Guuggenmusigen und Kult-Ur-Fasnächtler Lozärn

Was heute bei der Fasnacht nicht mehr wegzudenken ist, ist die Musik.

Es gibt viele Guuggenmusigen in der Schweiz und im Ausland. Doch alles hat seinen Anfang – mit der 1. Guuggenmusig von Luzern! Der Startschuss fiel bei uns 1948, als Sepp Ebinger 1948 die erste Luzerner Guuggenmusig gründete. Bis 1948 zogen Jungen und Mädchen mit Kuhhörner durch Strassen und Gassen um die Wintergeister zu vertreiben. Dieses «Geguugge» hatte noch wenig mit der Guuggenmusig zu tun. Als zweites kam 1949 die «Chatzemusig» dazu, 1950 die «Bohème-Musig». Schlag auf Schlag wurden weitere Guuggenmusigen gegründet. In der heutigen Zeit ist die Guuggenmusig nicht mehr von der Luzerner Fasnacht zu trennen – der Rhythmus bringt die Stadt zum vibrieren. Im Vergleich zu früher wurden die Masken und Gewänder immer professioneller, die Lieder immer populärer und qualitativ besser, das Fest immer beliebter. Oftmals werden hunderte von Stunden in Bastelarbeiten investiert, Masken nehmen grössenwahnsinnige Ausmasse an (nicht selten können die Grinden über 10 Kg wiegen).

«Grind» der Guuggenmusig Loppergnome

Teils aus Guuggenmusigen entstanden, teils auch ganz neue Formatierungen widmen sich dem Wagenbau. Sie fokussieren sich ausschliesslich auf die Gestaltung eines Fasnachtswagens. Die Kult-Ur-Fasnächtler Lozärn gibt es seit 1993 und ist der Zusammenschluss aus verschiedenen Wagenbaugruppen. Ihr grösstes Anliegen ist: Kreativität und Originalität zu fördern. Die bis ins letzte Detail geplanten Wagen, mit lauter Musik veranstalten immer mal wieder ein «Zögli» durch die Stadt und lassen sich von Gross und Klein bewundern. Auch gibt es Wagenbaugruppen innerhalb einer Guuggenmusig, da heute viele Musigen einen Kaffee oder Umzugswagen besitzen.

Bücherwagen der Guuggenmusig Kracher Lozärn

Fasnachtsumzüge

Am Donnerstagnachmittag findet der erste von zwei Umzügen durch die Stadt (ab Hofkirche) statt. Es ist der Tag der Zunft zu Safran und dementsprechend wird der Fritschiwagen mitfahren. Angemeldete Guuggenmusigen, Gruppierungen und Wagenbaugruppen, aber auch «wilde» Gruppierungen, präsentieren ihre neuen und detailreichen Sujets. Diese können politischer, gesellschaftlicher, tierischer oder fantasiereicher Natur sein. Hauptsächlich steht aber das handwerkliche Geschick bei den sogenannten «Grende» (Masken) im Vordergrund.

Seit 1951 bilden die vier Gesellschaften das Luzerner Fasnachtskomitee und organisieren die Umzüge anstatt sich zu Konkurrenzierung. Der zweite Umzug findet am Nachmittag des Güdismontag statt und gestaltet sich ähnlich dem vom SchmuDo. Der Umzug der Weyzunft gibt es seit 1925. Unterschied ist, dass anstatt des Fritschwagens der Wey- Frosch mitfährt. Am Morgen findet von der Wey-Zunft nochmals eine Tagwache um 6 Uhr statt, ohne Urknall und «Fötzeliräge».

Ein weiterer Höhepunkt ist der «Monstercorso», dieser findet am Dienstagabend statt. An diesem Umzug nehmen ausschliesslich Guuggenmusigen teil – und zwar alle! Ein bombastisch, lauter und farbenfroher Abschluss für die finalen Stunden. Über die Seebrücke durch die Altstadt bahnt sich der Umzug seinen Weg und spätestens jetzt können alle Sujets betrachtet werden. Denn der Umzug dauert bis zu drei Stunden. Bei über 80 Guuggenmusigen und Auswärtigen ist es schlichtweg unmöglich, alle an den rüüdigen Tagen anzutreffen. Die Reihenfolge ist nach Jubiläum und dahinter folgen die Guuggenmusigen dem Alter entsprechend. Wenn der Monstercorso am Ende angelangt ist, wird nochmals tief in die Nacht gefeiert, um am 28. Februar 2019 wieder zu erwachen. Alle Umzüge werden im Übrigen live übertragen und kommentiert (Tele1).

Guugerbaum

Er ist das Wahrzeichen der Vereinigten Guuggenmusigen. Jeweils am Mittwochabend vor dem Urknall wird der traditionelle «Guuggerbaum» am Kornmarkt (bei der Rathaustreppe) gestellt. Kleine Fahnen mit dem Logo der Guuggenmusigen schmücken den Baum.

Welche vier Zünfte gibt es, welche das Fasnachtskomitee bilden?

Ursprünglich bestanden Zünfte aus dem Zusammenschluss von Menschen mit der gleichen Berufsausübung (Handwerker). Die Zunft zu Safran ist die älteste Zunft im LFK (Luzerner Fasnachtskomitee).  Der genaue Gründungszeitpunkt ist nicht bekannt, ca. um 1400. Reichtum und Ansehen erlangte die Zunft im 16./17. Jahrhundert durch ihr Gewürzmonopol und der eigenen Pulverstampfe. Das Zunftlokal ist seit 1922 der Nölliturm (einer von 9 Türme der Museggmauer in Luzern). Die Zunft besteht aus über 400 Mitgliedern (männlich), woraus sich der Fritischivater (Zunftmeister) und 7 Zunfträten bilden. Kriterien sind: Stadtbürger von Luzern mit einer politisch gutbürgerlichen Gesinnung zu sein. Nach alter Tradition fährt der Fritischiwagen während des Fasnachtsumzuges am SchmuDO drei Mal um den Fritischibrunnen herum.

Das Gründungsdatum der zweiten Zunft, die Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern, ist auf 1819 datiert. Ihre genannten Ziele bestehen aus: «Der Zweck der Gesellschaft: pflege die Freundschaft, vertreten von liberalem Gedankengut, Förderung des Maskenwesen und Unterstützung der Luzerner Fasnacht.» Die Zunft besteht aus 50 Mitgliedern und besitzt neben ihren Zunft Ort, dem Empire-Festsaal am Süesswinkel, eine Maskensammlung, eine lückenlose Sammlung der Fasnachtsplakette und leisten einen wichtigen Beitrag zur Durchführung und Erhaltung des Luzerner Fasnachtsbrauchtums.

Die Fidelitas Lucernensis, die 3. Zunft (Gründung 1892). Die Mitglieder bestehen aus 120 traditionsbewussten und fröhlichen Bürgern. Zu ihrem Aufgabengebiet gehört unter anderem die Unterstützung des Luzerner Fasnachtsbrauchtums, Unterhalt des Gesellschaftslokals im Rathausturm, Mitglied im LFK.

Die 4. und letzte Zunft im LFK: die Wey-Zunft (Gründung 1925). Ihr Name und ihr Wappen finden ihren Ursprung in den Sümpfen des Luzerner Wey-Quartiers, wo einst der Frosch besiedelt war. Zurzeit sind es 60 aktive Mitglieder. Durch die Teilnahme an den Fasnachtsumzügen, Herausgabe des Fasnachtsblattes «Wey-Zytig» und Mitarbeit im LFK wird die Luzerner Fasnacht gefördert und als Ehrentag gehört ihnen der Güdismontag. Das Zunftlokal der Wey-Zunft befindet sich ebenfalls in der Museggmauer, im Pulverturm.

Probleme

Mit schwindenden Besucherzahlen kämpft die Fasnacht nur an sehr stürmischen, regnerischen, kalten oder verschneiten Fasnachtstagen. Doch selbst dann finden sich noch etliche hartgesottene Fasnächtler in der Altstadt ein. Für jedes Wetter gibt es geeignete Kleidung und mit etwas Kreativität kann jede Verkleidung stilvoll gestaltet werden. Nein, die Besucherzahl ist definitiv kein Problem der beliebten Luzerner Fasnacht – eher das Gegenteil. An manchen Plätzen gab es viel zu viele Menschen und ein Durchkommen gestaltete sich schwierig. Es werden aber laufend neue Konzepte umgesetzt, um einen Menschenauflauf zu verhindern. Ebenso sind Touristen (aus dem fernen China) nicht so gern gesehen, da die detailgetreuen, ausgeschmückten und farbenfrohen Fantasiegestalten im Blitzgewitter der Touristen untergehen. Neben den Fasnachtstouristen hat eine zweite Entwicklung sich in den letzten Jahren abgezeichnet – die traditionellen Guuggenmusigen werden an manchen Stellen durch die Musik der Technowagen übertönt.

Um ein friedliches Miteinander Feiern zu ermöglichen gilt es sich an wenige Regeln zu halten, die ihr hier findet.

Uf en rüüdigi Fasnacht!

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