Aktivismus bedeutet laut Wikipedia: «Die Neigung zur Aktivität und die Abneigung gegen jede Haltung des passiven Hinnehmens». Das heisst, man setzt sich aktiv für etwas ein und verurteilt gleichzeitig jene, welche es nicht tun.

Die Autorin vertritt ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht zwingend mit derjenigen der Redaktion.

Vor 50 Jahren war Aktivismus weitaus simpler als heute. Leute gingen auf die Strasse für Menschenrechte, gegen Krieg oder Regierungen. Demonstrationen wurden durch Flugblätter angekündigt oder man erfuhr von Freunden, wenn der nächste Protest stattfand. Petitionen für aktuelle Themen wurden auf der Strasse herumgereicht und unterschrieben. Die Schweiz hat eine Geschichte von Krawallen und Protesten, zuerst in den 60er, später auch in den 80er. Diese Krawalle wurden durch Jugendliche ausgelöst, Grund war unter Anderem der 60 Millionen Kredit für das Opernhaus Zürich oder auch die Errichtung eines autonomen Jugendhauses.

Heute ist alles etwas anders. Seit der Erfindung von Social Media findet Aktivismus nicht mehr nur auf den Strassen statt, sondern auch online. So werden für verschiedene Themen, Petitionen online verlinkt, Ansprachen von Aktivisten online gestellt und ganze Demonstrationen live gestreamt. Das heisst, selbst wenn man nicht bei Protesten dabei ist, kann man sie verfolgen und passiv mit dabei sein.

In den letzten Tagen, habe ich die Reaktionen von Social Media auf den Mord von George Floyd mitverfolgt und einige Dinge über den sogenannten «Online-Aktivismus» gelernt. Anscheinend gibt es auf sozialen Plattformen eine «did not post did not happen» – Mentalität. Das heisst, wenn jemand nicht über die BLM-Bewegung oder George Floyd postet, wird er als ignorant und von einigen Usern sogar als rassistisch betitelt. Vorallem berühmte Leute wurden zur Zielscheibe dieser Mentalität, wenn sie lange nichts posteten oder sich erst später dazu entschieden sich zu äussern. Ebenfalls ist mir der Ausdruck «performativer Aktivismus» sehr ins Auge gestochen. Performativer Aktivismus bedeutet, dass man zwar Links von Petitionen online teilt, sich zur aktuellen Situationen äussert und an Proteste geht, aber das alles nur zu seinem eigenen Vorteil. Das heisst, man benutzt das jetzige Momentum der BLM-Bewegung, um mehr Follower zu erhalten und löscht alle Posts zu diesem Thema, sobald es nicht mehr aktuell ist. Ein Video ist mir zu diesem Ausdruck im Kopf hängen geblieben; es zeigt eine Frau, welche im Sommerkleid ein BLM-Schild hochhebt, sich ablichten lässt und wenig später den Protest verlässt.

Ebenso gelernt habe ich, dass Proteste und Petitonen alleine nicht reichen. Aktivisten setzten sich rund um die Uhr für Gerechtigkeit ein. Aktiv zu sein, heisst, nicht nur zu posten oder zu demonstrieren, sondern auch im Alltag zu seinen Meinungen zu Themen zu stehen. Wenn man jetzt das Thema Rassismus nimmt, reicht es nicht nur, zum Thema Black Lives Matter zu tweeten und denken, jetzt habe ich meinen Teil zur Bewegung beigesteuert. Es heisst, auch sich über systematischen Rassismus und Polizeigewalt zu informieren und im Alltag gegen Rassismus aufzustehen.

Wenn man Social Media richtig nutzt, kann es ein Tool für Aktivismus sein. Ein Beispiel; wenn das Video von George Floyd nicht online geteilt worden wäre, wäre keine globale Bewegung daraus entstanden. Ohne die zahlreichen Aufrufe durch Social Media User für Petitionen und Anrufe an Anwälte oder Bürgermeister in Amerika, wären die vier für Floyds Mord zuständigen Polizisten nicht im Gefängnis.

Auch ist Social Media für Aktivisten eine nützliche Plattform, um grössere Menschenmengen zu erreichen und sie über gewisse Themen zu informieren.

Aktivismus bleibt Aktivismus. Neue Technologien können dabei helfen, aber das gemeinsame Einstehen für ein Thema nicht ersetzen.

P.S.: Jeder der momentan die BLM-Bewegung unterstützt und gegen Rassismus kämpft, bleibt unbedingt aktiv !!

Nützliche Accounts auf Instagram um sich über die BLM-Bewegung zu informieren :

@blklivesmatter

@colorofchange

@privtoprog

Aktivistinnen, welche Gehör verdienen :

@kenidra4humanity

@janayathefuture

@rachel.cargle

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