Wieso bringen Scherben Glück, aber zerbrochene Spiegel Unglück? Warum sollte man nicht unter Leitern hindurchgehen und kein Salz verschütten? Was steckt hinter dem Aberglauben?

Eines schon mal im vorneherein: Das Wort ‹Aberglaube› wird eher abwertend gebraucht. Im Duden wird es folgendermassen deklariert:

Als irrig angesehener Glaube an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen.

Aberglaube bedeutet also, dass man an „übernatürliche Mächte“ glaubt, die irgendwie einen Einfluss auf das eigene Leben haben. Doch wo hat der Aberglaube seinen Ursprung? Und wieso halten wir an den einen oder anderen Ritualen bis heute fest?

Vor Hunderten von Jahren glaubte man, unerklärliche Phänomene seien eine Strafe der Götter. Um diese abzuwenden, trug man Amulette oder sagte Orakelsprüche auf. Aberglaube ist demzufolge nichts anderes als der Glaube daran, dass man Unglück verjagen oder heraufbeschwören kann, indem man etwas Bestimmtes macht, anzieht oder sagt.

Und wie genau wird nun Unglück verjagt? Oder noch wichtiger – wie wird Glück heraufbeschwört? Im nächsten Monat  erläutere ich jede Woche drei bis vier der bekanntesten Bräuche und Rituale genauer und erkläre ihren Ursprung. 

Salz verschenken und verschütten 

Salz kann man heute in jedem Geschäft billig erwerben, dies war jedoch nicht immer so: Früher wurde Salz auch als «weisses Gold» bezeichnet, nur die Reichen und Mächtigen konnten es sich leisten. Es ranken sich bis heute verschiedenste Mythen um den kostbaren Rohstoff, unter anderem soll Salz heilende Kräfte besitzen, Glück bringen und das Böse vertreiben. Ein versalzenes Essen bedeutet, dass die Köchin oder der Koch verliebt ist. Dieser Aberglaube entstand in der Antike: Die Griechen waren davon überzeugt, dass zu wenig Salz die männliche Potenz beeinträchtige. Der bekannteste Glaube ist und bleibt aber, dass Salz ausschütten, Unglück bringt. Dies kann man verhindern, indem man sich etwas Salz über die linke Schulter streut (oder wie in anderen Versionen: drei Prisen Salz über die linke Schulter; einmal links, einmal rechts, wieder links, etc.). 

Scherben: Glücksbringer oder Pechsträhne?

Scherben bringen Glück – aber ein zerbrochener Spiegel steht für sieben Jahre Unglück. Auch dieser Brauch hat seinen Ursprung im Mittelalter: Spiegel waren genauso selten, wie Salz und nur wenige Leute wussten, wie man einen Spiegel herstellt. Daher wurden ihm damals magische Kräfte zugesagt. Normale Porzellan-Scherben dagegen bringen Glück. Wieso? Früher waren ‹Scherben› nichts anderes als ‹Töpfe›. Genau wie Salz und Spiegel waren auch Töpfe wertvoll. Wer also viele Töpfe (oder damals auch Scherben) besass, hatte Glück. Des Weiteren waren die Menschen überzeugt davon, dass der Lärm von kaputtem Geschirr böse Poltergeister vertreibt. Darum wird an vielen Polterabenden heute noch Geschirr zerschlagen.

Auf Holz klopfen

«Es kann gar nicht schlimmer werden.» Für eine abergläubische Person ist so ein Satz nur schwer erträglich. Damit das Glück sich nicht doch noch abwendet, klopfen sie dreimal auf Holz. Dieser Brauch stammt aus der Zeit, in der die Menschen noch in Holzhäuser gelebt haben. Damals war auch der Glaube an böse Geister sehr verbreitet. Diese wurden durch das Glück der Menschen angezogen und wollten es vernichten. Wenn man sich also darüber unterhielt, wie gut es einem ging, klopfte man danach an eine Wand seines Hauses. Das sollte die Gespräche übertönen, um keine bösen Geister anzulocken. 

Wieso man sich beim Anstossen in die Augen schauen sollte und warum schwarze Katzen Unglück bringen, wird nächste Woche genauer erklärt.

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