Welt hatte und deshalb gar nicht anders konnte, als solche Charakterzüge zu entwickeln und Taten zu verüben. Durch Therapien arbeitete er seine Vergangenheit und Traumen auf. Das ist alles etwas zu schön, um war zu sein. Denn gewisse Dinge sind nicht einfach heilbar.
Rechtzeitig entdeckt, ist krankhafter Narzissmus zwar nicht heilbar. In therapeutischer Behandlung lässt sich die Störung aber so weit mildern, dass Betroffene damit leben können.
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