Wenn wir das Wort Mafia hören, denken wir automatisch an organisierte Verbrechen von Italienern. Die Mafia regiert in Italien, sie ist gefährlich, an allem Schuld. Doch welche Klischees stimmen wirklich und welche nicht? Im Italienischen steht das Wort für Überheblichkeit. Der Begriff Mafia steht für einen hierarchisch geordneten Geheimbund, welcher für Schutzgelderpressung, illegalem Abladen von Giftmüll, Drogenhandel, Gewalt, Ermordung und politischen Einfluss steht.
Begriff Mafia
Der Begriff wurde durch die italienische Mafia geprägt. Das Wort stammt ursprünglich aus dem arabischen Sprachraum (mahias bedeutet Angeber, Zerstörer). Wahrscheinliche Abstammung folgt aus dem toskanischen Dialekt (Maffia bedeutet Armut, Not). Ebenfalls besteht die Möglichkeit, dass das Wort Mafia aus der Abkürzung „Morte Alla Francia, Italia Anela» (den Tod Frankreichs ersehnt sich Italien, 1282 als Symbol des Widerstandes) entstanden ist.
Ursprung Sizilien
Die Mafia findet ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert in Sizilien. Genauer 1860 als Geheimbund, während der Gründung des italienischen Staates. Denn es gelang der Zentralregierung nicht eine Kontrolle des Staates gegenüber Sizilien zu errichten. Die Mitglieder setzten sich aus bewaffneten süditalienischen Grossgrundbesitzer zusammen. Sie hatten ihre eigenen Schutztruppen, welche Bauern und Banditen bekämpften. Ihr erstes Bestreben lag darin, sich kriminell gegen die Staatsgewalt zu wehren. So wurden Amtsmitarbeiter ohne grosses Aufsehen und im Stillen ermordet. Schnell strebten sie nach Geld und Macht und suchten so die Nähe von einflussreichen Politikern (Staatschef Giulio Andreotti und Silvio Berlusconi wurden die Zusammenarbeit mit der Mafia vorgeworfen). Da die Mafia und die Politik immer mehr zusammengewachsen sind, nennt man die Mafia auch «Staat im Staat». Sie gewannen immer mehr an Einfluss und die Organisation Mafia entwickelte sich, wie wir sie heute kennen.
Der zweite Weltkrieg und Benito Mussolini
Die italienische Mafia selbst gewann erst ab dem Zweiten Weltkrieg immer mehr an Bedeutung. Einzig dem Duce wäre es beinahe gelungen die Mafia auszurotten. Er liess tausende Verdächtige Inhaftieren (ohne Prozess), doch die Mafia liess sich nicht auslöschen. Erst mit der Hilfe der USA 1943 konnte die Mafia aufgebaut werden, denn die USA brauchte verbündete, um mit der Invasion auf Sizilien starten zu können. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Beziehungen mit der USA weiter und die sizilianische Mafia sicherte sich einen Platz im internationalen Drogenhandel. In ihrem Angriffsfeld lagen nun nicht nur noch Beamte und Staatsangestellte, sondern auch einfache Bürger wie Laden- oder Pizzabesitzer und erzielten sich so finanzielle Vorteile. Diese wurden bedroht und Schutzgelder von ihnen erpresst. Ab 1945 kontrollierte die Mafia neben dem Rauschgifthandel auch Vergabe von öffentlichen Aufträgen. Die Konkurrenz unter den verschiedenen Mafia Familien führte zu etlichen Morden, Hinrichtungen und Strassenkämpfen.
Anpassung der Gesetzte und Verschärfungen
Im Jahr 1982 wurde selbst die Zugehörigkeit zur Mafia eine Straftat. Im Jahr 1986 brach der Mafia-Boss Tommaso Buscetta sein Schweigen, dadurch kamen mehrere hochrangige Mafiosi vor Gericht und wurden verurteilt. Die Antwort der Mafia war klar; Ermittlungsrichter wurden grausam hingerichtet.
Prinzip der Mafia
Heute ist die sizilianische Mafia auch unter dem Namen Cosa Nostra (unsere Sache) bekannt und es gibt mehrere weitere Gruppierungen in Italien mit dem gleichen Prinzip (neapolitanische Camorra, kalabrische ‹Ndrangheta, apulische Sacra Corona Unita). Die Mitglieder der Mafia sind Berufsverbrecher, welche sich zu einer Organisation zusammengeschlossen haben. Ziel dabei ist es möglichst effektiv zu arbeiten. Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Berufen (Techniker, Anwälte etc.) und sind Spezialisten auf ihrem Gebiet.
Wörter die im Zusammenhang mit der Mafia auftauchen
Pentito: Dies sind Mafiosi die mit der Justiz Zusammenarbeit, um ihre Strafe zu vermindern.
Pizzo: Darunter versteht man die Schutzgelderpressung in Italien. Die eingenommene Summe macht ca. 1.3 % des regionalen Bruttosozialprodukts aus. Den Opfern wird «Schutz» angeboten, falls man nicht bezahlt werden Angestellte oder Familienmitglieder bedroht.
Addio Pizzo: Ist einen Zusammenschluss von Geschäftsleuten, welche sich gegen die Schutzgelderpressung wehren.
Weitere Organisationen
Doch die Mafia gibt es nicht nur in Italien, auch in etlichen Ländern gibt es solch organisierte Verbrecherorganisationen, welche auch Mafia genannt werden. Die Cosa Nostra hat ihre Reichweite weltweit und arbeitet im grossen Stil mit anderen Mafia-ähnlichen Gruppen zusammen. So gibt es die russische-, chinesische- (Triaden), japanische- (Yakuza) oder albanische Mafia. In der USA ist der berühmt berüchtigte Mafiachef Al Capone, welche seine Finger bei etlichen Bandenkriegen, politischen Attentaten und Morden im Spiel hatte, doch keine Mafia ist so erfolgreich wie die Italienische.
Keine kriminelle Organisation ist wie die Mafia
Die sizilianische Mafia unterscheidet sich vor allem in einem Punkt von den anderen. Sie haben hierarchische Strukturen/Familien. Keine blutsverwandte Familie, aber dennoch streng geordnet mit einem Kodex. Die Familien bestehen aus einem Oberhaupt und über dem Oberhaupt der Familie steht der Boss (capo dei tutti i capi). Das oberste Gebot ist die Einhaltung der Omertà. Übersetzt heisst das so viel wie «das Gesetz des Schweigens». Um «das Gesetz des Schweigens» einhalten zu können, darf grundsätzlich kein Wort mit der Polizei oder Staatsanwaltschaft gewechselt werden. Exkurs: Omertà stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde als Opposition gegen die spanische Herrschaft verwendet. Die Mitglieder geben ein Gelübde der ewigen Treue bis in den Tod ab. Wer dieses Gesetz bricht, bezahlt dies mit seinem Leben.
Ist die Mafia gefährlich für Touristen?
Die Mafia stellt kein Risiko für den italienischen Tourismus dar und es wird auch nicht davon abgeraten dieses Land zu bereisen. Dies vor allem aus dem Grund, dass die Mafia an kleinen Delikten wie Diebstahl kein Interesse hat und es gutheissen den Tourismus zu fördern. Durch die eingenommenen Schutzgelder profitiert die Mafia indirekt auch von diesem Geschäft. Sonst ist eine Reise nach Italien bedenkenlos und das Essen und die Gelati deliziös.