Mit dem heutigen 1. August feiern wir einen weiteren Nationalfeiertag der Schweiz. Den einen sagt diese Bundesfeier zu, den anderen weniger. Manche wollen sich sogar regelrecht davon abgrenzen, um nicht als «Bünzli Schwiizer» dazustehen. Doch ist es etwa nur diesen erlaubt, den 1. August zu feiern? Ich denke nicht. Und trotzdem stellt sich mir an diesem (doch ein wenig historischen) Datum die Frage, was es denn gerade heute ausmacht, Schweizer zu sein?

Ein Hoch auf die Kultur

Es ist 2019 und noch immer gibt es manch einen Amerikaner, der zu Hause in seinem Haus in Michigan sitzt und glaubt, wir Schweizer hätten hier in unserem 100% bergigen Land kein WLAN. Dem ist aber ganz und gar nicht so und das ist gerade auch an der mehr und mehr aufblühenden Schweizer Internetkultur zu sehen. Klar, für diese interessiert sich unser lieber Freund aus Michigan nicht, wir Schweizer dafür umso mehr. Immer mehr wachsen nämlich beispielweise die Schweizer Youtube- oder Hiphop-Szene. Dies zeigt, dass gleichsam auch der Interessentenkreis, beziehungsweise die Community wächst. Dass es peinlich sein soll, unsere komischen Dialekte in Videos oder Musik zu hören, ist Schnee von gestern. Viel mehr sind wir heutzutage begeistert davon – oder zumindest ein grosser Teil von uns.

Und nicht nur das neue Schweizer Kulturgut kann für leuchtende Augen und Ohren sorgen, sondern auch eher traditionelle Klassiker sind wieder auf dem Vormarsch. Schwingfeste sind mittlerweile Magneten für jede Generation und als Patent Ochsner ihr Konzert gespielt hat, war der ganze Gurten voller begeisterter Menschen. Was vielleicht vor ein paar Jahren noch als «Bünzli Guguus» abgestempelt worden ist, wird nun wieder massentauglich.

Alles erreichbar

Schweizer sein bedeutet auch, in einem Land zu leben, in dem alles distanzmässig erreichbar ist. Natürlich liegt das Matterhorn nicht gleich neben unserem schönen Bodensee, doch wir sind gut vernetzt und können so alle Perlen unseres Landes entdecken. Gerade das GA der SBB (das zwar einen recht stolzen Preis trägt, sich aber je nach dem auf ein Jahr hinweg betrachtet doch ziemlich lohnt) gibt uns die Möglichkeit, unser Land zu entdecken. Von einem vergleichbaren Abonnement habe ich in anderen Ländern bisher nicht gehört. Was natürlich aber auch daran liegt, dass wir ein recht kleines Land sind, in dem es tatsächlich auch noch möglich ist, an einem Tag vom einen Ende ans andere zu reisen.

Eine der wohl berühmtesten Brücken der Schweiz – allerdings aus einer etwas anderen Perspektive

Dass dies etwas ist, das sich definitiv lohnt, kann gerade Tize mit seiner Summertour bestätigen. Denn Schweizer zu sein bedeutet, in einem Land mit einer riesen Vielfalt zu leben. Wir können zu einem See fahren oder in die Berge, in eine Stadt oder ganz einfach nach Luzern, wo das alles miteinander vereint ist.

Ein Teil der Schweiz sein

Bald bedeutet Schweizer sein auch wieder einmal, richtig das Gefühl zu haben, aktiv an der Politik teilhaben zu können. Wir wählen und stimmen ab wie sonst fast keiner und auch wenn die Mühlen in unserem schönen Bern manchmal langsam mahlen, kann die breite Masse meist doch nicht gross klagen. Verbesserungsvorschläge gibt es immer, perfekt ist kein Land, doch auswandern? Nein, momentan bin ich sehr glücklich damit, Schweizerin zu sein. Denn ich glaube, als solche sehr privilegiert zu sein.

Schlussendlich…

… bedeutet Schweizer sein nicht, dass man die Nationalhymne auswendig kennt, pro Jahr so und so viele Kilos Käsefondue isst und in jedem zweiten Satz Chochichäschdli sagt. Dies mögen Klischees aus dem Ausland sein, doch wir wissen es besser: Wenn schon, dann ist es erstrebenswert, «z Totemügerli» zu lernen oder das gute alte «äuä» in einer seiner vielen Bedeutungen anzuwenden. Heute bedeutet Schweizer sein nicht, dass in jedem Haushalt zur Feier des Tages gejodelt wird, sondern dass man vielleicht bei der «1. August Grillierete» D’ W. Nuss vo Bümpliz anstimmt.

Und auch wenn du das nicht tust, ich bin mir sicher, auch du liebst unser Land ein kleines grosses Bisschen für etwas, dass es dir zu bieten hat. Dies ist womöglich das wichtigste, wenn es heutzutage darum geht, Schweizer zu sein.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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