Was ist eigentlich unter dem Begriff ‘Daten’ zu verstehen? Und inwiefern können diese eine Gefahr für die Privatsphäre und Freiheit darstellen? Um diese Fragen dreht sich der folgende zweite Teil der Artikelserie zum Thema Datensicherheit.
Der Begriff ‘Daten’ kann in den meisten Kontexten relativ synonym zum Wort Informationen verstanden werden. Oftmals werden mit Daten konkret Messwerte aus beliebigen Beobachtungen bezeichnet, nicht selten als simple Zahlenwerte. Im Zusammenhang von Datensicherheit im Internet werden Daten als Messungen von Informationen verstanden, welche von Geräten wie Kameras und Mikrofonen oder auch Webservices wie Facebook erfasst werden. Dabei ist der Begriff sehr vielfältig und kann ebenso für Bilder wie für eine Sammlung von Geburtstagen verwendet werden. Da diese normalerweise auch in grosser Menge vorhanden sind, wird grundsätzlich im Plural gesprochen und nur selten das Singular ‘Datum’ verwendet.
Persönliche Daten
Insbesondere im Hinblick auf Datenschutz, sind es die persönlichen Daten, auf welche die Aufmerksamkeit gerichtet sein sollte. Obwohl es natürlich auch wichtig sein kann, sich für den Schutz von beispielsweise Firmendaten, wie Umsatzzahlen der Migros zu interessieren, sind die persönlichen Daten von einzelnen Menschen viel wertvoller und bedürfen grösserem Schutz. Diese individuellen Daten umfassen grundsätzlich alle Merkmale, welche die eigene Identität und Individuum definieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind dies unter anderem: Aussehen, Alter, Gesundheit, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Sozio-Ökonomischer Status, Religion, Beziehungen und Umfeld, Ethnie, Nationalität, Beruf und viele weitere Eigenschaften. In viele dieser Grundattribute lässt sich zudem auch noch ‘hineinzoomen’ um mehr Details zu erfahren. Diese Liste von Daten, die ein Individuum definieren (können), lässt sich zudem beliebig erweitern.
Je mehr solcher Informationen man über diese Eigenschaften einer Person besitzt, desto akkurater wird das Bild dieser Person. So ist das Wissen über diese Eigenschaften im nahen Freundeskreis und enger Familie wohl am höchsten und wird kleiner, je weniger bekannt man mit jemandem ist. Man kann sich dies wie ein Portraitbild einer Person vorstellen: Je mehr persönliche Daten man über eine Person hat, desto schärfer ist ein Bild, welches man von ihr hat. Umgekehrt ist ihr Bild nur sehr unscharf, wenn man nur über wenige Informationen verfügt.
Wie nutzen Institutionen Daten?
Wie im ersten Teil der Serie bereits angesprochen, gibt es unterschiedliche Institutionen, deren Ziel es ist, Kontrolle über die in ihr verkehrenden Menschen zu gewinnen. Das können private Firmen, religiöse Institutionen oder auch Staaten sein. In der heutigen Zeit könnte man es schon als ‘common knowledge’, dass diese Institutionen persönliche Daten erfassen, sammeln und speichern. Das kann allein schon die Registration bei einem Online-Warenhaus nach Wahl sein: Man wird dazu aufgefordert Name, Adresse, Wohnort, Alter, und weiter Angaben zu machen, damit man das Privileg erhält diese Dienste zu nutzen. Oder es kann auch viel naheliegender die Einrichtigung eines Social Media Kontos sein, in welchen viele relativ verschwenderisch mit eigenen Daten umgehen. Und hier zähle ich mich auch selbst dazu, denn es liegt ja auch in meinem Interesse, beispielsweise mit Freunden Inhalte zu teilen, welche mich interessieren oder mich aufregen. Dabei füttert man jedoch mehr oder weniger bewusst, die oben genannten Institutionen mit persönlichen Daten. Hier mag man nun einwenden, dass das ja nicht so schlimm sei, insbesondere wenn man dies bewusst macht. Dies ist leider nur teilweise wahr. Ohne Frage profitiert man als Individuum von der Sammlung von Daten, welche wiederum in Algorithmen fliessen, welche auch dem eigenen Interesse dienen. Ich selbst bin oftmals froh wenn ich nicht ewig durch Netflix stöbern muss um für mich relevante Inhalte zu finden, sondern diese gleich auf der Startseite habe.
Der Einfluss von Daten
Jedoch hat diese Medaille auch noch eine zweite Seite, nämlich diejenige der Institutionen. So äusserte sich beispielsweise der Siemens CEO Joe Kaeser: «Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts». Der Vergleich mit dem Wert von Öl im internationalen Handel ist sehr treffend, wenn nicht sogar noch untertrieben. Daten haben beispielsweise eine Einflussmacht von der Öl nur träumen kann. So hatten insbesondere die Firmen Cambridge Analytica und SCL (Strategic Communication Laboratories) durch das Sammeln von Facebook-Nutzerdaten, dabei unter anderem öffentlich einsehbare Likes, zusammen mit detaillierter psychologischer Analyse einen wesentlichen Einfluss in der US-Präsidentschaftswahlkampagne von Donald Trump sowie der Onlinekampagne zum Brexit.
Dies mag man nun als Nebensache abtun und vielleicht ist es das auch. Nichtsdestotrotz bieten die Herangehensweisen der Data Science mittlerweile nicht nur Methoden um Individuen zu analysieren und verstehen sondern eben auch die Möglichkeit nach bestimmten Personen(-gruppen) zu suchen. So ist es zum Beispiel möglich, nach «besorgten Familienvätern» zu suchen und diesen Personen dann gezielte, personalisierte (Wahl-)Werbung zuzusenden. Nicht einmal nur zu Bestärkung der eigenen Interessen, sondern auch zur Eindämmung, gar Unterdrückung anderer Meinungen können diese Methoden verwendet werden. Wurde auf diese Weise zum Beispiel an Bewohner des Stadtteils Little Haiti von Miami, vermehrt Nachrichten über das politische Versagen von Hillary Clinton nach den Erdbeben in Haiti berichtet. Dies hat zwar nicht den direkten Einfluss, diese Bewohner davon abzuhalten Hillary Clinton zu wählen, jedoch werden diese ohne Frage ein schlechteres Bild von ebendieser haben.
Verantwortung zur Selbstreflexion
Am Ende ist jede Person natürlich selbst für ihr eigenes Verhalten, sowie das Hinterfragen von ihren Beweggründen verantwortlich. Nichtsdestotrotz ist der Einfluss von direkt personalisierten «Informationen» oder Werbung unbestreitbar. Man könnte diesen Einfluss mit dem Film Inception vergleichen, in welchem Leonardo DiCaprio gemeinsam mit anderen in den Traum einer Person eindringt, um ihr unterbewusst den Anstoss zu einer Idee zu geben. Diese Person ist sich dabei nicht bewusst, dass diese Idee nicht von ihr selbst stammt sondern ihr sozusagen unterbewusst eingesetzt wurde. Und sehr ähnlich verhält es sich mit der Beeinflussung von durch persönlichen Daten generierten Inhalten. Man sieht etwas, vielleicht auch nur unbewusst und schafft sich langsam eine Meinung, von der man denkt, dass sie aus eigener Entscheidung getroffen wurde. Jedoch handelt es sich um Gedanken, welche über einen längeren Zeitraum in das eigene Hirn einmassiert wurden. Umso wichtiger ist es, wichtige Meinung nur unter stetiger Selbstreflexion zu bilden. Und dazu möchte ich mit diesem Artikel auffordern.
Zusätzlich dazu, wie man seine eigene Meinung bildet unter möglicher Beeinflussung von aussen schützen kann, werde ich im nächsten und erst einmal letzten Teil dieser Artikelserie berichten. Dabei wird es unter anderem darum gehen, wie man sinnvoll mit seinen eigenen Daten umgehen kann und wie man diese vor Zugriffen durch Dritte schützen kann.