Eigentlich ist es erstaunlich, wie viele «gratis» Internetdienste wir tagtäglich nutzen können. Wir bezahlen weder für Instagram, Facebook, Google, oder irgendeine andere Plattform irgendeinen Betrag, der unserer täglichen Nutzung entspricht. Es gibt zwar einige pay-to-view Seiten wie beispielweise Netflix oder die NZZ online. Aber sind denn alle anderen, scheinbar nicht-kostenpflichtigen, Plattformen wirklich «gratis?»
Der Preis, den wir zahlen
Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen – Nein. Wir bemerken es zwar oftmals nicht, aber auf irgendeine Weise zahlen wir immer einen Preis im Austausch für unseren Zugriff zu Inhalt, Daten oder Unterhaltung. Dass uns das oftmals nicht klar ist liegt daran, dass wir nicht mit Geld bezahlen. Es gibt beispielweise Seiten, die uns Werbung zeigen. Nicht unüblich ist, dass diese Werbung zu uns passt. Sie stimmt mit unseren Google-Suchen oder Zalando-Wunschlisten überein. Sie zeigt meist uns bekannte Dienstleistungen und Produkte, was manchmal ganz schön gruslig sein kann. Doch woran liegt das?
Das wichtigste Stichwort in diesem Zusammenhang ist der sogenannte digitale Fussabdruck. Er beinhaltet all die Spuren, die wir online zurücklassen. Und das sind nicht wenige. Man könnte meinen, dass nur unser aktives Tun im Netz registriert wird, doch in Wirklichkeit wird alles, wirklich alles irgendwo abgespeichert. Wir klicken auf einen Link; *registriert*. Wir surfen für einige Minuten auf einer Webseite; *registriert*. Wir entfernen einen Artikel aus unserem online-Warenkorb; *registriert*. Aus solchen Daten, gemeinsam mit Zeitpunkt und unserem Standort während der Ausführung, wird unser digitaler Fussabdruck erstellt.
In manchen Meme-Posts wird vom sogenannten FBI Guy gewitzelt, einem scheinbaren Agenten des FBI, der sich persönlich nur auf dein Nutzungsverhalten spezialisiert hat und dich rund um die Uhr überwacht. Das ist natürlich eine lächerliche Vorstellung, da das Internet so «selbstständig» programmiert ist, als dass es dafür keinen einzelnen Menschen mehr benötigt. Und selbstverständlich werden auch nicht explizite Ordner, auf denen dein Name darauf steht, erstellt. Doch Fakt ist, dass deine Daten gesammelt werden. Und das Zusammentragen, Filtern und Kategorisieren solcher Daten ist ein grosses Geschäft im Internet.
Wer Werbung macht, will eine möglichst passende Zielgruppen erreichen. Gerade im Internet, wo die Informationsfülle scheinbar unendlich ist, muss die richtige Werbung am richtigen Ort publiziert werden, da sie sonst einfach untergeht. Deswegen ist es für Internet-Werber so wichtig, möglichst viel über dich – oder sagen wir, die Person mit der IP-Adresse so und so – herauszufinden. Nämlich um Werbung zu personalisieren. Im Handel mit solchen Daten, die in Form deines digitalen Fussabdruckes gesammelt werden, fliesst eine Menge Geld. Wenn du also böse gesagt nichts für ein «Produkt» im Internet, wie den Besuch einer Webseite, zahlst, dann bist du das Produkt.
Wie genau werden jetzt aber deine Daten gesammelt, wenn du eine Webseite besuchst?
Meist läuft das ganze über die – nicht ganz so leckeren – Cookies, denen du normalerweise beim erstmaligen Nutzen einer Webseite zustimmen musst. Ein Cookie ist eigentlich ein ziemlich abstrakter Code, mit dem wir nicht besonders viel anfangen können, wenn wir ihn sehen würden. Doch wer ihn entschlüsseln kann, wird um einiges schlauer. Denn in den Cookies, die von der Webseite an unseren Browser geschickt werden, sind alle Daten abgespeichert, die mit unseren Nutzungsverhalten auf der entsprechenden Webseite zusammenhängen. Das kann praktisch sein, im Sinne von hinterlegten Login Daten. Doch es ist auch gruselig, wenn wir bedenken, dass jeder Klick aufgezeichnet wird. Denn aus einem solchen Nutzungsverhalten können sich Muster abzeichnen, die Rückschlüsse auf unsere Person erlauben. Seien das Präferenzen, unser Geschlecht oder unser Alter.
Jede Webseite hat Cookies und in jedem unserer Cookies zeichnen sich etwas andere Daten ab. Immer passend zu unserer Nutzung dieser bestimmten Webseite. Wenn diese Cookie-Informationen jedoch gebündelt werden, kommt so einiges an Informationen zusammen, aus denen sich eine Person ziemlich gut charakterisieren lässt. Und für solche Informationen wird oftmals eine grosse Menge an Geld bezahlt.
Dies ist nur ein kleiner Einblick in die grosse Monetarisierung unserer, eigentlich persönlichen, Daten. Das Thema ist ziemlich komplex aber sehr wichtig für uns, da wir alle Internetnutzer sind, die eigentlich ein Interesse daran haben, Privatsphäre zu behalten. Wenn du dich also gerne mehr mit dem Thema auseinandersetzten würdest, empfehle ich dir Internetsociety.org . Diese Seite ist grösstenteils auch meine eigene Informationsquelle zu diesem Thema. Zusätzlich kann sie dir nebst weiteren Ausführungen auch Tipps geben, wie du dich und deine Daten wenigstens zum Teil etwas besser schützen kannst.