Die experimentelle Neuverfilmung von Erich Kästners Roman » Fabian – Die Geschichte eines Moralisten» trifft den Nerv der Zeit.

Buchverfilmungen sind eine heikle Unternehmung, aber da ich den Roman von Erich Kästner nicht kannte, ging ich gespannt ins Kino. Laut dem Trailer erzählte der fast dreistündige Film die Geschichte von Fabian, einem jungen Germanisten, der in den 30er Jahren in Berlin lebt und sein Geld als Werbetexter verdient.

Handlung & Themen

Die ersten 10 Minuten des Films können am besten als eine Collage aus Arthouse-Elementen bezeichnet werden. Die Dialoge werden geflüstert, die Kameraführung ist verwackelt und zeichnet ein Bild von einem Bordell in der Berliner Unterwelt. Nach einer Weile wird klar, dass Fabian ein schmächtiger, dunkelhaariger junger Mann mit gewisser Moral ist. Mit seinem Freund aus gutem Hause namens Labude schleicht er sicht nachts um die Häuser und erkundet das Nachtleben von Berlin. In den verrauchten Establishments ist Fabian meist passiver Beobachter und deklariert nach einer wilden Nacht, dass die Welt überhaupt keinen Anstand mehr besässe. Laut ihm ist Berlin » die Stadt der Verlorenen» und dem politischen und moralischen Niedergang geweiht.

Fabians Ideale ändern sich jedoch als er sich Hals über Kopf in die angehende Schauspielerin Cornelia Battenberg verliebt. Da beide aber verschiedene Vorstellungen von einer romantischen Beziehungen haben und Cornelia darauf aus ist, es weit in ihrer Karriere zu bringen, bahnen sich Schwierigkeiten an.

Der Regisseur Dominik Graf zeichnet ein düsteres und turbulentes Bild von einem Berlin, das sich im Umbruch befindet. Der Film spielt kurz vor dem Aufstieg Hitlers und Einblendungen von Kriegsdenkmalen und Polizisten mit Hakenkreuz-Binde erinnern daran. Es wird oft von einer neuen Ordnung und verschiedenen politischen Ideen gesprochen, wobei Labude zum Kommunismus lehnt und Fabian still vom Sieg der Vernunft träumt.

In den drei Stunden folgt man Fabian, der ständig Veränderungen durchläuft und selber an seinen moralischen Idealen zu zweifeln beginnt. Obwohl die Geschichte anfangs 30er Jahren spielt, spürt man moderne Untertöne, denn die heutige Zeit ist auch ständig im Wandel. Im digitalen Zeitalter steht nichts still und alte Ideale werden stetig über den Haufen geworfen.

Mit » Fabian oder Der Gang vor die Hunde» ist Graf eine Momentaufnahme von einem Deutschland im Umbruch gelungen. Die Schauspieler überzeugen, vorallem Tom Schilling in der Hauptrolle. Indem der Regisseur echte Aufnahmen der 30er Jahre und Kästners Erzählstimme hineinstreut hält er die Spannung der Zuschauer. Experimentelle Elemente und scharfsinniger Dialog machen «Fabian» zu einem wahren Filmerlebnis.

Angehängt ist der Trailer :

https://www.youtube.com/watch?v=3FPr5aQTXtc&t=31s

Bildquellen

  • Fabian-und-der-Gang-vor-die-Hunde-Still-5: Lupa Film
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