Wir schreiben das Jahr 1880: Der 33-jährige Thomas Alva Edison schreitet aus dem Patentamt in Washington D.C., in seiner Hand ein Zettel, der ihn später zur Legende aufsteigen lassen wird. Er beschreibt das Patent mit Nummer 223898 und wird die Welt in ihren Grundfesten verändern. Es handelt sich um keine geringere Erfindung, als die der Glühbirne. Edison, der Pionier, lässt die bis anhin so dunkle Nacht plötzlich in hellem Licht erstrahlen. Das Patent macht den aus einfachen Verhältnissen stammenden Edison reich. Doch war Edison wirklich das erfinderische Genie, für das er heute gehalten wird, oder doch vielmehr ein gerissener Geschäftsmann?

Ein genialer Geschäftsmann

Zuerst sei gesagt, Edisons wissenschaftlicher Einfluss sei nicht zu unterschätzen. Er erkannte den Zeitgeist der Epoche und entwickelte neu aufkommende Technologien, wie die Elektrizität, entscheidend weiter. Dasselbe gilt für die Glühbirne: Edison war der erste, der die Glühbirne für einen längeren Zeitraum zum Glühen brachte. Ein im Glaskolben erzeugtes Vakuum in Kombination mit einem Glühfaden aus verkohlten Bambusfasern bedeuteten einen entscheidenden Fortschritt. Die Produktion wurde unkomplizierter, billiger. Doch: Edison als Erfinder der Glühbirne kann nach heutigen historischen Erkenntnissen widerlegt werden. Zahlreiche andere Erfinder rund um den Globus beschrieben nicht nur die Erfindung einer glühbirnenähnlichen Erfindung, sie patentierten diese sogar.

Die Geschichte an Erfindern ist lang: Der Schotte James Lindsay präsentierte 1835 als Erster ein beständiges elektrisches Licht, das aber noch nicht alltagstauglich war. 1841 folgte das erste Patent auf eine Glühlampe des Iren Frederick De Moleyns. Ein Durchbruch gelang Joseph Wilson Swan. Der britische Physiker und Chemiker entwickelte 1860 eine Glühlampe, die als Glühfaden ein Stück verkohltes Papier verwendete. Die Patentierung seiner Glühbirne erfolgte 1878 – zwei Jahre vor Edisons.

Streitsüchtig, erfolgreich

Edison gilt heute vor allem wegen seines begnadeten Vermarktungstalents als Erfinder der Glühbirne. Um seine elektrischen Produkte voranzubringen, baute er eigens das erste Elektrizitätswerk New York Citys. Als streitsüchtig galt er allenfalls – und erfolgreich. Der Patentstreit mit James Lindsay gewann er genauso, wie den Streit mit Nikola Tesla. Tesla verfocht als einer der Ersten den Wechselstrom, was Edison, dem Produzenten von Gleichstrom natürlich gegen den Strich ging. Eine Schmierkampagne war die Folge: Edison liess Hunde und Katzen mit Wechselstrom vor grossem Publikum töten, um danach die Frage zu stellen: „Würden Sie ihre Frau damit kochen lassen?“ Er war damit nur teilweise erfolgreich. Er ruinierte zwar Tesla, am Ende setzte sich trotzdem der kosteneffizientere Wechselstrom durch. Es sollte die einzige Niederlage des Nicht-Erfinders der Glühbirne bleiben.

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