Zwei Jahre ist es her, dass ich für eine Lyrikrecherche im Internet den Begriff Synästhesie entdeckt habe. Meine erste Assoziation war das Krankenhaus, da für mich Synästhesie wie Anästhesie klang. Doch sobald ich mich ins Thema eingelesen habe merkte ich, dass hier nicht um eine Krankheit geht.

Was ist Synästhesie?

Einfach erklärt ist Synästhesie eine Wahrnehmungskopplung, also das Verbinden von verschiedenen Sinnen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben. Beispielweise nimmt ein Synästhet Töne zusammen mit Farben wahr, dies wird auch Farbhören genannt. Es können aber auch Zahlen mit Farben verbunden werden. So ist zum Beispiel die Zahl 4 in der Wahrnehmung eines Synästheten immer mit der Farbe Gelb verbunden. Dasselbe gilt übrigens auch für die Buchstaben des Alphabets.

Doch Synästhesie muss nicht immer mit Farben zu tun haben. Bei der Wort-Geschmacks-(oder auch Geruchs-)Synästhesie lösen bestimmte Wörter oder auch Namen einen Geschmack oder auch einen Geruch aus. So riecht zum Beispiel Hans nach Pfefferminze oder der Begriff Taschenrechner wird mit Zitronenduft assoziiert.

Synästhesien die mit Farben, Formen oder Gerüchen zusammenhängen, werden oft in der Lyrik, also der Dichtkunst, verwendet. Es ist ein Stilmittel, mit welchem man gewisse Dinge noch viel genauer beschreiben kann, als nur mit einer einzigen Sinneswahrnehmung. Ein Beispiel dafür wäre eine Strophe des von Clemens Brentano geschriebenen Gedichtes „Abendständchen“. Die Strophe lautet: „Golden weh’n die Töne nieder“. Dort haben wir eine farbliche Beschreibung, die Empfindung des Windes und Töne, die aber auch gleichzeitig eine Visuelle Wahrnehmung sein könnten.

Ich bin Synästhet

All das, was ich bis hierher geschrieben habe, habe ich von anderen gehört, gelesen oder nur ganz schwach selbst wahrgenommen. Doch es gibt noch weitere Arten von Synästhesie. Aus erster Hand kann ich von der Sequenz-Raum-Synästhesie berichten, die, seit ich denken kann meine Denkweise beeinflusst.

Was spielt sich also in meinem Kopf ab? Es ist schwierig zu erklären, doch ich beschreibe es wie einen Weg den ich gehe. Denke ich an die Wochentage, die Monate und an das Jahr, dann gehe ich einen Weg. Und egal welches Datum mir genannt wird, ich verbinde es immer mit einem bestimmten Ort auf meinem Weg durchs Jahr. Der Weg der Woche ist um einiges kleiner und er ist sich vorzustellen, wie eine Ellipse, also ist es eigentlich ein Kreislauf. Auch zahlen sehe ich auf einem Weg. Es geht runter und rauf, nach rechts oder links und wenn ich versuche es aufzuzeichnen, kommt ein ziemlich seltsames Gewirr aus Strichen dabei raus. Mein Zahlenweg ist dreidimensional. Deswegen wird die Synästhesie, die ich habe auch Sequenz-Raum-Synästhesie genannt, oder auf Englisch Time-Space-Synesthesia.

Bevor ich wusste, dass es so etwas wie Synästhesie gibt, ging ich einfach davon aus, dass es bei jedem im Kopf etwa gleich aussieht, doch beschreibt man jemandem, der kein Synästhet ist, diese Wege oder Wahrnehmungen, sieht er einen meistens an, als sei man nicht ganz dicht. Dabei ist Synästhesie keine Form einer Krankheit und auch kein Symptom dafür.

Ist es nicht spannend sich zu überlegen, wie andere Denken, oder wie etwas im Kopf eines anderen aussieht, das in der eigenen Wahrnehmung ganz anders scheint?

Jetzt ist deine Meinung gefragt! Wusstest du schon vorher, was Synästhesie ist oder bist du vielleicht sogar auch selbst Synästhet? Und was haltest du von dieser Wahrnehmungskopplung? Schreib doch einen Kommentar!

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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