Stell dir mal vor: Du wirst überredet bei einem 55 km langen Langlaufwettkampf mitzumachen. Aber es gibt einen Hacken, du hast es nie gemacht und du treibst Langlaufen nur als Hobby. Ja, das ist mir passiert.
Was ist La Diagonela?
Bevor ich dir erzähle, wie es mir bei diesem Rennen ergangen ist, möchte ich dir erzählen, was La Diagonela ist. Das ist ein Langlaufwettkampf über 55 km, bei dem man in der klassischen Technik langlauft und er findet immer am dritten Wochenende im Januar im Engadin statt. Es beginnt auch kürzere Varianten, wie La Pachifica und La Cuorta und seit diesem Jahr gibt es auch ein Rennen «La Sfida» in der freien Technik. Dank der Tatsache, dass dieses Rennen in die Ski Classics-Serie aufgenommen wurde, nehmen Weltklasse Langläufer und Langläuferinnen teil.
Vorbereitung
Ich habe mich angemeldet. Was nun? Trainieren. Da ich nur Schulsport mache und kein Hobby habe, das wirklich als Sport zählt, habe ich mich beschlossen, einen «Trainingsplan» aufzustellen. Im Herbst habe ich angefangen, jede Woche eine Stunde Fahrrad zu fahren. Wenn Schnee lag, bin ich entweder nach Melchsee-frutt oder nach Chasseral gefahren, um das Langlaufen wieder aufzufrischen. Dass es Schnee gab, war sehr selten. So stand ich insgesamt nur drei Mal auf den Skiern und habe immer um die 25 km gemacht. Als das Rennen näher rückte, bin ich jeden zweiten Tag eine Stunde joggen gegangen.
Du merkst schon selbst, dass ich «trainiert» habe. Aber ich bin von Natur aus hartnäckig und habe ein starkes Durchhaltevermögen. Das hat mich auch gerettet. Ein Tipp noch: Wenn du von dir weiss, dass du kein gutes Durchhaltevermögen hast, dann mach lange Wanderungen. So lernst du, eine Aktivität lange durchzuhalten, bist du am Ziel bist.
Bald hörst du den Startschuss
Ich bin einen Tag vorher ins Engadin gefahren, damit ich am Samstag keinen Stress habe und mich gut vorbereiten kann. Eine wichtige Traditionen ist, dass man einen Tag vorher ein Festessen hat. Denn am Wettkampftag hat man keine Zeit gechillt Mittagessen zu haben.
Der Tag war gekommen und ich war etwas nervös. Aber die Temperatur spielte nicht mit. Es waren um die -20 Grad. Also habe ich mich gefragt, wie ich mich anziehen soll, damit ich nicht friere. Also habe ich mir Merinounterwäsche gekauft. Ich muss sagen, dass ich während des Rennens weder geschwitzt noch gefroren habe. Dennoch sind meine Wangen ganz weiss geworden.
Es wird in Massen gestartet. Das heisst innerhalb der Gruppe startet man zusammen. Als ich mich angemeldet habe, musste ich entscheiden, wie lange ich brauchen würde. Ich war realistisch und habe angegeben, dass ich in der letzten Kategorie starten werde. Dort waren Personen, die gesagt haben, dass sie es unter 6 Stunden schaffen. Wenn man sich sicher ist, kann man in der Gruppe sein, die nur 2 Stunden braucht. Zuerst kam die Elite und zum Schluss startet meine 30-köpfige Gruppe. Nach und nach wurde ich einsamer. Ab und zu hat mich jemand überholt oder ich ihn. Da meine Schwester auch mitgemacht hat, war ich nie die Einzelkämpferin.
Durchhalten
Auf der Strecke gab es Verpflegungsstationen, wo jeder Riegel oder Bananen und zum Trinken warme Getränke bekam. Ausserdem standen Freiwillige an der Strecke, die uns angefeuert haben. Einmal hat mir einer zugerufen, dass ich noch 4 Stunden Licht habe. Innerlich habe ich gelacht. Ab und zu standen Fotografen am Rand und ich habe versucht, ein Lächeln zu zaubern. Wir hatten einen gemeinsamen Freund, der alle fünf Kilometer kam und ein Schild zeigte auf dem stand, wie viele Kilometer wir noch vor uns haben.
Nach einer langer langer Zeit kam das Schild mit 10 km drauf. Ich hatte nicht wirklich Grund zur Freude, denn der letzte steile Auf- und Abstieg wartete auf mich. Dieser Witz war sehr kraftzerrend. Aber ich habe es geschafft. Auf den letzten Kilometern gab ich noch einmal richtig Gas, denn die Sonne hatte sich schon fast verabschiedet. Die letzten Meter führten durch das Dorf Zuoz und auf dem Dorfplatz war die lang ersehnte Ziellinie.
Als ich ankam, überrollte mich ein Gefühl der Erleichterung und ich war einfach nur glücklich, es geschafft zu haben. Endlich hatte ich meine kleine Kuhglocke als Medaille um den Hals. Ich war eine der Letzten, ich habe fast sieben Stunden gebraucht und die Helfer*innen haben langsam alles abgebaut. Aber was wirklich zählt, ist, dass ich nicht aufgegeben habe.
Fazit
Würde ich es noch einmal machen? Ich sage nicht nein, denn es war eine Herausforderung, die ich gut gemeistert habe und die ich gerne wiederholen würde. Was mir klar wurde, ist, dass es wirklich nichts für Anfänger-Amateure ist. Denn es war ein anstrengender Lauf. Wenn du trotzdem einen Lauf mit vielen Kilometern machen willst, dann empfehle ich die Jizérska Padesàtka in Tschechien. Dieser Lauf ist Gegensatz zu diesem ein Schoki-Läbe. Ein weiterer Punkt ist, dass bei La Diagonela wenig oder gar keine Jugendlichen mitmachen und das ist schade. Bei den Mädchen waren ich und meine Schwester die einzigen, die einen Jahrgang über 2000 hatten. Es sind also alte Hasen dabei, die schon Erfahrungen gesammelt haben. Aber lass dich von denen nicht abschrecken.
Jeder Mensch ist anders. Wenn du bei diesem Rennen mitmachen willst, dann sollst du dich nicht verlieren. Was ist mein Ziel? Will ich dieses Rennen unter 3 Stunden oder einfach nur über die Ziellinie schaffen? Wo liegen meine Grenzen? Aber auch technische Fragen sind wichtig. Was ziehe ich an? Welches Wachs soll ich auf meine Skier auftragen? Wenn du nicht weiter weiss, frage einen Spezialisten.
Ps. Willst du mehr über das Langlaufen erfahren? In diesem Artikel erfährst du nicht nur wie die klassische Technik funktioniert, sondern auch, wie gesund Langlaufen ist.
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