Wer als Saisonnier arbeitet, ist in einem befristeten Arbeitsverhältnis für eine Saisonstelle angestellt. Saison bedeutet für einen vorgängig bestimmten zeitlichen Rahmen innerhalb des Jahres. Du willst mehr über einen aussergewöhnlichen Job erfahren? In dem folgenden Interview berichtet Arina über ihren persönlichen Erfahrungen.

Was ist eine Saisonstelle?

Das Modell ist vor allem in unseren Nachbarländern sehr verbreitet, beliebt und notwendig. In einigen Branchen ist die Arbeit nicht auf das ganze Jahr gleichmässig verteilt, so muss das verdiente Geld für den Rest des Jahres reichen. In wärmeren Gegenden werden im Sommer die Tage und Nächte dementsprechend lang. Die Arbeit ist hart, denn die gesamte Tourismusbranche boomt.

Saisonarbeit ermöglicht neben vielen Arbeitsstunden und damit zusammenhängender Entlohnung auch, dass die Arbeit als Nebentätigkeit ausgeübt werden oder Berufserfahrung gesammelt werden kann.

Wie kommt man als junger Mensch dazu eine Saisonstelle anzunehmen?

Ehrlich gesagt hatte ich keine Motivation mehr für meine damalige Arbeit und benötigte dringend einen Perspektivenwechsel. Ich hatte schon immer die Vorstellung eine Saison in einem Skigebiet zu arbeiten. Ich liebe die Winterjahreszeit und den Schnee.

Wie hast du deine Stelle gesucht und gefunden?

Ich versuchte es zuerst auf dem «normalen» Arbeitsmarkt, auf welchem ich nicht wirklich fündig wurde. Die meisten Alphütten besitzen keine eigene Webseite. Sie sind jeweils in der Webseite des Skigebietes integriert oder sind vernetzt über Social Media.

Als ich wusste, welche Skigebiete mich interessieren, fand ich über Facebook einige Stelleninserate und konnte mich im Sommer für den kommenden Winter vorstellen.

Wie spontan sind solche Stellen wirklich?

Es benötigt je nach dem mehr Planung als man zu Beginn denkt. Im August fand meine Bewerbung statt, die Saison selbst startete mit der Vorsaison im November jeweils an den Schön-Wetter-Wochenenden. Die Zeit dazwischen musste ich intensiv nützen, um eine Unterkunft zu finden und mein aktuelles WG-Zimmer unterzuvermieten.

Du hast gerade eben einige Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche angemerkt; wie genau haben sich diese Probleme gezeigt?

Einige Gastrobetreiber, stellen ihren Saisonniers Unterkünfte zur Verfügung. Den ganzen Tag zusammenzuarbeiten und danach auch noch zusammen zu wohnen, stellte ich mir anstrengend vor. Deshalb wollte ich mir meinen eigenen Rückzugsort suchen. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die meisten Vermieter ihre Wohnungen nur dauervermieten möchten.

Es geht mehr um die Erfahrung als um das verdiente Geld. Es war ein Glücksfall, dass ich mein altes WG-Zimmer unterdessen untervermieten konnte.

Gab es weitere Probleme oder Voraussetzungen?

Für meine Hütte war es eine Voraussetzung, dass man entweder das Ski oder Snowboard fahren beherrschen musste, damit man überhaupt zum Arbeitsort gelangte. Dafür wurde einem das Saison Abo zur Verfügung gestellt. Viele Betriebe suchen Schweizer Angestellte, um das Image des Ferienortes aufrechtzuhalten.

Ich dachte zu Beginn, dass ich viel Zeit auf der Piste verbringen könnte. Doch dies ist leider ein kleiner Irrglaube. Denn aufgrund der hohen Unfallgefahr, sehen es die Betriebe nicht gern, wenn man nach getaner Arbeit und nach der Pistenkontrolle noch die Talabfahrt im «Skibrillenvisier» hatte. Zudem ist es kein normaler 5-Tage-Woche-Job und meine freien Tage fielen oft auf nasses und graues Wetter.

Wie hattest du dich in die Stelle eingelebt?

Die meisten Saisonniers besitzen keine Ausbildung in dieser Branche. Jedoch wird Erfahrung in der Gastronomie sehr hoch gewichtet. Nach der Einführung lernte ich sehr schnell dazu und als Team mussten wir möglichst effizient arbeiten. Wenn die Hütte voll war, musste jeder einen Gang mehr einlegen! «Nie leerlaufen» ist seit daher in meinem Kopf eingeprägt.

Es wurde hart gearbeitet aber auch viel gefeiert.

Frühstück, Frühstücksbuffet, Lebensmittel, Restaurant

Wurdest du überrascht und hast neues gelernt?

Es war für mich eine absolut tolle Erfahrung! Obwohl ich mich gut auf die Saison einstellen konnte, ständig auf Trab war, das Anstellungsverhältnis befristet und ein Ende absehbar war, gab es wirklich einen Begriff für die Anstrengung gegen Ende hin: Saisonmüdigkeit.

Wie war das Gefühl am Abend wieder herunter ins Tal zukommen?

Es war ein tolles Gefühl mit der letzten Gondelbahn fürs Personal vom Berg hinunter zu fahren. Nach strengen Tagen hatten wir als Team oft im Tal zusammen auf die gemeisterte Arbeit angestossen. Erstaunlicherweise hatte ich den Alkohol in der Höhe viel besser vertragen und war dank der frischen Bergluft immer top fit. Aber es gab einige, die mit dem Höhenunterschied zu kämpfen hatten und Kopfweh bekamen. Deshalb wird zu Beginn auch auf Probe gearbeitet.

Was hat dir besonders gefallen?

Immer die frische Bergluft und das atemberaubende Panorama vor sich zu haben, war ein grosser Pluspunkt. Es gab mir das Gefühl von Ferien und Freiheit. Zudem hatte ich einen Arbeitsvertrag mit einem fixen Monatsgehalt und war nicht auf Stundenlohnbasis angestellt. Dies war mir sehr wichtig, denn das Winterwetter ist unberechenbar und könnte bei Anstellung auf Stundenlohnbasis zu einem grösseren Lohnausfall führen. Die Bergbahnen mussten einige Male auf Grund von Sturmgefahr schliessen.

Würdest du nochmals eine Saisonstelle annehmen?

Zum einen ist der Reiz natürlich da, wieder ein halbes Jahr in den verschneiten Bergen zu leben und zu arbeiten. Meine Vorstellung war zu Beginn, dass ich die Berge viel mehr geniessen und oft Ski- und Snowboardfahren könnte. Die Realität sah aber anders aus: Während der Hochsaison hatte ich nicht viel frei, um die Piste herunterbrettern zu können und wenn ich mal frei hatte, war logischerweise das Wetter nicht strahlend schön.

Zum anderen gefällt es mir zurzeit in meinem festen Arbeitsverhältnis. Ich kann mir jedoch gut vorstellen als Ausgleich an den Wochenenden in einer Skihütte auszuhelfen.

Und zu guter Letzt: Sind dir ein paar lustige, skurrile oder verrückte Episoden in Erinnerung geblieben?

Da gibt es einige! Eine davon hatte sich an einem frühen Nachmittag ereignet. Ich erinnere mich gut, wie es plötzlich immer dunkler wurde, schon fast Nacht und das Schneegestöber die Sicht aus dem Fenster versperrte. Nach und nach suchten verirrte Skifahrer bei uns Unterschlupf. Die Stimmung ging über in eine lustige Aprés-Ski-Party bis wir vom Pistenbully am späten Nachmittag evakuiert wurden.

Wir danken Arina für das interessante Gespräch.

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