Dass die sozialen Medien einen grossen Einfluss auf unser Leben haben, kann man wohl nicht mehr leugnen. 99% der Schweizer Jugendlichen geben an, die sozialen Medien zu nutzen und dies im Schnitt für mehr als eine Stunde am Tag. Wenn man das aufaddiert, ergibt das doch eine beträchtliche Summe an Zeit, welche wir noch zusätzlich hinter unseren Bildschirmen verbringen. 

Durch die sozialen Medien haben wir aber auch ganz neue Möglichkeiten, mit anderen Menschen unser Leben zu teilen, neue Menschen kennenzulernen und mit anderen in Kontakt zu bleiben. Doch sind die sozialen Medien effektiv so sozial, wie sie immer dargestellt werden?

Morgens nach dem Aufwachen, der erste Griff zum Handy. Es werden Nachrichten beantwortet und man scrollt scheinbar belanglos durch Instagram. Schon wieder ist eine Viertelstunde vergangen und rückblickend hat man nichts erreicht, ausser vielleicht ein bis zwei wichtige Nachrichten beantwortet. Doch wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, hätten diese Nachrichten problemlos einige Stunden später beantwortet werden können. Doch das ist nicht alles. Beim Frühstückstisch, an der Busshaltestelle, im ÖV oder beim Anstehen an der Supermarktkasse. Immer sind die Blicke gesenkt und Inhalte werden konsumiert. 

Doch die sozialen Medien haben nicht nur ihre guten Seiten, denn der ganze Informationsüberschuss, welcher täglich von unserem Gehirn verarbeitet werden muss, kann unser Gehirn überfordern. Nicht umbedingt im Sinne von Erschöpfung, aber eher in Form einer Überstimulierung, weshalb wir uns nach der übermässigen Konsumation von digitalen Inhalten viel schlechter auf etwas wie z.B. Ein Buch konzentrieren können. Grund dafür ist der Neurotransmitter Dopamin, welcher im Gehirn als Belohnung ausgeschüttet wird. Die sozialen Medien sind dementsprechend genau darauf ausgerichtet, das menschliche Gehirn in der Art auszutricksen, dass wir immer mehr Zeit dort verbringen und ihnen immer mehr Aufmerksamkeit schenken. Diese kann wiederum monetarisiert werden, weshalb auch so viel in die Verhaltensforschung rund um die sozialen Medien investiert wird.

Netflix kann als gutes Beispiel dafür verwendet werden, wie die Medien uns in ihren Bann ziehen und dafür sorgen, dass wir möglichst viel Zeit auf ihrer Plattform verbringen. Öffnet man die App oder die Website im Browser und logt sich auf seinen Account ein, kommen Vorschläge, für was einen interessieren könnte. Dass Werbung auf unsere Interessen abgestimmt wird, ist mittlerweile schon fast Normalität, doch Netflix bringt das Ganze noch aufs nächste Level. Denn sie wissen genau, dass wenn ein Nutzer nicht nach ca. 1.5 Minuten etwas gefunden hat, was ihn interessiert, er die Website verlässt und sich woanders umschaut. Es gibt also so gesehen diese kritische eine Minute, wo der Konsument überzeugt werden muss, sich einen Film anzusehen. Dafür gibt es eine Vorschau, doch diese ist nicht wie oftmals erwartet ein universeller Trailer.  Sondern eine nach einem speziellen Algorithmus, auf den Nutzer zugeschnittener Ausschnitt des Filmes oder der Serie. 

Ein anderer Punkt, der den sozialen Medien immer angekreidet wird, ist der Realitätsverlust. Dieser verstärkt gerade auch den sozialen Druck, den Jugendliche sowieso schon verspüren. Jeder, nicht nur Influenzer, zeigt auf seinem Profil nur die besten Seiten seines Lebens. Selten zeigt jemand wie er ein normales Leben führt. Es muss immer extravaganter, luxuriöser und perfekter sein.

Menschen sind dazu verleitet, sich aus welchem Grund auch immer mit anderen Menschen zu vergleichen. Doch nun ist das nicht mehr nur mit unserem Umfeld, aber gefühlt mit der ganze Welt.

Verstärkt wird das Ganze noch vom Cybermobbing, welches ein weiteres enormes Problem darstellt. Menschen haten auf andere wie es sonst kaum in der Welt zu finden ist. Als verleihe die Anonymität der digitalen Welt diesen Individuen einen plötzlichen Schub von Selbstvertrauen und Rachelust. 

Doch egal wie man selbst zum Thema Social Media steht, es ist momentan ein Bestandteil unseres Lebens und wird es vermutlich in der absehbaren Zukunft auch noch bleiben. Ganz klar haben diese technologischen Fortschritte unser Leben bereichert, doch sie haben auch ganz viele neue Probleme in unserer Gesellschaft aufgedeckt, erweckt und kreiert. 

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