«Hat das nicht weh getan?» ist die klassische Frage, die ich momentan sehr häufig gestellt bekomme. Der Grund dafür: Wer mich etwas genauer anschaut, erkennt die zwei kleinen Kügelchen, die verbunden durch einen feinen Ring aus meinen beiden Nasenlöchern hängen. Oder anders formuliert: Sie sehen mein neues Septum Piercing, zu dem ich dir im Folgenden einiges erzählen werde.

Vier Jahre hat es gedauert, bis ich mich endlich auf den ominösen Stuhl – oder in meinem Fall eher Schragen – des Piercers gewagt habe. Immer habe ich die Leute bewundert, die es gewagt haben, sich dieses Piercing machen zu lassen. Dass ich es selbst nun erst so viel später auch getan habe, hatte zwei Gründe: Der von allen erwartete und bereits erwähnte Schmerz und zusätzlich noch die Sorgen über Reaktionen von anderen Menschen, da Piercings noch immer nicht von ganz allen gesellschaftlich akzeptiert sind. Doch all das rückte in den Hintergrund, als eine Freundin von mir spontan entschied, sich zwei Piercings am Ohr zu machen und mich fragte, ob ich nicht mitkommen wollte. Eigentlich war der Wunsch, ein Piercing zu machen, gerade eher im Hintergrund meiner Gedanken, doch nun lebte er erneut auf. Wieso eigentlich nicht?

Ein mulmiges Gefühl

Da ich schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, mir ein Septum machen zu lassen, wusste ich natürlich schon einiges im Voraus. Beispielweise das nicht direkt durch den Knorpel der Nasenscheidewand gepierct wird (DAS würde weh tun!), sondern durch das feine Häutchen unten dran. Allerdings kann das je nach Nase schwierig werden, da viele nicht eine komplett gerade Nase, beziehungsweise eine gerade Nasenscheidewand haben. Doch davon liess ich mich mit einer, von mir aus gesehen recht geraden Nase, nicht abhalten. Die etwas mulmigen Gefühle kamen erst, als ich bereits im Studio sass und das Kontaktformular ausfüllte. Jetzt wird’s ernst, dachte ich, gerade als meine Freundin und ich dann über das Stechen und spätere Heilen informiert worden sind.

Wer denn zuerst will, wurden wir gefragt. Schnell meldete ich mich, denn ich konnte jetzt nicht noch zusehen, wie meiner Freundin zwei Piercings gestochen wurden, während ich selbst schon grosses Herzklopfen hatte. Entsprechend lag ich dann sehr schnell auf dem Schragen und sah meinem Piercer des Vertrauens zu, wie er fein säuberlich alle Hygienevorschriften auf seiner Liste durcharbeitete. Danach testete er mit einem Fake-Ring erstmal aus, wo sich dann ungefähr mein echtes Piercing befinden würde. An den entsprechenden Stellen meiner Nasenscheidewand zeichnete er dann an, wo in wenigen Minuten die Nadel angesetzt werden würde.

Jetzt oder nie… jetzt oder nie…

…sprach die Stimme in meinem Kopf zu mir. Ich hatte bis dahin schon einige kleine Schmerz Tränchen verdrückt, da der Fake-Ring sehr eng war und entsprechend etwas weh getan hat beim Einsetzen und Rausnehmen. Doch ich war bereit für das, was kommen würde. Trotzdem war ich erst etwas verwirrt, als ich das «Instrument» sah, das sich nun meiner Nase näherte. Wie mir Google später verriet, nennt es sich Septumklemme und ist eine Art grosse Pinzette, die an den Enden zwei kleine Zylinderförmige Öffnungen hat.  Wenn diese Öffnungen perfekt auf den angezeichneten Punkten liegen, kann es losgehen. Durch die Öffnungen wird die Nadel gestochen.

Ich war überrascht und auch etwas verwirrt. War’s das jetzt? War das der Stich? Steckt die Nadel schon? Wie kommt jetzt eigentlich der Ring rein? Fragte ich mich in den Moment, in dem wohl soviel Adrenalin ausgeschüttet wurde, dass ich mir gar nicht sicher war, ob der von mir erwartete Schmerz nun schon eingetroffen ist oder nicht. Aber tatsächlich, der kurze Stich (der tatsächlich weniger wehtat als das Einsetzen und Rausnehmens des Fake-Piercings) war die Begleiterscheinung der kurzen Nadel, die nun in meiner Nase steckte. Und während der Piercer noch mit mir spasste, setzte er mit kurzen Handgriffen den Ring in meiner Nase ein und entfernte die Nadel. Kurz und vielleicht nicht ganz schmerzlos, doch auf jeden Fall viel weniger schlimm, als erwartet.

Mein Fazit

Nun also meine Antwort auf die Frage, ob das Stechen eines Septums weh tut: Bei mir nicht wirklich doll. Allerdings ist das Schmerzempfinden jedes Menschen anders. Da ich mich allerdings als empfindlich wie eine Mimose einstufen würde, wenn es um Schmerz geht, würde ich sagen, ich bin eher an der unteren Grenze was Schmerzresistenz angeht. Wenn du also ein normales Schmerzempfinden hast, einen guten Piercer kennst und auch schon mit dem Gedanken gespielt hast, dir ein Septum zu machen: Wieso nicht? 

Gerade mit den offenen Circular Barbell Ringen ist es besonders praktisch, da ein solcher  auch nach innen geklappt werden kann, wenn ein Piercing beispielweise am Arbeitsplatz nicht gerne gesehen wird. Und wenn es dir aufhört zu gefallen, dann kann es herausgenommen werden ohne, dass eine Narbe zu sehen ist.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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