Willkommen zurück im Bootcamp für Zeltlager Rookies. Zurück in wilden Morast, Funklöcher und schwere Rucksäcke. Wer sich jetzt wundert, was das alles zu bedeuten hat, dem empfehle ich hier den ersten Teil meiner Tipps aus über zwölf Jahren Zeltlagererfahrung. Dort darf man unteranderem erfahren, wie sich mein Bett nach zwei Wochen Luftmatratze anfühlt, wie man mit Regen trotzdem gute Laune behält und wie man sich tatsächlich über wenig Internet freuen kann.
Wer Teil eins durch hat, darf sich auf meine beiden letzten Themen freuen, wie man ein Zeltlager gut übersteht.
Zieht euch doch bitte richtig an! Wir sind doch in der…
Kaum verhinderbar sich ihr nicht zu nähern in einem Zeltlager, Mutternatur. Unglaublich schlimm immer wieder. Vor allem für viele Kinder welche noch nicht so lang Zelten waren. Daher gibt es jedes Lager mit den Kindern die gleichen Diskussionen. Sie sollen Regenhosen oder wenigstens mal lange Hosen anziehen, wenn es draussen regnet und kalt ist. Wanderschuhe doch bitte für die anstehende Wanderung. Wäre bei so 30 Grad ganz praktisch, wenn man eine Mütze, Cappy oder sonst eine Kopfbedeckung dabei hat. Dazu darf man noch hundertmal nachfragen ob jeder Sonnencreme und Mückenspray benutzt hat. Was als Erwachsener recht einleuchtet, muss man manchen Kindern gleich drei Mal genau erklären. Warum man das alles macht? Damit die Kleinen nicht krank werden. Das Nerven da mal blank liegen scheint nicht allzu überraschend.
Ein Moment, wo ich mich selbst hinterfragte war eines Tages, nachdem wir eine schwere Wanderung hinter uns hatten. Wir hatten gerade den Höhepunkt erreicht, als ein Junge mit Tränen in den Augen zu mir und einer Kollegin kam. Das Problem der Junge hatte seine Turnschuhe bei fast zwei Stunden steiler Wanderung angehabt, dass auf diesem Weg eine grosse Blase entstehen konnte, hatte er nicht gedacht. Wir beruhigten ihn und die Kollegin ging mit ihm zur allzeit bereiten Apotheke. Ein wenig zweifelnd wie der Kleine den Rückweg denn jetzt meistern soll, drehte ich mich um, nur um ein wenig zu entspannen. Denn vor mir lag die Schönheit Graubündens. Über die Jahre habe ich schon viel schöne Flecken der Schweiz entdecken können, von schönen Seen im Tessin, zu hohen Bergen in Graubünden oder allein im nirgendwo auf Wiesen in der Französisch Schweiz. Schön war es, immer mal rauszukommen aus den eigenen vier Wänden. Oh, und der Junge mit den tränen in den Augen rannte uns schliesslich fast voraus. (Nehmt trotzdem Wanderschuhe und sicher Klamotten die dreckig werden können ins Zeltlager)
Kinder und Erwachsene (die in Wahrheit auch noch Kinder sind)
Um das klar zustellen, wer mit Menschen nicht so aus kommt, empfiehlt sich eine Lagerleitung nicht ganz so. Auf Kinder aufzupassen ist manchmal anstrengend und dazu in einem Zelt mit Menschen die man eigentlich gar nicht so gut kennt zu übernachten, ist ebenso eine Challenge für sich. Privatsphäre hat man nämlich meist nicht. Da kann man sich schon glücklich schätzen, wenn man wieder ruhig im eigenen Bett liegt. Wenn die lieben Zelt–Nachbarn schlaftrunken denn Arm einen ins Gesicht schlagen oder im Schlaf die Matte des Nachbarn mit der eigenen verwechseln. Vom Schnarchen fang ich lieber nicht an. Nicht immer allzu angenehm daher.
Ich bin ganz froh, dass ich über die Jahre doch Freundschaften im Lager geschlossen habe. Nicht dass dies das Schnarchen besser macht, aber wenigstens weiss man schon vorher wer am schlimmsten ist. Heisst etwa weit weg vom Zeltschnarcher und der welcher jede Nacht pinkeln muss, nimmt den Schlafplatz am Eingang. Insgesamt sind die Freundschaften einer der Hauptgründe, warum ich mich aufs Zeltlager immer freue. Manche sieht man nur im Lager während andere schon von klein auf also im allerersten Lager mit einem ein Zelt unsicher machen. Von wilden Stürmen bis zum heissesten Sommer. Ob zusammen den ersten Jubla-Namen bekommen oder miteinander die Taufe der neuen Kinder vorbereiten. Von klein auf wo man von den Köchen Schokolade zugesteckt bekommt zum Erwachsen sein, heisst gemeinsam sich aus dem Lager stiehlt für eine Feier oder ob am nächsten Bahnhof Pizza zu bestellen.
Zeit zum Ausruhen
Solche Erinnerungen nehme ich mit, wenn ich erschöpft mich auf mein Bett schmeisse. Ich lasse nochmals das letzte Lager für mich Review passieren. Weitaus mehr Seiten also Artikel könnte ich über meine Lagererfahrungen schreiben von den schönsten Momenten bis hin zu den peinlichsten (wobei ich vielleicht mit manch einem Kolleg dann doch Ärger bekommen würde). In Zeltlagern nehme ich bis heute unvergessliche Momente mit, sehe wunderschöne Landschaften, verbringe weniger Zeit am Handy und habe die besten Schlammschlachten. Aber jetzt heisst es erst mal sich ausruhen nach dem Lager. Wer selbst Lust bekommen hat – ich kann es jedem nur empfehlen, Zelten zu gehen.