Scientology. Die Organisation, die Viele nur vom Hörensagen kennen, und die dennoch so einiges an Aufmerksamkeit erregt. Das ist auch kein Wunder, denn laut eigener Aussage gibt es weltweit mittlerweile mehr als 10‘000 Kirchen in 167 Ländern und 183 Sprachen. Die Mitgliederzahl ist nicht ganz klar definiert, da es einerseits Mitglieder gibt, die für Scientology arbeiten, und andererseits auch Mitglieder, die einfach nur an die scientologische Weltanschauung glauben. Scientology wirbt stark mit berühmten Mitgliedern wie Tom Cruise und John Travolta, welche der Organisation noch mehr Mitglieder verschaffen sollen. Die meisten Anhänger weltweit befinden sich mit Abstand in den USA. Früher wurden vor allem verheiratete Menschen mit hohem Bildungsniveau rekrutiert, heute gehören alle möglichen Leute aus verschiedensten gesellschaftlichen Schichten der Organisation an.

Wie bereits im ersten Teil zum Thema Scientology erwähnt, ist die Organisation eine wahre Geldmaschine, die laut dem baden-württembergischen Verfassungsschutz im Jahr an die hundert Millionen Dollar Profit macht.  Viele Scientologen kommen nämlich über irgendwelche Kurse in die selbsternannte Kirche. Die Kurse, welche  meistens zu mehr Erfolg verhelfen sollen, führen zu weiteren Anschlusskursen, welche dann wiederum zu noch mehr Kursen führen. Diese unendlichen Kurse werden mit der Zeit ziemlich teuer. Laut einigen Quellen Kosten die ganzen Kurse die man belegen muss um zu einem «Operating Thetan» zu werden, was das Ziel eines jeden Scientologen ist, im ganzen bis zu 270‘000 Euro. Um das alles zu finanzieren, müssen die meisten deshalb früher oder später hohe Kredite aufnehmen. Das führt dann wiederum unweigerlich irgendwann zu immer grösser werdenden Schulden. Und natürlich hat Scientology auch da eine Lösung: Nämlich ihre eigenen Schuldenfinanzierungskurse. Wie man also erkennt, geraten viele Mitglieder in einen Teufelskreis, aus dem man nur ausbrechen kann, wenn man bei der Organisation aussteigt. Doch das fällt Vielen schwer.

Scientology hat mehrere eigene Abteilungen, wie zum Beispiel «OSA» der eigene Geheimdienst von Scientology oder «Wise», eine Organisation von mehreren scientologisch geführten Unternehmen. Unter anderem hat Scientology auch ein eigenes Straflager, welches von Scientology als «Rehabilitationsprojekt für Mitglieder, die die Richtlinien missachtet haben» bezeichnet wird. Von ehemaligen Mitgliedern der Organisation hört man aber von Zuständen im sogenannten Saint Hill, die mehr als veraltet sind. Eine Scientology Aussteigerin erzählt in einem Interview mit Welt.de von abartigen Bedingungen. Die Menschen würden dort wie Dreck behandelt und müssten stundenlange, anstrengende Arbeiten verrichten. Man würde erniedrigt werden und wäre schon nach einem kurzen Aufenthalt dort körperlich wie auch seelisch am Ende.

Mein Besuch bei Scientology

Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich – zwecks Recherche – mit einer Freundin zur Scientology Kirche in Zürich gefahren, da auf mehrfaches Anfragen per Mail um Informationen keine Reaktion von Scientology zurückkam. Als wir die Treppe zum Eingang hinaufgingen, wurden wir sofort von einer draussen rauchenden Frau angesprochen und nach unserem Anliegen gefragt. Ich erklärte, dass ich für einen Vortrag für die Schule am Recherchieren war und sie gab uns an einen Mann weiter, welcher uns zu einem Gespräch zur Verfügung stand. Davor wurden wir aber noch in einen kleinen Kinosaal geleitet, wo uns ein ca. 15 minütiger Film über den Scientology Gründer Lafayette Ron Hubbard vorgeführt wurde. Anschliessend standen uns der Mann und seine Frau für allerlei Fragen zur Verfügung. Sonderlich viel Neues kam dabei allerdings nicht heraus, da alle Antworten, die wir bekamen, stark den Angaben, die man auf Scientology-Seiten im Internet findet, glichen.Zu guter Letzt wurden wir fast schon kontrollierend gefragt, wie denn jetzt unsere Meinung über Scientology wäre und ob der Vortrag eher negativ oder positiv gegenüber Scientology ausfallen werde. Zur Verabschiedung bekamen wir noch einen Händedruck, und eine Wagenladung verschiedenster Scientology Prospekte und Videos.

Während meines Besuchs wurde mit mir auch die eigene, scientologische Technik des Auditings durchgeführt – allerdings ohne E-Meter, weshalb man es eigentlich nicht wirklich als Auditing bezeichnen kann. Das Auditing ist eines der bekanntesten Verfahren von Scientology. Zum Auditing benötigt es zwei Personen. Auditoren sind meistens Leute, die für Scientology arbeiten und als Auditor ausgebildet sind. Der Auditor stellt der anderen Person gezielte Fragen zu ihrer Vergangenheit. Die andere Person, welche als «Pre-clear» bezeichnet wird – also jemand der noch nicht clear ist – beantwortet diese Fragen. Indem der Auditor den «Pre-clear» immer wieder auffordert, bestimmte schmerzhafte Erlebnisse seiner Vergangenheit genauestens zu schildern, sollen Engramme – das sind in der Scientology-Sprache schmerzhafte, traumatische Erlebnisse – aufgelöst werden. Jemand, der keine Engramme mehr hat, ist ein clear, also jemand, der gereinigt wurde. Zur Hilfe der Aufspürung von Engrammen hält der «Pre-clear» einen «E-meter» in den Händen, das ist eine Art Sensor, der ähnlich wie ein Lügendetektor funktioniert. Wenn der Auditor mit seinen Fragen beim «Pre-clear» einen wunden Punkt erreicht, bewegt sich die Nadel, welche mit zwei büchsenartigen Geräten, die der «Pre-clear» wie gesagt in der Hand hält, verbunden ist.  So heisst es das auf jeden Fall bei Scientology. Es wurde allerdings aber erwiesen, dass der «E-meter» keine wirkliche Funktion hat und auch keine schmerzhaften Erlebnisse aufspüren kann. Er dient lediglich zur Verunsicherung des «Pre-clears» und soll den Druck, die Wahrheit zu sagen verstärken. Jede Auditing Sitzung wird mit Kameras aufgenommen und mit den Notizen und den Aufnahmen fertigt Scientology eine Akte über jedes Mitglied an.  Mit diesen Akten, welche privateste Inhalte enthalten, können die Anhänger der Organisation nötigenfalls unter Druck gesetzt werden.

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