Ich habe ein Interview mit meiner Kollegin gemacht, die letztes Jahr ein Zwischenjahr in Kanada verbracht hat. Denkt ihr vielleicht auch darüber nach, ein Jahr im Ausland zu verbringen? Ich versichere euch, nach diesem Interview habt ihr euch bestimmt eine Meinung gebildet.
Warum hast du ein Auslandsjahr gemacht?
Die Gründe waren: Du lernst viele neue Leute aus der ganzen Welt kennen. Du kannst herumreisen, die Kultur entdecken und die Sprache lernen. Das sind Dinge, die ich gerne mache. Ich liebe zu reisen und ich mag andere Kulturen. Eine Sprache so gut zu beherrschen, so dass man sie fliessend spricht, ist auch sehr cool.
Als ich jünger war, habe ich viele Vorträge von Jugendlichen gehört, die einen Austausch gemacht haben. Das hat mich fasziniert.
Mit welcher Organisation hast du dein Auslandsjahr gemacht?
Mit der Rotary youth exchange Organisation, welche ich sehr empfehlen kann.
Was hat das alles gekostet?
Bei meiner Organisation kostet es eher weniger, weil sie einen Teil finanziell unterstützen, sowie auch die Gastfamilien nicht bezahlt werden, sondern sich freiwillig dafür melden. Dann kommt es darauf an, in welches Land man geht. In der Regel sind es 4’000 Franken für die Administration. Die Reise und das Visum gehören zu dem Betrag, den man selbst bezahlt und je nach Land variiert. Bei anderen Organisationen kostet es mehr, weil sie auch die Gastfamilien bezahlen, aber bei Rotary ist das nicht der Fall.
Bei meiner Organisation kostet es eher weniger, weil sie einen Teil finanziell unterstützen, sowie auch die Gastfamilien nicht bezahlt werden, sondern sich freiwillig dafür melden. Dann kommt es darauf an, in welches Land man geht. In der Regel sind es 4’000 Franken für die Administration. Die Reise und das Visum gehören zu dem Betrag, den man selbst bezahlt und je nach Land variiert. Bei anderen Organisationen kostet es mehr, weil sie auch die Gastfamilien bezahlen, aber bei Rotary ist das nicht der Fall.
Welche Erfahrungen hast du mit deiner Gastfamilie gemacht?
Ich habe bei drei Gastfamilien gewohnt, weil das bei meinem Austauschprogramm Standard ist. Mit meiner ersten Gastfamilie hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten, weil meine Gastschwester Mühe mit sozialer Interaktion hatte und unvorhersehbare emotionale Ausbrüche hatte. Aber mit meiner Gastmutter habe ich mich gut verstanden, weil sie ähnliche Interessen hatte wie ich. So konnten wir viel zusammen unternehmen. Sie und ich waren gerne draußen. Doch auch das hat meine Eigenständigkeit, sowie auch das Verständnis anderen Personen gegenüber vergrössert.
Mit meiner zweiten Gastfamilie hatte ich ein gutes Verhältnis. Es war ein älteres Ehepaar, das mich, eine Austauschschülerin aus den Philippinen und jemanden, der an einem speziellen Basketballprogramm in der Stadt teilnahm, aufgenommen hatte. Es war ein sehr lebendiger und lustiger Haushalt.
Meine dritte Gastfamilie war wieder ein älteres Rentnerehepaar, welches sehr nett war. Sie wollten mir alles zeigen und haben mich überall hin mitgenommen.
Was sind die Unterschiede im Schulsystem?
Die Schule in Kanada ist ganz anders als hier in der Schweiz. Ich hatte weniger Lektionen als hier. Wir fingen erst um 8:10 Uhr an, hörten um 14:30 Uhr auf und hatten eine Stunde Mittagspause. Ich hatte also praktisch keine Schule. Auf der anderen Seite haben sie keine Herbstferien, keine Sportferien und keine Osterferien. Das heißt, sie haben neun Wochen Sommerferien, zwei Wochen Winterferien und einzelne Feiertage.
Du fährst mit dem stereotypen gelben Schulbus von zu Hause zur Schule. Dann kannst du nicht einfach in irgendeinen Schulbus einsteigen, sondern du bist bei einem Schulbus angemeldet. Der Busfahrer muss dich erkennen und du kannst nicht einfach eine Freundin mitnehmen, wenn sie nicht bei ihm angemeldet ist.
Du wählst pro Semester vier Fächer aus, mit der Einschränkung, dass du Mathe und Englisch einmal pro Schuljahr wählen musst. Die anderen Fächer kannst du frei wählen. Du wählst also acht Fächer pro Jahr. Du hast jeden Tag eine Stunde in den vier Fächern, die du gewählt hast. Man hat 12 Jahre Schulpflicht. Je nach Fächerwahl und den damit verbundenen Noten wird man bei Bewerbungen an verschiedenen Universitäten angenommen.
Es gibt auch Fächer, die wir gar nicht kennen. Zum Beispiel Automechanik – wir sogar eine Autowerkstatt in der Schule.
Gibt es typische Klassen, wie wir sie in der Schweiz kennen?
Nein, man wechselt jede Stunde die Klasse und nach jedem Semester gibt es neue Zusammensetzungen. Das bedeutet, dass es zu Beginn etwas schwieriger sein kann, dort Freunde zu finden, weil man ständig die Klasse wechselt. Ich war in einer Schule mit 2’200 Schülern.
War der Schulstoff schwer?
Die Schule dort war für mich viel einfacher als hier. In Biologie habe ich nicht wirklich viel Neues gelernt, weil ich das schon in der Sek hatte. Die Atmosphäre ist sehr entspannt und alles geht sehr langsam. Wenn du heute deine Hausaufgaben nicht gemacht hast, ist das kein Problem, du kannst sie nächste Woche mitbringen. Auch haben die Schüler weniger Respekt vor ihren Lehrpersonen als bei uns. Einmal hat zum Beispiel kam ein Schüler zwanzig Minuten nach Unterrichtsbeginn mit einer McDonald-Tüte zur Tür rein und ass dann während des Unterrichts.
Außerdem haben sie kein Abwesenheitssystem. Wenn du also abwesend bist, bekommen die Eltern bloss eine Benachrichtigung. Aber was sie mit dir machen, ist ihre Sache.
Ein weiterer Unterschied ist, dass deine Hobbys von der Schule organisiert werden. Wenn du also nach der Schule noch ein Hobby hattest, bist du dortgeblieben. Ich habe mit Cross-Country angefangen und dreimal die Woche eineinhalb Stunden trainiert. Wir hatten viele Wettkämpfe. Es ist sehr konkurrenzbetont, wir sind oft gegen andere Schulen angetreten, was sehr spannend und eine tolle Erfahrung war, da man so auch Freundschaften mit Schülern aus anderen Schulen schliessen konnte. Ich war auch in einer Band, wo wir auch Konzerte hatten. Weiter hatte ich noch Schwimmen und Tennis.
Das ist alles schulisch. Aber man muss etwas machen, weil man sehr wenig Schule hat. Viele haben neben der Schule Nebenjobs, um schon einmal Geld zu verdienen. Die Hälfte meiner Band arbeitete in Fast-Food-Restaurants oder Rettungsschwimmer und sind in meinem Alter.
Hattest du Kulturschocks?
Die Kulturdifferenz zwischen Kanada und der Schweiz ist nicht so gross wie es bei anderen Ländern der Fall ist. Es waren mehr Dinge, die für mich ungewohnt waren, die mir besonders aufgefallen sind. Für mich ungewohnt war es abhängig vom Auto zu sein, da ich mir von der Schweiz gewohnt war, alles gut und selbständig mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. In Kanada war ich dann auf einmal von anderen Personen abhängig, die mich an Orte hinfahren musste.
Auch die Distanzen sind anders. Meine Gastfamilie hat einmal gesagt, dass sie zu ihrem Ferienhaus fahren und ich habe gefragt, wie lange wir fahren müssen. Sie haben gesagt, es sei nicht so weit, also nur» sechs Stunden. Die Dimensionen sind also anders. Es ist kein Kulturschock, aber es ist schon ungewohnt, denn Kanada ist sehr gross und für sie ist eine Entfernung komplett etwas anderes als für uns. Was für uns nahe ist, ist für sie keine Distanz und was für uns weit weg ist, ist für sie noch nicht weit genug.
In Kanada wird Thanksgiving gefeiert. Was ist das genau und wie hast du es erlebt?
Es ist ein Fest der Dankbarkeit und viele Familien verbringen dieses Fest zusammen. Zum Essen gibt es den traditionellen Truthahn. Ich durfte es viermal feiern, also habe ich viel Turkey gegessen.
Haben sich deine Sprachkenntnisse verbessert?
Ja, auf jeden Fall hat sich mein Wortschatz verbessert. Du kommst schon mit Vorkenntnissen, aber du bist im Alltag und im Alltag gibt es Wörter, die du nicht kennst, weil du sie nicht in der Schule lernst. In der Schule hast du eine Blockade, weil du nicht weißt, ob das, was du sagst, richtig ist. In Kanada musste ich einfach reden. Jetzt kann ich einfach reden, ich muss nicht mehr nachdenken. Ich kann kommunizieren. Die Verbesserung kam schleichend, das heißt, ich habe es nicht so bemerkt. Aber meine Umgebung dafür umso mehr.
Welche Erfahrungen hast du sonst noch in Kanada gemacht?
Ich fand es cool, woanders zu leben. Zu sehen, was ich aus der Schweiz zu schätzen weiss, aber auch was mir in Kanada sehr gefallen hat. Durch die Organisation habe ich viel mit anderen Austauschschülern gemacht und kennengelernt. Jetzt habe ich Freunde auf der ganzen Welt und ich habe noch nie so viele Leute in einem Jahr getroffen. Ich finde das cool.
Ich bin viel gereist, habe Kanada erkundet und war auch in den USA. Ein Austauschjahr ist nicht nur Urlaub, sondern man baut sich dort ein Leben auf. Es gibt Höhen und Tiefen. Im Großen und Ganzen war es eine einmalige Erfahrung und ich würde es sofort wieder machen. Aber es gab auch Zeiten, in denen ich Heimweh hatte. Der Anfang war schwer, weil ich nur wenig Leute kannte und auch wegen. meinen Schwierigkeiten mit meiner ersten Gastfamilie. Doch man gewöhnt sich schnell ein und sobald man sich ein Netzwerk an Freunden und Vertrauten aufgebaut hat ist einfach nur super.
Mein Motto war, so wenig wie möglich nein zu sagen und aus meiner Komfortzone herauszukommen. Je mehr du ja sagst, desto mehr Erfahrungen sammelst du.
Würdest du ein Jahr im Ausland empfehlen?
Ja, man lernt, selbstständig zu werden und kommt über sich selbst hinaus.
Möchtest du noch etwas sagen?
Viele fragen, ob ein Austauschjahr nicht ein Jahr ist, das man in der Schule verliert. Aber es ist genau umgekehrt. Du gewinnst ein Jahr. Du sammelst viele Erfahrungen. Es hat definitiv ein Wert, egal ob du es während der Schule machst oder nach der Schule. Es lohnt sich.