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Im Nebel der Fake-News: Leben wir im Zeitalter der «Post-Truth»?

Eine beliebte These der AkademikerInnen des 21. Jahrhunderts lautet wie folgt: Wir leben heutzutage in der Ära der sogenannten «Post-Truth», also im Zeitalter «nach» der Wahrheit, wo Fake-News, Lügen und Fiktion omnipräsent sind[1]. Beispiele zu finden, die dies untermauern, ist nicht schwer. Sogar im organisierten Heidiland haben Schlagzeilen dafür gesorgt, dass sogar der Schweizer Bundesrat selbst den Eindruck vermittelt, diese These stimme. Es herrschte einige Tage lang eine maximale Verwirrung über den fatalen AHV-Rechnungsfehler. Das Schweizer Volk fragte sich berechtigterweise, wie aus 4 Milliarden nun plötzlich 14 Milliarden Franken geworden sind, die der AHV bis 2033 zur Verfügung stehen.[2] Wenn wir nicht einmal mehr unserem Bundesrat vertrauen können, stellt sich nun die Frage: Leben wir tatsächlich in der «Post-Truth-Ära»? Falls ja, wann war dann die idyllische «Truth-Ära»? Gab es die jemals oder ist das eine nostalgische Utopie?

Die Spezies der Unwahrheit

Ein kurzer Blick zurück in die Geschichte der Menschheit zeigt uns, dass Propaganda und Desinformation nichts Neues ist. Auch hier: Beispiele in Hülle und Fülle. Vor hundert Jahren lebte einer der potentesten Gehirnwäscher der modernen Zeit. Joseph Goebbel, der Reichspropagandaleiter und engster Vertrauter Adolf Hitlers[3]. Manche schreiben Goebbel folgendes Zitat zu: „Eine Lüge, die oft genug erzählt wird, wird irgendwann zur Wahrheit.“[4] Dieses Zitat spiegelt eine der Haupttaktiken der nationalsozialistischen Propaganda wider. Unter der Leitung von Goebbel präsentierten die Nationalsozialisten dem Volk ihre antisemitischen und rassistischen Ideen, wiederholten diese immer wieder, soweit, bis diese Weltanschauungen zur Haltung und Meinung der Mehrheit des deutschen Volks wurden. Die Folgen dieser Taktik lassen sich auch heute noch kaum in Worte fassen.  

Spulen wir noch einige Kapitel weiter nach vorne in der Geschichte des Homo Sapiens. Hier finden wir ein weiteres nennenswertes Beispiel: die Bibel. Es gibt keine einzigen wissenschaftlichen Beweise, dass Adam und Eva tatsächlich die ersten Menschen auf der Erde waren[5] oder dass Menschen, die sich «sündhaft» verhalten, in die Hölle kommen. Gleichwohl glaubten Millionen von Christen für Hunderte von Jahren jedes einzelne Wort der Bibel, ohne auch nur mit dem Gedanken zu spielen, diese zu hinterfragen. Dies gilt nicht nur für das Christentum – auch andere Religionen sahen und sehen immer noch in ihren heiligen Schriften nichts als die pure, unverfälschte Wahrheit.

Man kann die Menschheit für dies nicht verurteilen – im Gegenteil. Der Best-Seller-Autor und Historiker Yuval Noah Harari schreibt in seinem Buch «21 Lessons for the 21st Century», wir haben die Welt als Spezies erobern können, weil wir fiktionale Geschichten erfinden, diese verbreiten und somit Menschen überzeugen können, diese Unwahrheiten zu glauben. Wir sind die einzige Spezies, die mit einer Vielzahl von Fremden kooperieren kann, weil wir Fiktionen verbreiten. Solange alle von denselben Geschichten überzeugt sind, nach denselben Regeln spielen und an der Wahrhaftigkeit dieser glauben, können wir gemeinsam als Gruppe arbeiten. Dies wiederum gibt uns die Macht, als Gruppen zu denken, was uns als Spezies besonders erfolgreich macht. [6]

Aufgeputschte Fake-News-Kanonen

Wir können also tatsächlich nicht wie bei so vielen anderen Problemen der heutigen Zeit Social Media oder fragewürdigen Politikern wie Putin oder Trump die ganze Schuld in die Schuhe schieben, dass wir uns von Fake-News überflutet fühlen. Was unsere Newsfeeds und die Politik von heute tun, taten andere schon vor vielen Tausenden von Jahren. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Medien und Akteure verharmlost werden dürfen. Sie stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Demokratie, die freie Gesellschaft und die Menschheit als Ganzes dar.

Das zentrale Problem der heutigen Zeit ist die neue Dimension an Schnelligkeit, Reichweite und Effektivität, mit der Social Media und die Politik sich an der altbewährten Taktik «Eine Lüge, die oft genug erzählt wird, wird irgendwann zur Wahrheit» bedienen. Videos und Posts mit Unwahrheiten können sich innert wenigen Sekunden wie ein digitales Lauffeuer bis in die verschollensten Ecken der Welt verbreiten. Sie wissen ausserdem genau, wie sie den Programmierungscode des menschlichen Gehirns hacken und auf die relevanten Knöpfe drücken können, mit denen sie Menschen manipulieren und beeinflussen können, Unwahrheiten zu glauben. Nämlich indem sie unsere genetischen Veranlagungen ausnützen.

Glückwunsch, Ihr Gehirn wurde soeben gehackt!

Forschungen und Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die meisten menschlichen Entscheidungen auf emotionale Reaktionen und heuristische, also intuitive Denkreflexe zurückzuführen sind.[7] Der Psycholog und Erfolgsautor Daniel Kahneman erklärt dieses menschliche Verhalten unter Anderem in seinem Buch «Thinking, Fast and Slow.». Die Hauptthese des Buches unterscheidet zwischen zwei Denkweisen des menschlichen Gehirns: «System 1» ist schnell, instinktiv und emotional; «System 2» ist langsamer, überlegter, logischer und vor allem rationaler.[8] Ein Beispiel, das im Buch die Funktionsweise dieser beiden Systeme demonstriert, ist das Folgende: «Ein Ball und ein Schläger kosten zusammen 1.10 Dollar. Der Schläger kostet 1 Dollar mehr als der Ball. Wieviel kostet der Ball?»

Lasst mich raten, dass die intuitive Antwort 10 Cent lautet. Wenn dies stimmen würde, wäre der Totalbetrag von Schläger und Ball jedoch 1.20 Dollar. Die richtige Antwort lautet 5 Cent. (Falls du ebenfalls 10 Cent als Antwort im Kopf hatten, keine Sorge: mehr als 50 % der Studenten an Topuniversitäten wie Harvard, MIT und Princeton gaben ebenfalls die intuitive, falsche Antwort. Bei anderen Universitäten waren es sogar 80%.).[9]

System 1 gibt uns diese Antwort aus Intuition. Erst wenn wir überlegen und reflektieren – wenn wir dies denn überhaupt tun – gibt das rationales System 2 die richtige Antwort. Wir müssen feststellen, dass unser Gehirn Informationen, Fragen und Probleme oft erst beim zweiten Blick richtig überdenkt. Wenn wir diese Tatsache nun auf die Thematik des Desinformationsnebels der digitalen Welt übertragen, kommen wir zu einem springenden Punkt: Wir hinterfragen unsere Informationsquellen und dessen Wahrheitsgehalt zu wenig. Wir vertrauen unserem Instinkt, unserem Impuls und unserem Reflex zu sehr – dies ist von AkteurInnen auf Social Media und auch von politischen Figuren durchaus gewollt. Wir glauben, uns wird die Wahrheit präsentiert, während unser Gehirn und dessen emotionales, reflexives, naives System 2 eigentlich gerade gehackt wurde.

Mission «Truth»

Obwohl Homo Sapiens auf Latein «der weise, einsichtige Mensch» heisst[10], trifft dies demzufolge leider nicht ganz so oft auf uns als einzelnes Individuum zu, wie wir es glauben. Der Homo Sapiens ist die Spezies der Unwahrheit. Die vermeintliche Individualität und Rationalität der Menschen, die im modernen Zeitalter so gross – zu gross – geschrieben werden, entpuppen sich als Illusionen. Doch tatsächlich sind unser Denken und unsere Funktionsweise weder individuell noch rational. An die Wörter “Wissen” und “Wahrheiten” muss oftmals die Vorsilbe «Un» angehängt werden. Viele Menschen sind sich ihres Unwissens nicht einmal bewusst, weil sie sich in einer Blase gleichgesinnter Freunde und Partner sowie selbstbestätigender Nachrichtenfeeds einschließen, in denen ihre Überzeugungen ständig verstärkt und kaum infrage gestellt werden.

Der Mensch hat die bemerkenswerte Fähigkeit, etwas gleichzeitig zu wissen und nicht zu wissen. Oder genauer gesagt, er kann etwas wissen, wenn er wirklich darüber nachdenkt[11], wenn er also System 2 verwendet. Die meiste Zeit jedoch denkt er nicht darüber nach, weil er seinem System 1 zu fest vertraut, sodass er es tatsächlich nicht wirklich weiß. Es liegt in unserer Verantwortung System 1 zu hinterfragen und System 2 zu aktivieren. Es liegt in unserer Verantwortung, unsere wertvolle Zeit und Mühe dazu aufzuwenden, unser Unwissen aufzudecken und unsere Informationsquellen zu überprüfen. Und somit liegt es in unserer Verantwortung, die Wahrheit der Dinge zu ergründen – oder zumindest versuchen sie zu ergründen und die verschiedenen Versionen der Wahrheit abzuwägen. Wir bezeichnen uns selbst als wissend, weil wir durchaus die Kapazität, Dinge zu wissen, haben. Es wird Zeit unserer Selbstbetitelung als Homo Sapiens gerecht zu werden.



Quellen:

Post-Truth, in: ScienceDirect, https://www.sciencedirect.com/topics/social-sciences/post-truth, heruntergeladen am: 08.08.2024.

Diener, Markus: AHV-Ausgaben: Nicht 4 Milliarden daneben, sondern 14 Milliarden, in: InfoSperber, 07.08.24. https://www.infosperber.ch/gesellschaft/sozialversicherungen/ahv-ausgaben-nicht-4-milliarden-daneben-sondern-14-milliarden/, heruntergeladen am: 08.08.2024.

Joseph Goebbels, in: Holocaust Encyclopedia, https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/joseph-goebbels-1, heruntergeladen am: 09.08.2024.

Ad Nauseam, in: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ad_nauseam#:~:text=Zur%20Warnung%20vor%20einem%20%E2%80%9EBeweis,%E2%80%9C, heruntergeladen am: 11.08.2024.

Collins, John/Chandler, Matt: Did Adam and Eve really exist?. Who they were and why it matters. IVP Verlag, 2011.

Harari, Yuval Noah: 21 Lessons for the 21st century. London: Vintage, 2019.

Johnson, Jeff: Human Decision Making is Rarely Rational, in: ScienceDirect, 2021, https://www.sciencedirect.com/topics/computer-science/human-decision-making, heruntergeladen am: 11.08.2024.

Kahneman, Daniel: Thinking, Fast and Slow. New York: Farrar, Straus and Giroux, 2011.

Homo Sapiens, in: Wiktionary, https://de.wiktionary.org/wiki/Homo_sapiens#:~:text=Herkunft%3A,%5B1%5D%20Jetztmensch%2C%20Mensch, 12.08.2024.


[1] Post-Truth, in: ScienceDirect, 08.08.2024.

[2] Diener: AHV-Ausgaben nicht 4 Milliarden daneben sondern 14 Milliarden, 08.08.2024.

[3] Joseph Goebbels, in: Holocaust Encyclopedia, 09.08.2024.

[4] Ad Nauseam, in: Wikipedia, 11.08.2024.

[5] Collins/Chandler: Did Adam and Eve really exist?, S. 133.

[6] Harari: 21 lessons fort he 21th century, S. 272.  

[7] Johnson: Human Decision Making, 11.08.2024.

[8] Kahneman: Thinking, Fast and Slow, S. 37.

[9] Kahneman: Thinking, Fast and Slow, S. 78.

[10] Homo Sapiens, in: Wiktionary, 12.08.2024.

[11] Harari, 21 Lessons for the 21st Century, S. 281.

Die Manipulation in Medien ist zu einem immer wichtigeren Thema geworden. Nie zuvor war es einfacher, gerade Bilder mit Programmen zu verändern und so die Meinungen von Menschen zu beeinflussen. Welchen Einfluss haben audiovisuelle Medien auf den Journalismus? Wie können Bilder manipuliert werden? Diesen Fragen stellt sich der ehemalige Journalist Kilian Marti.

«Ganz gut. Ich habe viel zu tun in letzter Zeit», antwortet Kilian Marti auf die Frage, wie es ihm an diesem Abend geht. Der 20-jährige ist selbständiger Finanzplaner und unterstützt Menschen auf dem Weg zu ihren Zielen in finanzieller Hinsicht. «Ich helfe Menschen in die Selbständigkeit, das eigene Heim zu kaufen oder alles finanziell zu planen für die Weltreise mit der ganzen Familie». In seiner Vergangenheit kam er oft in Berührung mit journalistischen Tätigkeiten und half bei den Arbeiten in verschiedensten Redaktionen mit. Dort hat er selbst miterlebt, welche Strategien von Medienschaffenden bei der Bilderauswahl gewählt werden und wie einfach es sein kann, Bilder zu manipulieren.

 

Kilian, Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?

«Schon in meiner Schulzeit habe ich für eine regionale Wochenzeitung Umfragen zu den unterschiedlichsten Themen gemacht. Damals habe ich Menschen auf offener Strasse befragt, was ihre Sommerferienpläne sind. Ich stellte nicht wirklich heikle oder brisante Fragen. Trotzdem war das eine wichtige Erfahrung, die meinen Grundstein legte. Nach der obligatorischen Schulzeit begann ich dann meine Lehre als Kaufmann bei der Zeitung «Südostschweiz». In der Ausbildung habe ich hauptsächlich mit Journalistinnen und Journalisten in der Redaktion zusammengearbeitet, wo ich den Überblick über die Termine innehatte. Irgendwann fand ich, dass ich selbst auch schreiben wollte. Da habe ich mich angeboten, probeweise einige Anlässe zu besuchen, um darüber zu schreiben.»

Im Alter von 18 Jahren hat Kilian die Lehre erfolgreich abgeschlossen und durfte anschliessend bei einer Zeitung als Journalist arbeiten, wo er vorher bereits Kolumnen veröffentlichte. «Dies war bei den Obersee-Nachrichten in Rapperswil», fügt er hinzu.

 

Was hat dich an diesem Weg so fasziniert?

«Der Journalismus liegt im Blut unserer Familie, denn auch meine beiden Schwestern sind bei verschiedenen Zeitungen journalistisch tätig. Ich persönlich habe schon immer sehr gerne geschrieben, ob es sich um eigene, erfundene Geschichten oder journalistische Beiträge handelt. Erfundene Geschichten habe ich natürlich nie in den Zeitungen veröffentlicht», beendet Kilian seine Aussage und lacht. Mittlerweile hat er sich aber vom Journalismus abgewendet. «Ich gehe nun als Finanzplaner meinen eigenen Weg. Die Selbständigkeit war schon immer mein Traum, der nun endlich in Erfüllung gegangen ist», sagt er.

 

Welche Strategien wurden in den Redaktionen, in denen du tätig warst bei der Bilderauswahl angewendet?

«Jede Zeitung hat ihr eigenes System, wie die Bilder ausgewählt werden. Es gibt Zeitungen, bei denen die Journalistinnen und Journalisten Artikel schreiben und dann selbständig die Bilder auswählen. Bei anderen Zeitungen sind Fotojournalisten angestellt, die auf Anfrage ein Bild machen. Diese liefern dann als ausgebildete Fotografen ein qualitatives Bildprodukt. Bei meinen Jobs habe ich die verschiedensten Vorgehensweisen kennengelernt. Habe ich ein Porträt über eine Person geschrieben, so machte ich immer selber ein Porträtfoto der Person. Da macht man am besten ein Foto, welches die Person in seinem gewohnten Umfeld zeigt und so den Inhalt ihres Lebens darstellt. Auch Symbolbilder habe ich manchmal verwendet. Dort ist es wichtig abzuklären, ob man die Rechte hat, ein Bild verwenden zu dürfen. Um ein Bild für eine öffentliche Zeitung, Plattform, etc. verwenden zu dürfen, braucht man Nutzungsrechte, die einem von den Herstellern der Bilder übertragen werden, wenn dieses dies erlauben.»

 

Wie wichtig ist es bei Zeitungsartikeln mit Bildern deine erwähnte Stimmung und Emotion zu generieren?

«Es ist sehr wichtig Bilder in Zeitungen zu haben. Gerade wenn es um Personen geht, denn in Zeitungen werden diese nicht optisch detailliert beschrieben, ganz anders als in Romanen. Am besten ist es, wenn man die Bilder mit dem Text verbindet, so dass die Leser auf dem Bild nachschauen oder überprüfen müssen, ob das Beschriebene stimmt.»

 

Wie beurteilst du die Macht von Bildern in den Medien?

«Bilder sind eigentlich ausschlaggebend dafür, ob die Menschen einen Artikel lesen oder nicht. Hast du ein ansprechendes Bild, hast du auch Leserinnen und Leser. Ich sage: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Ein gutes Bild ist sozusagen das Beste, das dir passieren kann, während ein schlechtes Bild viel ruiniert. Mit Bildern kann man sehr viel beeinflussen.»

 

Wo befinden sich bei Bildmanipulationen die Grauzonen? Was kann man sich als Journalist/in erlauben, um beispielsweise zu provozieren?

«Ich beziehe mich auf das Beispiel der vorangegangenen Frage. Das ist für mich ein eindeutiges Fake-Bild. Es wurde zwar als Symbolbild deklariert, was bedeutet, dass man vieles darunter interpretieren kann. Es gibt im Kodex des schweizerischen Presserates einen Absatz, welcher aussagt, dass Bilder nicht einfach so verfälscht werden dürfen, um etwas Anderes damit aussagen zu wollen. Ich persönlich finde, dass es als Journalist keinen Wert hat, Bilder zu faken. Lieber stellt man die Bilder in realen Momenten her, als etwas zu faken.»

 

Ab wann kann man sich damit strafbar machen?

«Sobald man die Ehre von einer Person verletzt. Beispielsweise, wenn ein Bericht über Johann Schneider-Ammann geschrieben wird und man als Fotoreporter ein ganz normales Bild von ihm vor dem Bundeshaus verunstaltet, ihm komplett anders kleidet (übrigens alles machbar) und ihn so ins Lächerliche zieht. Dann kann man enorme Probleme bekommen. Ausser, das Bild wird als Karikatur deklariert, das gibt einem wiederum einen grossen Spielraum. Deshalb ist es schwierig, diese Frage zu beantworten, da der Grat bei diesem Thema so schmal ist.»

 

Was denkst du, wo liegen die Gründe, dass manche Medienstellen Bilder manipulieren?

«Zum einen, weil sie es nicht besser wissen. Jeder und jede in diesem Geschäft will, so schnell es geht, die besten Schlagzeilen raushauen. Ich muss deshalb sagen, dass beabsichtigte Bildmanipulationen sehr selten vorkommen. Wenn, dann nicht durch ganze Medienverlage, sondern durch die einzelnen Journalistinnen und Journalisten oder Medienschaffende der Boulevardpresse, welche schlechte Absichten haben und sich um Aufmerksamkeit pulen.»

 

Wie können sich Bildmanipulationen auf unsere Gesellschaft auswirken?

«Je nachdem, wie weit das Bild verbreitet wird und die Menschen es als wahr empfinden, kann das enorme Auswirkungen haben. Jedenfalls, so lange niemand dahinterkommt. Kurzfristig kann es zu einem Aufschrei in der Gesellschaft kommen, aber langfristig werden Bildmanipulationen glücklicherweise immer durch Experten richtiggestellt.»

 

Was denkst du, wie könnte man sich als normaler Bürger vor Bildmanipulationen schützen?

«Selber hinterfragen, was man liest und für sich selbst analysieren, was es für einen bedeutet. Vor allem vernünftig auf vermeintlich gefakte Bilder reagieren, ohne irgendwelche Kurzschlussreaktionen zu machen. Am allerwichtigsten aber ist es, derartige Bilder nicht weiter zu verbreiten. Wir sollten der Manipulation keine Plattform bieten.»

Vielen Dank Kilian, für das interessante Interview.

 

 Für weitere Infos:

kilian.marti@ilteam.ch