Man sieht ihn auf Bags, Jutebeuteln, an Fahnen, auf Mützen und Capies, vor allem in Szenevierteln trifft man ihn immer wieder an. Ebenso daher in der Berner Innenstadt und in der Nähe der Reitschule habe ich ihn immer wieder gesehen; ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen wo drunter «St. Pauli» steht. Der Totenkopf ist wohl im Ausland das bedeutendste Zeichen des FC St. Pauli, welcher weitaus mehr ist als ein «normaler» Sportklub.

Was ist St. Pauli eigentlich für ein Klub?

Dafür muss man ein wenig über die Grenze ins Nachbarland schauen, wo in der 2. Deutschen Fussball Liga eben der FC St. Pauli spielt. Der Hamburger Fussballklub, welcher diese Saison recht gut spielt und sich sogar Hoffnung auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga machen kann, hat nämlich eine recht besondere Geschichte für einen Fussballverein. So ist der Klub im namensgebenden Stadtteil Hamburg-St. Pauli angesiedelt, welcher mit der Reeperbahn wohl die bekannteste Party/Rotlichtmeile Deutschlands besitzt.

Wodurch der Klub seid seiner Gründung immer recht besondere Fans anzieht. Von Punks, Rocklegenden, Partygängern, Bordsteinschwalben, Dealern bis zu Hausbesetzern fast alles ist dabei. Doch das Geheimnis, warum weit über die Reeperbahn hinaus Fans des FC St Pauli rumlaufen, findet sich in den 80er Jahren. Damals hatte St.Paulis Stadtrivale stark mit rechtsradikalen Fans, also Nazis, zu kämpfen. Das schreckte recht viele Linke Fans ab und so zog es sie zum eher sportlich unbedeutenden FC St. Pauli. Dort wurden sie nicht nur mit offen Armen empfangen, sondern wurden ebenso gleich ein wichtiger Bestandteil der Fankultur. So ist St. Pauli wirklich.

Von Fans für Fans

Der deutsche Fussball zeichnet sich gegenüber anderen Ligen immer wieder durch die Fans aus, welche die Stadien fast jeden Spieltag immer wieder füllen. Ein Grund dafür ist die im deutschen Fussball geltende 50+1 Regel, welche nichts anderes bedeutet als das 50 % des Klubs den Fans gehört. Und St. Pauli ist eines der besten Beispiele dafür, wie sehr eben Fans einen Verein prägen und ebenso besitzen. So besteht fast die gesamte Führungsetage des Klubs aus Leuten, welche schon lange in der Fanszene verankert sind und daher immer recht offen mit den Fans reden. Die Funktionäre sieht man deshalb immer wieder auf der Tribüne mitten in der Fanmenge.

Gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus

Durch die politisch linke Haltung des Klubs mit der Verbundenheit der Fans in der Nähe der Reeperbahn, zeichnet sich St. Pauli immer wieder durch ganz besondere Fan-Aktionen aus. So steht der Klub dafür seine Ticketpreise nicht zu erhöhen, damit jeder sich die Spiele angucken kann, Benefizspiele, um Geld für Flüchtlinge zu sammeln oder sich offen gegen Rassismus und Sexismus auseinanderzusetzen. Dazu gab es vor ein paar Jahren eine grosse Spendenaktion für den Klub damit dieser sich nach dem Abstieg eine Lizenz zur 2. Bundesliga holen konnte. St. Pauli war dazu tatsächlich der erste deutsche Fussballklub, welcher ein Stadionverbot für rassistische und sexistische Äusserungen aussprach, was heute im Fussball normal ist, startete mit St.Pauli. Dazu unterstütze man ebenso den Schweizer Film «Mario» in dem sich der Fussballer Mario in seinen neuen Mitspieler Leon verliebt. Homosexualität im Sport und vor allem im Fussball noch immer ein Thema, mit dem man sich eher nicht auseinandersetzt.

Doch woher kommt jetzt der Totenkopf?

Der bekannte Totenkopf feierte ebenso in den 80er Jahren sein Debüt, wo der alternative Punkrocker «Doc Mabuse» ein echtes Urgestein des Hamburgerkiez eine Piratenflagge mit ins Stadion nahm und sie an einem Besenstiel befestigte. Viele Fans liesen sich ebenso von diesem Symbol inspirieren, so ist unteranderem eine beliebte St. Pauli Fanbar «Jolly Roger» bestückt mit Totenkopfflaggen. Später wurde der Totenkopf dann ebenso ein Protestsymbol als man sich gegen immer mehr Mode- und Trendboutiquen im Viertel gewehrt hat, gingen St. Paulis Bewohner auf die Strasse mit gehisster Totenkopfflagge.

Kultklub, der für vieles steht; kurzgesagt

Über die Jahre hat St. Pauli durch seine Fans, welche eben in guten wie in schlechten Zeiten da sind, für ihren Klub und sich nie was sagen lassen wollen vom grossen Geld im Fussball einen wirklichen Kultstatus erreicht. Ob bei Fussball-Fans, die ebenso genug haben von den Millionen im Fussball, Punkern oder eben bei Menschen die ebenso wie der Klub gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus einstehen, der Totenkopf von St. Pauli verbindet vieles miteinander. Wodurch St. Pauli wirklich nicht gerade ein «normaler» Fussballklub ist.

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4 Comments

  1. Cyrill Pürro Reply

    Ein sehr interessanter Beitrag. Ich finde es echt faszinierend zu sehen, welchen Einfluss ein «normaler» Fussballclub auf die Gesellschaft und die Politik haben kann.

    • Lenard Baum Reply

      Dank dir (wie immer für den tollen Kommentar😉) gibt immer wieder Fälle wo Politik und Fussball aufeinander treffen ob links oder rechts

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