Mit Liebe überschüttet werden. In der Masse nicht mehr unterzugehen. Nie mehr einen ermüdenden Job auszuführen. Jeden Tag etwas Neues erleben zu können. Doch ist berühmt sein tatsächlich ein Leben wie im Film?
Egal ob Schauspieler*in, Fussballer*in, Model, oder Autor*in, die meisten verspür(t)en mal den Wunsch in irgendeiner Art berühmt zu sein. Die Schattenseiten der Berühmtheit sind zwar nicht unbekannt, doch scheint es die wenigsten einzuschüchtern. Vielleicht ist es die Eigenschaft von Menschen, sich das zu wünschen, was man nicht haben kann. Vielleicht auch der Schein und somit die Illusion, die von Personen im öffentlichen Leben ausgestrahlt wird. Jedenfalls scheint dies ein weit verbreitetes Bedürfnis der Gesellschaft zu sein. Kennt dich niemand, bist du niemand.
Doch nicht nur vergessen wir unser eigenes Leben zu schätzen und zu leben, auch verherrlichen wir etwas, das möglicherweise gar nicht so erstrebenswert ist. Zu der Missgunst anderer kommt der ständige Druck perfekt zu sein dazu. Von Fans sexualisiert zu werden und keine Privatsphäre mehr zu haben. Viele berühmte Persönlichkeiten leiden an psychischen Erkrankungen, Sucht, Essstörungen, Depressionen usw. Man ist gefangen in der Öffentlichkeit und vergisst sich selbst. Es ist nicht schwer zu erkennen, wie dunkel das Leben der Stars sein kann, aber es ist schwer zu verinnerlichen. Das natürliche Bedürfnis nach Liebe oder der Mangel an Liebe im eigenen Leben lassen diesen Wunsch immer wieder aufkommen.
Auch Kapitalismus ist ein Faktor
Wahrscheinlich spielt auch die kapitalistische Gesellschaft, in der Geld alles ist, eine Rolle. Doch ich denke, das Grundproblem ist die chronische Einsamkeit, unter der die Menschheit leidet. Dazu gehört auch die Unfähigkeit, das zu schätzen, was man hat, und die Neigung, das zu vermissen, was man nicht hat. Diese menschlichen Eigenschaften bleiben auch bei berühmten (oder sogar reichen) Menschen bestehen. «Schau in den Spiegel und ich bin kreidebleich, ja. Ich weiss, dass ihr neidisch seid, aber ihr wisst nicht, worauf ihr neidisch seid», die Zeile von Makko aus «makkohatjedenliebaussersichselbst» zeigt die Unzufriedenheit mit dem Eigenen. Mit dem eigenen Leben, dem eigenen Gehalt, dem eigenen Job, den eigenen Erfahrungen, den eigenen Erinnerungen. Eine innere Unzufriedenheit, die auch mit Ruhm und Geld nicht verschwindet.
In der Geschichte der Menschheit war es noch nie so einfach wie heute, Reichweite aufzubauen. Aus evolutionärer Sicht ist es fast unmöglich, von mehr Menschen gekannt zu werden, als man selbst kennt. Bis vor wenigen Jahren waren Erfindungen, Theorien, die Führung eines Landes oder eines Krieges fast die einzigen Möglichkeiten, weltweit bekannt zu werden. Sind der Mensch und seine Psyche also überhaupt in der Lage, ständig im Blickpunkt der Gesellschaft zu stehen?
Abgesehen davon, ist nicht jeder Celebrity aus dem Underground sympathischer? Sind wir nicht mit Freiheit und Ruhe gesegnet? Warum will niemand, niemand sein? Warum fühlt es sich immer noch wie Ertrinken an, in der Masse unterzugehen?