Wer mich kennt, weiss, dass ich üblicherweise ein Thema aufgreife und genauer analysiere. Dieses Mal gibt es aber in der Schweizer Medienlandschaft gleich mehrere Ereignisse, über die es sich zu berichten lohnt.
Zambo stellt den Fernsehbetrieb ein – Das Schweizer Fernsehen, sein Kinderprogramm und das angespannte Verhältnis
Als das Schweizer Fernsehen und Radio DRS zusammen geführt wurden, wurde die Kinderredaktion noch vor der eigentlichen Fusion gemeinsam geführt. Um diese Zeit war sie deshalb das Vorzeigeprojekt für eine medienkonvergente Zusammenarbeit, das heisst, eine Redaktion betreut gleichzeitig Fernsehen, Radio und Internet. Umso schockierender war die Bekanntgabe der Einstellung von Zambo im Fernsehen. Als Jugendmagazin müssen wir uns entschieden dagegen wehren: Einige der aktuellen tize-Aushängeschilder unternahmen bei Zambo ihre ersten Schritte in der Medienwelt. Die Tätigkeit der Zambo-Redaktion beschränke sich ab November ausschliesslich auf die Radiostunde und die Internetpräsenz. Die offizielle Begründung, dass Zambo keinen Sendeplatz im Fernsehen mehr erhält, ist, Zambo fände die Zuschauer nicht mehr, am bisherigen Ausstrahlungsplatz seien hauptsächlich Erwachsene vor dem Bildschirm. Die Kinder würden ihre Fernsehangebote ohnehin im Internet konsumieren, weshalb nun vermehrt Videoinhalte für Kinder exklusiv im Internet angeboten werden. Ein Schritt, der die Gegnerschaft der SRG wieder auf den Plan ruft, da diese dagegen sind, dass die SRG online only Bewegtbilder liefert. (Unter der Bezeichnung Bewegtbilder sind alle audiovisuellen Angebotsformen wie allgemeine Videos, ganze oder partielle TV-Sendungen, Videopodcasts oder sonstige bewegte Bilder, die im Internet zu Verfügung stehen, zu verstehen.)
Schlechter Scherz
Vor Kurzem wurde viel über die missglückte Aktion von „Verstehen Sie Spass“ bei „Happy Day“ berichtet und geschrieben. Als Protagonist einer „Happy Day“-Folge habe ich eine persönliche Beziehung zur Sendung, weshalb ich nicht verstehe, wie „Verstehen Sie Spass“ eine solche Aktion durchführen konnte. Im Verhältnis wirkt sie eher klein und uninspiriert,
denkt man an die glorreichen Tage von Kurt Felix und Paola, in deren Sendungen es schon einmal vorkam, dass, eigens für einen Einspieler mit der versteckten Kamera, am Matterhorn ein Kiosk aufgebaut wurde. Ein solches Niveau strebte auch Guido Cantz in den vergangenen Folgen an und weckte so mein Interesse. Dass sich wiederum die Macher von „Happy Day“ auf den Scherz eingelassen haben, erscheint mir auch nicht nachvollziehbar. Sie müssen sich immer den Vorwurf aussetzen, die Elemente der Sendung aus dem deutschen Privatfernsehern übernommen zu haben und zudem könne eine solche Sendung auch ein Schweizer Privatsender produziert werden, so der allgemeine Kritikertenor. Die Begründung der Macher ist dann jeweils, dass sie mit besonderer Sorgfaltspflicht an die Protagonisten der Sendung und das Herstellen der Beiträge herangehen. Dass dieser Umstand der Wahrheit entspricht, durfte ich aus eigener Erfahrung erleben. Wenn diese Glaubwürdigkeit nun dauerhaft beschädigt ist, hat die Sendung in Zukunft ein Problem; man stelle sich nur vor, Röbi Koller und sein Team hätten, wie im Scherz suggeriert, tatsächlich den Vater der Protagonistin verwechselt, die Sendung wäre heute zu Recht abgesetzt.
Negative Entwicklung bei Joiz
tize.ch berichtete am 29. August 2016 bereits über die Einstellung des Schweizer Senders Joiz. Damals war geplant, den deutschen Ableger weiter zu führen. Aus diesem Vorhaben wird nun bekanntlich nichts. Was ist passiert?
Die Schweizer Muttergesellschaft hat die deutsche Unternehmenseinheit an den Immobilieninvestor Uwe Fabich verkauft, damaliger Vermieter der Räumlichkeiten an Joiz Germany. Bevor die Eigentumsrechte von den Schweizer Konkursrichtern offiziell übertragen worden waren, trat Uwe Fabich als Geschäftsführer auf. Gegenüber gründerszene.de gab er via Interview bekannt, dass die Moderatoren auf jeden Fall (Zitat)„keine Games oder so einen Scheiß in der Sendung besprechen.“ Dies kam bei der game-affinen Moderatorenriege gar nicht gut an, worauf hin die Diskussion am Sender öffentlich thematisiert und geführt wurde. Das Team von Joiz entschied zwei Wochen nach Einstellung des Schweizer Senders, seinen Betrieb ebenfalls einzustellen. An Stelle von herkömmlicher Werbung wurden in der letzten Sendung mit Absicht schlecht produzierte Game-Tipps ausgestrahlt. Zur Zeit der Einstellung ging man noch davon aus, dass zumindest ein Teil des Teams Mitte Dezember unter neuem Namen und in neuen Räumlichkeiten wieder auf Sendung wäre. Mittlerweile ist jedoch klar, dass das Projekt nicht weiterverfolgt wird, da Uwe Fabich zum Zeitpunkt seiner Entscheidung noch gar nicht rechtskräftiger Eigentümer war. Die deutsche Unternehmenseinheit ist somit nur wenige Wochen nach dem Schweizer Original ebenfalls Konkurs.
von Michael Küng