Anfangs war da nichts. Wirklich. Ich fühlte mich quitschlebendig und pudelwohl, obwohl im morgendlichen Kaffee die Milch fehlte. Bzw. durch grüne Soja- oder Reismilch ersetzt wurde.
Das fiel mir echt schwer, da beide Milchersatzprodukte gesüsst sind und mein Kaffee doch eigentlich bitter schmecken sollte…. Trotz allem: nicht schlecht, sondern höchstwahrscheinlich eine reine Gewöhnungssache.
Auf die Frage hin, woher ich B12 nehme, zog ich fragend eine Augenbraue hoch. Was zur Hölle ist B12?
Schnell geklärt und schlaugemacht, war ich doch der Meinung, dass ich B12 statt in Tablettenform auch in einigen Lebensmitteln zu mir nehmen kann – und auch werde. Ich bin ja keine Chemie-Maschine. So viel zum Start des Monats, der ansonsten reibungslos verlief. Einmal «Karma-Shop»-Einkauf und ich war zugedeckt mit etlichen veganen Produkten.
Die drastische Veränderung…
… blieb aus. Ehrlich gesagt erwartete ich, dass mir Lauch und Karotten an Händen und Füssen spriessen (wie es mir von Raphael Neuburger von vegan.ch prophezeit wurde). Die Enttäuschung war gross, als nichts dergleichen geschah. Aber ganz ehrlich: Ich schätze, man versucht sich – besonders beim strengen Verzicht – einzureden, dass man sich anders fühlt. Aber, es blieb alles beim Alten, selbst die Müdigkeit liess sich vermutlich auf den Mangel an genügend Schlaf zurückführen.
Auch mein Gewicht ging nach einem Monat kaum zurück (obwohl ich mich nicht übermässig viel oder wenig sportlich betätigt hatte).
«Ist das vegan? – Ja, das hat kein Fleisch drin.»
Bei den einen sorgte das Experiment es für Neugierde. «Wie machst du das?» «Coole Idee, aber da musst du dich schon ausgewogen ernähren!»
Bei einigen entlockten sich interessante Diskussionen. Und bei einer kleinen Anzahl stiess ich auf Unverständnis und Sätze wie «Na dann viel Spass.» «Das ist ja nicht wirklich gesund, aber mach du.» Ich liess mich nicht beirren, machte mich schlau und konnte bei aggressiveren Reaktionen, bewusst kontern. Es war interessant zu merken, dass einige Personen, obwohl der vegane Trend sehr präsent ist, nicht genau wussten, was vegan sein überhaupt bedeutet. So antwortete mir jemand im Verkauf auf die Frage hin, ob es vegan sei, mit Ja, schliesslich hätte es kein Fleisch drin.
Es lässt sich leben
Ohne Überzeugung zur Ideologie des Veganismus nimmt man kaum den Aufwand auf sich, Ersatzprodukte für gewisse Rezepte zu finden. Klar, der Einkauf wird jedem Veganer durch die «Blatt-Kennzeichnung» erleichtert, obwohl man gelegentlich fragend am Regal steht: «Mandelmuss-Whaaat?». Trotzdem sind solche Produkte je nach Marke (again *räusper* Karma) zum Leid meines Portemonnaies eher teuer.
Wer aber sagt, dass ein Veganer sich eintönig ernähren muss, der irrt sich. Im Gegenteil: Der Kreativität und Vielfalt veganer Rezepte sind keine Grenzen gesetzt. Umdenken ist angesagt. Rhabarber-Muffins mit Bananen als Eierersatz, schmecken zwar nach Bananen und nicht nach besagten Rhabarbern, aber sie sind lecker. Und das ist doch das Ziel, nicht wahr?
Fazit: *Trommelwirbel*……
Nein, ich werde mich nicht vegan ernähren. Und dass aus dem simplen Grund, dass Kaffee ohne Milch einfach grässlich ist. Und ein nach «Grünem» schmeckendes Sojajoghurt entspricht wohl auch nicht meinen Vorstellungen eines guten Frühstücks. Obwohl wiederum veganer «Mozarella», «Käse» (aus Cashewnüssen) und stark gewürzter Tofu (mit extra Tomaten und Brot) ganz gut schmecken kann.
Was die ethischen Gründe der Veganer betrifft, so muss ich ihnen in gewissem Sinne zustimmen. Die schlechte Nutztierhaltung ist alles andere als akzeptabel aber der Veganismus ist wohl kaum der einzige Weg, um dem entgegenzuwirken. Wie auch Andreas im letzten Interview meinte, ist es bloss ein Teil des nachhaltigen Lebensstils und vielleicht nicht jedermanns/jederfraus Sache.
Ich kann auch ohne den Verzicht auf Eier und Milch nachhaltiger leben. Fahrrad oder ÖV anstatt Auto, weniger Strom und Wasser verbrauchen, etc. Fleisch esse ich ohnehin regional und in kleinen Mengen.
Ich möchte auch nochmals erwähnen, dass es mir etwas ungeheuer ist, B12-Tabletten und E-Produkte zu essen, anstelle regionaler und frischer (auch tierischer) Lebensmittel.
In einem Satz:
Ich esse lieber regional als vegan.
Und deshalb gönn ich mir am Ende dieser Woche einen regionalen Burger – mit Extra-Käse.