Die Manipulation in Medien ist zu einem immer wichtigeren Thema geworden. Nie zuvor war es einfacher, gerade Bilder mit Programmen zu verändern und so die Meinungen von Menschen zu beeinflussen. Welchen Einfluss haben audiovisuelle Medien auf den Journalismus? Wie können Bilder manipuliert werden? Diesen Fragen stellt sich der ehemalige Journalist Kilian Marti.

«Ganz gut. Ich habe viel zu tun in letzter Zeit», antwortet Kilian Marti auf die Frage, wie es ihm an diesem Abend geht. Der 20-jährige ist selbständiger Finanzplaner und unterstützt Menschen auf dem Weg zu ihren Zielen in finanzieller Hinsicht. «Ich helfe Menschen in die Selbständigkeit, das eigene Heim zu kaufen oder alles finanziell zu planen für die Weltreise mit der ganzen Familie». In seiner Vergangenheit kam er oft in Berührung mit journalistischen Tätigkeiten und half bei den Arbeiten in verschiedensten Redaktionen mit. Dort hat er selbst miterlebt, welche Strategien von Medienschaffenden bei der Bilderauswahl gewählt werden und wie einfach es sein kann, Bilder zu manipulieren.

 

Kilian, Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?

«Schon in meiner Schulzeit habe ich für eine regionale Wochenzeitung Umfragen zu den unterschiedlichsten Themen gemacht. Damals habe ich Menschen auf offener Strasse befragt, was ihre Sommerferienpläne sind. Ich stellte nicht wirklich heikle oder brisante Fragen. Trotzdem war das eine wichtige Erfahrung, die meinen Grundstein legte. Nach der obligatorischen Schulzeit begann ich dann meine Lehre als Kaufmann bei der Zeitung «Südostschweiz». In der Ausbildung habe ich hauptsächlich mit Journalistinnen und Journalisten in der Redaktion zusammengearbeitet, wo ich den Überblick über die Termine innehatte. Irgendwann fand ich, dass ich selbst auch schreiben wollte. Da habe ich mich angeboten, probeweise einige Anlässe zu besuchen, um darüber zu schreiben.»

Im Alter von 18 Jahren hat Kilian die Lehre erfolgreich abgeschlossen und durfte anschliessend bei einer Zeitung als Journalist arbeiten, wo er vorher bereits Kolumnen veröffentlichte. «Dies war bei den Obersee-Nachrichten in Rapperswil», fügt er hinzu.

 

Was hat dich an diesem Weg so fasziniert?

«Der Journalismus liegt im Blut unserer Familie, denn auch meine beiden Schwestern sind bei verschiedenen Zeitungen journalistisch tätig. Ich persönlich habe schon immer sehr gerne geschrieben, ob es sich um eigene, erfundene Geschichten oder journalistische Beiträge handelt. Erfundene Geschichten habe ich natürlich nie in den Zeitungen veröffentlicht», beendet Kilian seine Aussage und lacht. Mittlerweile hat er sich aber vom Journalismus abgewendet. «Ich gehe nun als Finanzplaner meinen eigenen Weg. Die Selbständigkeit war schon immer mein Traum, der nun endlich in Erfüllung gegangen ist», sagt er.

 

Welche Strategien wurden in den Redaktionen, in denen du tätig warst bei der Bilderauswahl angewendet?

«Jede Zeitung hat ihr eigenes System, wie die Bilder ausgewählt werden. Es gibt Zeitungen, bei denen die Journalistinnen und Journalisten Artikel schreiben und dann selbständig die Bilder auswählen. Bei anderen Zeitungen sind Fotojournalisten angestellt, die auf Anfrage ein Bild machen. Diese liefern dann als ausgebildete Fotografen ein qualitatives Bildprodukt. Bei meinen Jobs habe ich die verschiedensten Vorgehensweisen kennengelernt. Habe ich ein Porträt über eine Person geschrieben, so machte ich immer selber ein Porträtfoto der Person. Da macht man am besten ein Foto, welches die Person in seinem gewohnten Umfeld zeigt und so den Inhalt ihres Lebens darstellt. Auch Symbolbilder habe ich manchmal verwendet. Dort ist es wichtig abzuklären, ob man die Rechte hat, ein Bild verwenden zu dürfen. Um ein Bild für eine öffentliche Zeitung, Plattform, etc. verwenden zu dürfen, braucht man Nutzungsrechte, die einem von den Herstellern der Bilder übertragen werden, wenn dieses dies erlauben.»

 

Wie wichtig ist es bei Zeitungsartikeln mit Bildern deine erwähnte Stimmung und Emotion zu generieren?

«Es ist sehr wichtig Bilder in Zeitungen zu haben. Gerade wenn es um Personen geht, denn in Zeitungen werden diese nicht optisch detailliert beschrieben, ganz anders als in Romanen. Am besten ist es, wenn man die Bilder mit dem Text verbindet, so dass die Leser auf dem Bild nachschauen oder überprüfen müssen, ob das Beschriebene stimmt.»

 

Wie beurteilst du die Macht von Bildern in den Medien?

«Bilder sind eigentlich ausschlaggebend dafür, ob die Menschen einen Artikel lesen oder nicht. Hast du ein ansprechendes Bild, hast du auch Leserinnen und Leser. Ich sage: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Ein gutes Bild ist sozusagen das Beste, das dir passieren kann, während ein schlechtes Bild viel ruiniert. Mit Bildern kann man sehr viel beeinflussen.»

 

Wo befinden sich bei Bildmanipulationen die Grauzonen? Was kann man sich als Journalist/in erlauben, um beispielsweise zu provozieren?

«Ich beziehe mich auf das Beispiel der vorangegangenen Frage. Das ist für mich ein eindeutiges Fake-Bild. Es wurde zwar als Symbolbild deklariert, was bedeutet, dass man vieles darunter interpretieren kann. Es gibt im Kodex des schweizerischen Presserates einen Absatz, welcher aussagt, dass Bilder nicht einfach so verfälscht werden dürfen, um etwas Anderes damit aussagen zu wollen. Ich persönlich finde, dass es als Journalist keinen Wert hat, Bilder zu faken. Lieber stellt man die Bilder in realen Momenten her, als etwas zu faken.»

 

Ab wann kann man sich damit strafbar machen?

«Sobald man die Ehre von einer Person verletzt. Beispielsweise, wenn ein Bericht über Johann Schneider-Ammann geschrieben wird und man als Fotoreporter ein ganz normales Bild von ihm vor dem Bundeshaus verunstaltet, ihm komplett anders kleidet (übrigens alles machbar) und ihn so ins Lächerliche zieht. Dann kann man enorme Probleme bekommen. Ausser, das Bild wird als Karikatur deklariert, das gibt einem wiederum einen grossen Spielraum. Deshalb ist es schwierig, diese Frage zu beantworten, da der Grat bei diesem Thema so schmal ist.»

 

Was denkst du, wo liegen die Gründe, dass manche Medienstellen Bilder manipulieren?

«Zum einen, weil sie es nicht besser wissen. Jeder und jede in diesem Geschäft will, so schnell es geht, die besten Schlagzeilen raushauen. Ich muss deshalb sagen, dass beabsichtigte Bildmanipulationen sehr selten vorkommen. Wenn, dann nicht durch ganze Medienverlage, sondern durch die einzelnen Journalistinnen und Journalisten oder Medienschaffende der Boulevardpresse, welche schlechte Absichten haben und sich um Aufmerksamkeit pulen.»

 

Wie können sich Bildmanipulationen auf unsere Gesellschaft auswirken?

«Je nachdem, wie weit das Bild verbreitet wird und die Menschen es als wahr empfinden, kann das enorme Auswirkungen haben. Jedenfalls, so lange niemand dahinterkommt. Kurzfristig kann es zu einem Aufschrei in der Gesellschaft kommen, aber langfristig werden Bildmanipulationen glücklicherweise immer durch Experten richtiggestellt.»

 

Was denkst du, wie könnte man sich als normaler Bürger vor Bildmanipulationen schützen?

«Selber hinterfragen, was man liest und für sich selbst analysieren, was es für einen bedeutet. Vor allem vernünftig auf vermeintlich gefakte Bilder reagieren, ohne irgendwelche Kurzschlussreaktionen zu machen. Am allerwichtigsten aber ist es, derartige Bilder nicht weiter zu verbreiten. Wir sollten der Manipulation keine Plattform bieten.»

Vielen Dank Kilian, für das interessante Interview.

 

 Für weitere Infos:

kilian.marti@ilteam.ch

 

 

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