Was in Florida passiert ist, in den letzten paar Jahren, aber auch an vielen anderen Schulen in Amerika, schrecklich, das steht absolut ausser Frage. Die daraus resultierende Verschärfung der Sicherheitsmassnahmen ist darum eigentlich nur logisch. Nichtsdestotrotz hinterlässt diese Verschärfung ein etwas mulmiges Gefühl, zumindest bei mir.

Vielleicht (und sehr wahrscheinlich) liegt das einfach daran, dass ich noch nie direkt mit einem Amoklauf generell und mit einem Schulamoklauf im Speziellen konfrontiert wurde. Das liegt vor allem daran, dass ich aus einem Land komme, in dem es noch nie einen Schulamoklauf gegeben hat und das obwohl die Waffendichte in Relation zur Einwohnerzahl etwa gleich hoch ist wie in Amerika. Das ist aber eine ganz andere Geschichte und zwar eine, über die ich jetzt nicht schreiben will. Worüber ich schreiben will, ist, dass ich noch nie so ein abgeschlossenes und abgesichertes Schulareal gesehen habe, bevor ich hierher kam.

Ich bin mir Schulhäuser gewohnt, bei denen man (theoretisch) jederzeit hinein oder hinaus gehen kann, ich bin mir Schulflure und Kantinen gewohnt, in denen zu jeder Tageszeit Schüler anzutreffen sind, die dort während Freistunden und Pausen herum sitzen und manchmal sogar während dem Unterricht dort arbeiten, ich bin mir Schulzimmer gewohnt, in denen, sobald es wärmer wird, die Fenster weit offen stehen, und sogar wenn es kälter ist, verbringen manche Schüler ihre Pause draussen. Dann kam ich an die Mena High-School, wo man nicht einmal eine Schulzimmertür von innen öffnen kann und die Fenster fast schon verbarrikadiert sind.

Diese Tatsachen kamen mir erst etwas komisch vor und das tun sie auch immer noch, aber jetzt mit all den neuen Regeln scheint mir vor allem die einseitig öffnende Tür die Sicherheitsmassnahme zu sein, die fast noch am meisten Sinn macht. Es kann ja sein, dass wir jetzt sicherer sind, weil alle Eingangstüren tagsüber während dem Unterricht abgeschlossen sind, oder weil Schulzimmertüren nur noch von Lehrern geöffnet werden dürfen. Die Sache ist aber die, dass ein potentieller Amokläufer zwischen den Schulstunden oder morgens vor Schulbeginn immer noch ungehindert ins Gebäude hineingelangen kann, vor allem wenn er selbst ein Schüler ist, und das Berufsrisiko erschossen zu werden, macht den Lehrerberuf auch nicht gerade attraktiver.

Auch wenn die Eingangstüren abgeschlossen sind, kann er (oder sie!) trotzdem noch ohne Problem ins Gebäude gelangen, denn ein Schüler könnte unbemerkt mit einer Pistole im Rucksack durchs Sekretariat hineingehen und dann bringt es dann auch nichts, wenn man genau weiss, welche Schüler zu spät kamen.

Aus meiner Sicht sind einige der neuen Sicherheitsmassnahmen eher fragwürdig und geben mir irgendwie das Gefühl, eingesperrt zu sein. Das ist aber nur die Meinung von jemandem, der noch nie mit dieser Art von Problemen konfrontiert wurde und ich möchte auf keinen Fall die Sicherheit der Schüler in Frage stellen, auch wenn die neuen Regeln im schlimmsten Fall nur dazu dienen, uns und speziell unseren Eltern ein Gefühl der Sicherheit geben.

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