Ein pochendes Herz, nass-kalte Hände, abgehakter Atem und das Gefühl von totaler Verlorenheit. Du stehst vor Leuten, solltest ihnen etwas erklären, auf eine Frage antworten oder einfach nur deine Meinung sagen. Doch du gerätst völlig aus dem Konzept, weisst nicht was tun und dein erster Gedanke haftet an dem grossen schwarzen Loch, dass sich am liebsten unter dir öffnen und dich verschlucken sollte.
Kommt dir das bekannt vor?
Wenn ja, dann fühl dich getröstet, denn es ergeht auch den Besten immer wieder einmal so. Unsicherheit überkommt uns immer wieder in verschiedenen und unerwarteten Situationen, sodass wir gar nicht mehr anders als überrumpelt sein können. Doch genau an dieser Stelle kommt das Sabta-Konzept ins Spiel.
Sabta, eine Eigenkreation meines Physiklehrers, ein Mensch, der jeder Tag vor Schülern steht und referiert. In einem solchen Job oder Position immer alles zu wissen und auf jede Frage antworten zu können scheint unmöglich, deswegen gilt für ihn folgender Grundsatz: Sabta: Souveränes Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit.
Sabta in Anwendung
Was ist denn nun genau damit gemeint? Bei Sabta geht es darum, sich und seine Zuhörer nicht mit der eigenen Unsicherheit noch mehr aus dem Konzept zu bringen. Zu wissen, dass man sich bei einer zu beantwortenden Frage nun auf ein ungewisses Terrain begibt, kann Stress auslösen. Diesen sich anmerken zu lassen, verschlimmert aber alles. Dies soll aber nicht bedeuten, dass du nicht gestresst sein sollst. Wie soll das auch bewerkstelligt werden? Nein, viel wichtiger ist, es dir nicht anmerken zu lassen. Trotz Ahnungslosigkeit ist das Bewahren der Ruhe entscheidend.
Dies lässt nämlich niemanden so schnell daran zweifeln, dass du vom Fach bist. Es vermittelt den Eindruck von Sicherheit und am allerwichtigsten, es holt dich auch selbst wieder runter. Panik und Stress verwirren uns, sie lassen uns die einfachsten Antworten und Lösungen nicht mehr erkennen, weil unsere Gedanken viel zu weit weg von dem eigentlichen Ziel sind. Doch wenn du im Sinne von Sabta handelst, lässt du dich nicht aus der Ruhe bringen. Erinnere dich an alles, was du weisst und nicht an das, was du nicht weisst. Aus diesem Grundstock an Wissen musst du nun versuchen, etwas zu formen.
Musst du einen Komplizierten Zusammenhang erklären, dann bleib erst einmal bei den Fakten. Du kannst dich somit selbst davon überzeugen, dass du die Grundzüge verstehst und vermittelst dies auch bei den anderen. Ist dies erst einmal laut ausgesprochen kommt es zu dem oft vor, dass sich die Zusammenhänge zu den anderen Gedankenfetzen, die du vorerst nicht ordnen konntest, langsam zurückkehren.
Wie ein Auftritt
Es mag seltsam klingen, doch Vorträge, Präsentationen, öffentliche Reden oder auch mündliche Prüfungen gleichen weniger einer Alltagssituation als einem Schauspielauftritt. Schliesslich begeben wir uns in eine Rolle, die wir so nicht jeden Tag spielen. Wir müssen anders auftreten, werden aktiv beobachtet und stehen sozusagen im Rampenlicht. Von 0 auf 100 zum kompletten Schauspieler zu werden und eine perfekte Rolle zu spielen ist an dieser Stelle nicht das, was erwartet wird. Viel entscheidender ist deine innerliche Haltung. Denn du weisst, dass du in diesem Moment nicht ganz du selbst bist. Dass du teilweise einen Schein aufbauen musst, was deine eigene Sicherheit angeht. Denn nur so kannst du zu einem souveränen Auftreten gelangen. Indem du versuchst, Ängste und Unsicherheiten zu überspielen. So schirmst du nämlich nicht nur den inneren Schweinehund von der Aussenwelt ab, sondern zähmst ihn auch in dir selbst.
Genau dies ist der Grundgedanke von Sabta. Ich hoffe natürlich, dass dir dieses Konzept das nächste Mal helfen kann, wenn dich die Ahnungslosigkeit zu übertrumpfen versucht und wünsche dir jetzt schon viel Glück bei deiner nächsten öffentlichen Rede, mündlichen Prüfung oder Vortrag!