In den Medien gibt es täglich neue Schlagzeilen, doch ständig liest man vom Selben: Vom Hass, der die Leute auf dieser Welt langsam erfüllt und hartnäckig jeder ihrer Entscheidungen und Worte beeinflusst. Man kann kaum noch den Leuten Glauben schenken, die über Nächstenliebe sprechen. Wieso sind wir Menschen so hasserfüllt?

Weshalb empfinden wir es als richtig, eine Person aufgrund ihrer Hautfarbe anders zu behandeln, sie zu diskriminieren und mit ihnen herablassend zu reden? Warum denken wir, dass wir das Recht haben, Frauen den Hijab herunterzureissen und ihnen zu erzählen, dass ihre Religion nur von Terrorismus und Unterdrückung geprägt sei? Wieso benutzen wir «schwul» als Schimpfwort und machen beim Thema Liebe Unterscheidungen zwischen verschieden- und gleichgeschlechtlichen Paaren? Warum ist der Mensch der Ansicht, dass Folter und öffentliche Quälerei etwas Angemessenes seien? Aus welchem Grund erschiessen, bombardieren und erstechen wir Menschen, ohne einen einzigen Gedanken an das Leben, das man gerade auslöscht, zu verschwenden? Weshalb denken wir antisemitisch und betrachten unsere eigene Religion als etwas Besseres? Welchen Grund gibt es, der es uns erlaubt, Frauen als schwaches Geschlecht anzusehen, dass nur da ist, um unsere Bedürfnisse entsprechend zu erfüllen? Warum lachen wir über Personen mit Behinderungen, provozieren sie mit Videoaufnahmen und stellen das dann auf YouTube? Warum geniessen wir es, Leute im Internet zu demütigen, ihnen den Tod zu wünschen und langsam zuzuschauen, wie sie am Mobbing zerbrechen? Wieso behandeln wir Menschen mit einer anderen Herkunft als wären sie dumm und ungebildet? Warum denken wir, dass Menschen, deren biologisches Geschlecht nicht mit ihrem Eigentlichen übereinstimmt, nur verwirrt sind und ignoriert werden können? Seit wann sehen wir psychische Krankheiten als Einladung, um uns über Schizophrenie witzig zu machen und «depressiv» oder «bipolar» als verharmloste Adjektive zu verwenden? Kannst du dir erklären, warum sich der Mensch so unmenschlich verhält?

Hass ist nicht angeboren

Auf diese Fragen eine logische Antwort zu finden, ist kaum möglich. Was aber klar ist: Hass wird keinem Menschen angeboren. Keine Person kommt auf die Welt und entschliesst sich in der Sekunde, in dem es zum ersten Mal seine Augen aufschlägt, dass er mit purem Hass gegen die Menschheit durch das Leben geht. Einerseits wird einem Hass beigebracht, andererseits bringt man es sich selber bei. Und das, weil man Angst hat.

Der Mensch mag keine Veränderungen. Er bleibt am liebsten bei seinen bisherigen Gewohnheiten, macht das, was er bisher tat, und glaubt an das, was ihm schon zuvor eingetrichtert wurde. In der heutigen Zeit leben die Leute, die die Veränderung der gesellschaftlichen Normen mitgemacht haben. Sie lebten in der Zeit, in der beispielsweise Homosexualität noch nicht wirklich auffiel und Verwirrung stiftete. Oder in der Schwarze noch von den Weissen getrennt wurden. Sie waren sich gewohnt, dass gewisse Leute anders behandelt wurden. Und dann wollte man das nicht mehr, die Generation musste sich auf etwas Neues gefasst machen und sich von ihren alten Gedankengängen trennen und einsehen, dass jeder Mensch gleichwertig ist. Was für uns Jugendliche eigentlich schon so gut wie selbstverständlich ist, machte den Älteren Angst. In der jetzigen Generation ist man sich eigentlich schon an das gewohnt, dass früher als anders angesehen wurde. Wir sind aufgeklärter. Doch trotzdem kann man noch sehen, dass einige Jugendliche trotzdem hassen. Entweder wurde ihnen dieses Gefühl von Hass zum Beispiel in der Erziehung vermittelt, oder sie verspüren wieder diese nagende Angst. Wer Zeitung liest, sieht bestimmt die Nachrichten über Terroranschläge. Oder man kennt sicher diesen Druck, den man früher hatte, als sich alles noch ums Beliebt-Sein drehte. Terror macht Angst, wirkt erschreckend und sorgt für Angst. Wer dem Beliebt-Sein Druck standhalten musste, verspürte bestimmt mal die Angst, auch mal unter den Schikanen seiner Klassenkameraden zu leiden.

Doch was haben diese Ängste mit Hass zu tun?

Angst entsteht, wenn wir uns von einer Sache überfordert fühlen. Wir verspüren das Gefühl von Schwäche, weil wir uns etwas nicht gewachsen fühlen, weil es stärker und grösser als wir wirkt. Und dieses Gefühl von Schwäche nagt am Menschen. Wir wollen es loswerden- und suchen so nach etwas, dass uns stärker macht. Und so entsteht der Hass: Wir hassen, weil wir dafür sorgen, dass eine andere Person vor uns Angst hat. Wir sorgen dafür, dass wir uns stärker fühlen. Weil dies Hass ausmacht: das Gefühl von Stärke und Überlegenheit. So fängt man an, Muslime zu diskriminieren, weil man sich so gegenüber dem IS-Terror überlegener fühlt. Man mobbt eine Klassenkameradin, um nicht selber schikaniert zu werden. Man behandelt Schwarze schlechter, weil man sich so wie etwas «Besseres» fühlt.

Doch die nächste Frage, die sich stellt, ist: Ist es nicht traurig, wenn man sich Bestätigung holt, in dem man einen anderen Menschen behandelt, als wäre er keiner? Auch wenn ich versucht habe, den Ursprung des Hasses zu finden, bedeutet das nicht, dass man damit seinen Hass begründen darf. Denn letztendlich ist nicht Angst die Schwäche, sondern der Hass. Denn hinter dem Hass verstecken wir uns, als wäre er ein Schutzschild.

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