In neuer Formation ging Qeller 2023 beim Zürcher Bandwettbewerb als Gewinner hervor. Im Interview erzählt uns der Kopf hinter Qeller ein halbes Jahr danach, was seither bei ihm und der Band passiert ist.
Hinter Qeller verbirgt sich David Keller. Er schreibt deutsche Indie Pop Songs mit berührenden und aufrüttelnden Texten und hat 2023 bereits zum vierten Mal am Band-it teilgenommen. Die ersten zweimal nahm er mit seiner damaligen Band teil, 2022 erstmals als Solokünstler unter dem Namen «Qeller» und 2023 mit einer neuen, bunten und energiegeladenen Band bestehend aus Arno, Timon, Philippe und ihm.
David, ihr habt letztes Jahr beim Band-it Finale gewonnen. Wie habt ihr den ersten Platz wahrgenommen und wie geht es euch heute?
Als wir im August gewonnen haben, war ich völlig überwältigt und überglücklich. Ich habe schon ein paar Mal beim Band-it mitgemacht. Dann schlussendlich beim x-ten Anlauf endlich zu gewinnen, war völlig absurd.
Hast du selbst gar nicht mehr daran geglaubt, im Finale zu gewinnen?
Ich habe schwer daran gearbeitet, sagen wir’s mal so. Wir haben an unserem Auftritt gezeigt, was wir können, wussten aber nicht, ob es der Jury gefällt. Irgendwie hat es dann mit dem Sieg geklappt, obwohl die Konkurrenz gross war und super Musiker*innen an diesem Nachmittag gespielt haben. Jetzt, ein halbes Jahr später, erinnere ich mich vor allem daran, wie «amazing» das war, all die Emotionen, ein Konzert zu spielen etc. Ich bin an diesem Tag das erste Mal in dieser Formation auf der Bühne gestanden. Gegen den späteren Abend haben sich immer mehr Zuschauer auf dem Platz versammelt und es hat einfach so viel Spass gemacht diesen Gig zu spielen. Durch unseren Gewinn wurde dieses ohnehin schon einmalige Erlebnis noch viel krasser. Dieser Nachmittag/Abend war bzw. ist immer noch mit sehr vielen Emotionen verbunden.
Du hast am Band-it zum ersten Mal in dieser Formation gespielt. In dieser Formation geübt habt ihr erst 2 Tage vor dem grossen Finale. Hattest du keine Angst, dass etwas schiefläuft?
Ich war mir sehr sicher, dass das alles gut kommt. Die Kollegen, die noch spontan dazu gekommen sind, kenne ich alle relativ gut und weiß, dass sie musikalisch auf der Höhe sind. Ich hatte für sie Sheets vorbereitet, die sie zu Hause anschauen und üben konnten. So konnten sie sehen, wie das Lied aufgebaut ist. Dann haben wir intensiv eine einzige gemeinsame Probe gehabt. Ich glaube, das lag vor allem daran, dass wir so viel Spass hatten, zusammen Musik zu machen und zusammen auf der Bühne zu tanzen. Ich war trotzdem ein bisschen überrascht, dass es so gut geklappt hat.
Das klingt nach einer wahnsinnig schönen Erfahrung!
Ja, es war wirklich mega schön! Das Vertrauen zueinander und in die Performance war da.
Ob wir die Songs genau so gespielt haben, wie ich mir das ausgedacht hatte, weiss ich auch
gar nicht mehr. Vielleicht gab es an der einen oder anderen Stelle auch kleine Fehler oder
eine Unsicherheit.
Wir haben am 17. Februar ein Konzert in Berlin gespielt, auch wieder in dieser Formation.
Das hatten wir zuletzt vor einem halben Jahr am Band-it gemacht. Auch in diesem Fall
hatten wir lediglich einen Tag vor dem Auftritt eine Stunde zusammen geprobt und vor
allem geübt, wie ich Zeichen geben soll, damit alle Bescheid wissen, dass wir in den nächsten
Teil des Liedes wechseln. Wir liessen es also offen, ob ein Song im ersten Teil 3 Durchgänge
hat und der nächste Teil dann 5 mal kommt. Wir spielen, ich gebe ein Zeichen und dann geht es über in den nächsten Teil des Songs. Der Auftritt an sich ist also sehr interaktiv gestaltet
und es ist viel Kommunikation notwendig.
Überlegst du dir vorher, wie viele Durchgänge du in einem Lied spielen willst, oder entscheidest du dich manchmal spontan?
Ich zähle selbst nicht mit während der Performance, aber ich kenne meine Songs gut genug,
um zu spüren, wann der nächste Teil kommt. Das ist bei meinen Bandmitgliedern mangels
Proben eher nicht der Fall. Ich glaube sogar, wir haben schon mehr Konzerte gespielt, als
zusammen geprobt.
Hast du im letzten halben Jahr an deiner Musik
weitergearbeitet?
Ja, da ist sehr viel passiert. Noch bevor ich nach Berlin ging, war ich im Studio und habe meine ersten Aufnahmen gemacht. In Berlin sind dann sehr viele neue Songs entstanden, ich hatte dort eine Songwriting-Phase. Von diesen Songs habe ich bereits Demoversionen aufgenommen und nun zurück in der Schweiz kann ich die Songs mit der Band üben. Da wir im Sommer an einigen Festivals auftreten werden, brauchen wir noch mehr Material für die Bühne.
Du hast von den Studioaufnahmen erzählt. Können wir deine Songs schon online irgendwo hören?
Die Studioaufnahmen sind noch in Arbeit. Ich habe aber schon wieder einen neuen Studiotermin und wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass wir eine erste Studio-Single releasen können. Davor werden aber noch zwei Live-Videos released, «Regentanz» bereits am 17. März. Das wird mein erster Release sein, den wird man aber noch nicht auf Streaming Plattformen wie z.B. Spotify finden, sondern auf Youtube. Erst die
Studioversionen werden auf Spotify erscheinen.
Du warst zuerst als Solokünstler unterwegs, jetzt mit Band. In einem Interview hast du mal vom «Qeller Kollektiv» gesprochen. Was hat es damit auf sich und ist das immer noch aktuell?
Das ist nach wie vor das Konzept. Das Ganze soll flexibel sein und auch flexibel bleiben. Momentan ist es so, dass ich Shows zusage und erst später plane, was wir genau spielen und wer dabei sein wird. Das ist zwar ein wenig aufwändig und kann auch mal anstrengend sein, aber so bleibt es interessant. Nicht nur für uns selbst als Band, sondern auch für das Publikum. Wir möchten, dass auf der Bühne eine Kommunikation stattfindet, dass Spontanität vorhanden ist und dass der Sound genau den Leuten entspricht, die mit mir zusammen auf der Bühne stehen. So ist es immer ein wenig anders.
Wir möchten nicht wie eine Maschine sein, die einfach nur ihr Programm runterspielt, so wie sie es schon 500-mal geprobt hat.
David Keller
Das klingt sehr erfrischend und abwechslungsreich, ich kann mir aber vorstellen, dass das nicht immer ganz einfach ist. Braucht das nicht sehr viel Vertrauen?
Ja, Vertrauen ist ein sehr wichtiger Punkt. Alle Menschen, die bisher am Projekt beteiligt sind, sind gute Freund*innen von mir. Bei diesen weiss ich, dass ich auf ihre musikalischen Fähigkeiten vertrauen kann und auch darauf, dass sie Teil dieses Projektes sein wollen. Ich bin mir sicher, dass ich für die Auftritte immer genügend Leute finde. In meinem Umfeld hat es noch genügend andere musizierende Menschen, die einspringen könnten. Das ist auch etwas, was ich mega schön fände: Die Wolke an Menschen in diesem Kollektiv zu vergrössern.
Letzte Frage: Hast du für die diesjährigen Band-it Teilnehmer*innen einen Rat?
Ich hätte ganz viele Tipps. Das Wichtigste ist: Mach einfach mit! Es hat nur Vorteile, auch
wenn man noch sehr jung und unerfahren ist und du noch keine Bühnenerfahrung hast. Ich
war etwa 15 Jahre alt bei meinem ersten Auftritt auf einer professionellen Bühne am Band-
it. Diese Erfahrung war für mich unglaublich wertvoll. Einfach nur dort zu stehen, egal wie
die Performance am Schluss ist. Sich auf diese Bühne zu trauen, Songs zu spielen und am
Ende von einer professionellen Jury ein konstruktives Feedback zu erhalten, bringt euch
weiter. Mir hat diese Erfahrung in meinem Werdegang sehr fest geholfen. Das Einzige, was
es braucht, ist Mut auf diese Bühne zu stehen und dann kommt alles gut.
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