Laut Duden ist «Fernweh» die Sehnsucht nach der Ferne. Es gibt nicht viele andere Sprachen neben dem Deutsch, die es schaffen, dieses Gefühl in Worte zu fassen, doch genau das macht das Wort Fernweh mit einer fast schon lächerlichen Einfachheit. Denn genau das ist Fernweh, Sehnsucht nach der Ferne, nach der Fremde, nach dem Unbekannten. Vielleicht auch Sehnsucht danach sich irgendwo fremd zu fühlen, sich selbst neu zu erfinden und sein normales Leben ein bisschen hinter sich zu lassen Eigentlich ist Fernweh so viel mehr als nur die Sehnsucht nach der Ferne, aber trotzdem ist es auch genau das. Und manchmal ist Fernweh auch ein bisschen Heimweh.
Ich möchte Weltenbürger sein, überall zu Hause und überall unterwegs.
– Erasmus von Rotterdam –
Vor kurzem war ich in Zürich am Flughafen. Nicht weil ich dort gelandet wäre oder um irgendwohin zu fliegen, sondern mehr oder weniger einfach so. Ich war gerade erst vor ein paar Wochen von einer grossen Reise zurückgekommen und ganz froh wieder zu Hause zu sein, doch beim blossen Anblick der Abflugtafeln und der startenden Flugzeuge überkam mich eine scheinbar unerklärliche Unruhe. Ich wäre am liebsten ins nächstbeste Flugzeug gestieg und einfach irgendwohin geflogen, hauptsache weg. Es wäre mir egal gewesen, ob ich irgendwo in der Wüste gelandet wäre oder in einem Schneesturm, ob ich dort schon einmal gewesen bin oder nicht, oder ob ich irgendjemanden dort gekannt hätte oder nicht. Ich hatte Fernweh.
Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum.
– Hermann Keyserling –
Das spannende an Fernweh ist ja, dass man Sehnsucht hat, aber nicht genau sagen kann wonach. Es sind viele Dinge, die Fernweh in sich vereint: Die Neugierde auf das Unbekannte, der Wunsch neue Menschen zu treffen, neue Kulturen kennen zu lernen, das Verlangen danach einfach mal aus seinem Alltag auszubrechen, die schlichte Freude am Reisen, der Versuch, sich selbst zu finden und vielleicht auch ein bisschen neu zu erfinden, und noch vieles mehr.
Vielleicht ist Fernweh auch ein bisschen Sehnsucht nach Heimweh, denn wann sonst hat man Heimweh, wenn nicht wenn man unterwegs ist. Umso weiter weg von zu Hause man ist, desto grösser ist doch das Heimweh und dabei bedeutet Heimweh nicht zwingend, dass man seine Freunde oder Familie vermisst. Für jeden Menschen ist Heimat etwas anderes und besonders beim Reisen kann man da viel über sich selbst erfahren. Denn das was man vermisst, das wonach man Heimweh hat, das ist Heimat. Fernweh nach Heimweh, also ein bisschen sich selbst finden und kennen lernen (wollen).
Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben.
– Theodor Fontane –
Als ich damals am Flughafen stand, bin ich natürlich nicht einfach in ein Flugzeug eingestiegen und davon geflogen, wie ich das gerne getan hätte. Ich bin natürlich wieder nach Hause gefahren, aber die innere Unruhe ist geblieben, wenn auch nur ein bisschen. Diese Sehnsucht nach der Ferne, der Wunsch aus der eigenen Komfortzone auszubrechen und neues zu sehen wir wahrscheinlich nie verschwinden, aber darüber bin ich eigentlich ganz froh.