Die Sonne scheint gleissend auf die ausgenüchterten Köpfe einiger Männer und Frauen, vielleicht auch Väter und Mütter. Während die Sprösslinge am zweiten Festivalnachmittag im und manchmal auch nicht ganz im Takt mit der Musik herumhüpfen.

Auf der Barfi-Bühne stehen Boxitos. Die Inklusionsband aus Liestal und setzten sich aus ehemaligen und aktuellen Lehrlingen der Eingliederungsstätte Baselland ESB zusammen. Am Ende klatschen alle Sitzenden, alle schwitzenden und alle Kids in der vordersten Reihe und fundieren den damit gelungen Start in den zweiten Festivaltag.

Unter einer spezifischen Rufnummer erhält man eine tägliche Poesie-Dosis direkt am Hörer.

Die Musik treibt die Zuschauer weiter. Vorbei an Papa Joes hinauf zu Heavy Metal, was just neben der St. Elisabethen Kirche lautstark schreiend interpretiert wird. Alle ruhigeren Gemüter haben als Ausgleich die Möglichkeit beim Eingang der Kirche mit dem upcycleten Poesietelefon neun verschiedenen Gedichten zu lauschen. Lyrikbegeisterte können auch nach dem Festival untere einer spezifischen Rufnummer ihre tägliche Dosis Literatur in Kurzform einholen.

Noch mehr Musik, noch mehr Gefühle

Von der Kleinbühne im Telefonhörer geht es weiter auf den verborgenen Kirchenplatz, umgeben von Hausmauern, gefüllt von wippenden Menschenkörper, die sich im Takt mit der laufenden Musik bewegen. Die Basler Band Nomuel – mit welcher Tize-Redakteur Benedikt hier ein Interview führte – verzaubert mit klugen Texten und feinfühliger Instrumentenführung das gesamte Publikum. Selbst die Kleinsten blicken angespannt zur Bühne hinauf, bis am Ende die Menge tobe und im Schein der untergehenden Sonne klatschen verabschiedet

Das letzte Pfeifen wird gefolgt von einem kollektiven Magengrummeln, woraufhin das kulinarisch vielfältige Angebot in Beschlag genommen wird. Für Pizzakenner gab es ausgefallenes Afghanisches Reis mit Rosinen. Für jene, die in den vergangenen Sommermonaten zu oft nach Chips und Pommes gegriffen hatten, gut gewürztes pakistanisches Dal. Im nu ging es weiter mit kultureller Abwechslung. Von allen Seiten dringt in stetigem Wechsel Musik durch Basler Innenstadt. Doch während die einen ganz vorne lautstark mitsingen, verrenken sich die anderen den Nacken und beobachten ein weiteres Spektakel an einer Hausfassade.

Das Duo Compagnie Kopfsprung verkörpert in unzumutbarer Höhe zwei unterschiedliche Figuren. Die Eine auf der Suche nach Sicherheit, die Andere wild und ungestüm. Zwischen scheinbar schwerelosen Reibereien, wirkt es beinahe so, als ob das Vertikal-Theater der Scherkraft trotzen würde. Ein Theater der anderen Art, welches ahnungslose Passanten zum Stehenbleiben zwang.

Ein etwas anderes Theaterstück – in schwindelerregenden Höhen, das Duo «Compagnie Kopfsprung»

Der Abend zieht sich dahin, die Musik wird lauter, die Menschenmenge enger. Ein Teil davon gesellt sich in das Literaturhaus, nahe dem Barfüsserplatz. Angeführt von zwei Moderatoren, stellen acht unterschiedliche junge Erwachsene in Form eines Poetry Slams ihre Texte vor. So unterschiedlich wie ihre Art, so unterschiedliche war ihre Wortwahl. Ausgeklügelt, intellektuell, amüsierend, gespickt mit Witz und Ironie.

Das Konzept Literatur mal anders

Noch mehr Literatur findet sich kaum einen Katzensprung von der Slam-Show. Meili&Delz vom Textkiosk schreiben für wenig Geld Auftragsbriefe. Egal was, egal über wen. Ein paar Stichworte genügen und schon hacken die beiden auf ihre Schreibmaschinen ein und produzieren somit Literatur am Schreibmaschinenlaufband.
Dann setzt der Regen ein, doch der Barfi bleibt gefüllt, die Jugend tanzt, die Eltern tanzen und wem die Gratisdusche doch zu viel wird, wechselt den Standort in die Elisabethen Kirche und tanzt weiter.

Auch die Literatur kam nebst einem vollen Programm mit Musik, Tanz, Theater u.v.m. nicht zu kurz.

Etwas nass, etwas müde, aber sehr glücklich und sehr zufrieden endet das Jugendkulturfestival Basel 2019. Einmal mehr hat Basels Kultur Jugend bewiesen, dass wir Jungen weit mehr können, als durch Instagram scrollen. Manchmal verschenken wir echte Herzchen und Tanzen Barfuss auf dem Barfi, inmitten aller Generationen und etwas Regen.

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