Der Winter naht, weshalb die Tage auf unserer Erdhalbkugel besonders kurz werden und die Dunkelheit früh beginnt, einzubrechen. Die Herbst- und Wintermonate sind oft die Zeit der Feste und Feiertage. Doch für viele sind die dunkleren, kälteren Tage die Zeit der Müdigkeit, Trägheit und Depression.

Wichtig – Was du wissen musst

  • Dieser Artikel dient nicht zur Selbstdiagnose.
  • Hol dir Hilfe, wenn du denkst, du leidest an einer Depression. Entsprechende Anlaufstellen findest du am Ende dieses Artikels.

Die saisonal-affektive Störung, also die saisonal abhängige Depression (SAD), ist eine der vielen verschiedenen Formen der Depression. Sie tritt zu bestimmten Jahreszeiten auf, bei den meisten Menschen im Herbst oder im Winter. Nebst der Winterdepression tritt aber auch die Sommerdepression auf, diese ist jedoch sehr viel weniger weit verbreitet. Als Auslöser der saisonal auftretenden Depression im Winter werden die kürzeren Tage und das geringere Tageslicht vermutet, welche eine chemische Veränderung im Gehirn auslösen und so zu den Symptomen der Depression führen. In der Regel beginnt die saisonal abhängige Depression im Erwachsenenalter, das Risiko an dieser Form von Depression zu leiden, steigt mit dem Alter weiter an. Bei Menschen unter 20 Jahren ist sie selten und Frauen sind in der Regel häufiger betroffen als Männer.

Für Forscher nach wie vor ein Rätsel

Forscher wissen nicht genau, was die saisonale Depression verursacht. Sie entwickelten jedoch einige verschiedene Theorien, was die saisonale Depression in einem Menschen verursachen:

Veränderung der biologischen inneren Uhr

Die biologische Uhr in uns verschiebt sich, sobald es weniger Sonnenlicht gibt. Diese innere Uhr regelt unsere Stimmung, Schlaf und Hormone. Wenn sie sich verschiebt, kommt unser Körper aus seinem gewohnten Tagesrhythmus und kann sich nicht mehr an die veränderte Tageslichtlänge anpassen.

Chemisches Ungleichgewicht im Gehirn

Gehirnchemikalien, die als Neurotransmitter bezeichnet werden, sorgen für die Kommunikation zwischen den Nerven. Zu diesen Chemikalien gehört auch Serotonin, das zu Glücksgefühlen beiträgt. Menschen, die eine geringere Serotoninaktivität haben besitzen ein erhöhtes SAD-Risiko. Da Sonnenlicht zur Regulierung von Serotonin beiträgt, kann ein Mangel an Sonnenlicht im Winter die Situation noch verschlimmern. Der Serotoninspiegel kann weiter sinken, was schliesslich bis zur Depression führen kann.

Melatonin-Schub

Melatonin ist ein chemischer Stoff, der unser Schlafverhalten und unsere Stimmung beeinflusst. Der Mangel an Sonnenlicht kann bei manchen Menschen eine Überproduktion von Melatonin auslösen. Diese Überproduktion kann dazu führen, dass man sich im Winter träger und schläfriger fühlt als sonst.

Negative Gedanken

Menschen mit SAD leiden häufig unter Stress, Ängsten und negativen Gedanken über den Winter. Forscher sind sich bisher nicht sicher, ob diese negativen Gedanken eine Ursache oder nicht gar eine Folge der saisonalen Depression sind.

Eine Reihe von verschiedenen Symptomen

Die saisonal-affektiven Störungen lösen eine Reihe an Symptomen in Betroffenen aus. Einige davon unterscheiden sich klar von der saisonal-unabhängigen Depression. Einige Symptome der SAD sind folgende:

  • Vermehrter Schlaf und Tagesmüdigkeit
  • Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben
  • Sozialer Rückzug und erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung
  • Reizbarkeit und Angstzustände
  • Gefühle von Schuld und Hoffnungslosigkeit
  • Müdigkeit oder niedriges Energieniveau
  • Verminderter Sexualtrieb
  • Verminderte Fähigkeit, sich zu fokussieren oder zu konzentrieren
  • Schwierigkeiten, klar zu denken
  • Erhöhter Appetit, insbesondere auf Süßigkeiten und Kohlenhydrate
  • Gewichtszunahme
  • Körperliche Probleme, wie z. B. Kopfschmerzen

Achtung Verwirrungsgefahr zwischen der saisonal-affektiven Störung, Depression, Winterblues und depressive Stimmungen durch traumatische Erlebnisse

Bei der Unterscheidung zwischen der Diagnose einer Depression und einer Depression mit saisonalem Muster kommt es vor allem auf den Zeitpunkt an. Die Symptome sind bei beiden wahrscheinlich sehr ähnlich oder gar identisch. Eine Person, die an einer schweren depressiven Störung mit saisonalem Muster leidet, zeigt allgemeine Symptome wie gedrückte Stimmung, Gewichtszunahme (Appetitsteigerung und ein spezifisches Verlangen nach Kohlenhydraten sind in den Wintermonaten üblich), übermässigen Schlaf oder Schläfrigkeit, Verlust des Interesses an Dingen, die früher Spass gemacht haben. In den Herbst- und Wintermonaten kann es zu Hoffnungslosigkeit und sogar zu Selbstmordgedanken kommen, im Gegensatz zum Rest des Jahres.

Der Hauptunterschied zwischen der saisonal-affektiven Störung und der Depression besteht darin, dass depressive Episoden das ganze Jahr über auftreten können, während SAD in saisonalen Mustern auftritt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass eine depressive Episode im Winter nicht automatisch mit einer SAD gleichzusetzen ist. Manche Menschen leiden im Winter unter Depressionen, die nicht die Kriterien für die Diagnose einer saisonal abhängigen Depression erfüllen.

Die Herbst- und Wintermonate, insbesondere die Zeit der Feiertage, sind für viele Menschen aus verschiedenen Gründen eine emotional und körperlich schwierige Zeit, auch wenn es sich nicht um eine SAD oder eine schwere Depression handelt. Manche Menschen haben das Gefühl, den Winter einfach «überstanden» zu haben, was viele als «Winterblues» bezeichnen, und dies ist besonders bei Menschen verbreitet, die in kälteren Klimazonen leben. Echte Depressionen – ob nicht saisonale Depressionen oder SAD – sind jedoch oft schwerwiegender und behindernder.

Traumatische Erlebnisse, die jedes Jahr zum gleichen Zeitpunkt eine kürzere Depression auslösen, fallen definitionsgemäss nicht in die Kategorie SAD. Wenn also eine Person jedes Jahr um Weihnachten herum depressive Symptome verspürt, weil sie traumatische Erinnerungen an diesen Feiertag hat, ist das nicht unbedingt ein Hinweis auf eine Erkrankung der saisonal-affektiven Störung.

Wie du dir selbst helfen kannst

Wenn du das Gefühl hast, du leidest an einer Winterdepression oder du das Gefühl hast, dir geht es besonders im Winter nicht so gut, gibt es verschiedene Dinge die du selbst unternehmen kannst, um die Symptome zu lindern.

  • Behandle die Erkrankung so, als würdest du an einer Grippe leiden. Hol dir Hilfe und wende dich an deinen Arzt.
  • Setze dir realistische Ziele und überstürze dich nicht. Nimm dir nicht zu viel vor und teile dir grosse Aufgaben in kleine auf, setze dir Prioritäten und tu das, was du kannst, so gut wie es geht.
  • Versuche mit anderen Menschen zusammen zu sein und vertraue dich jemandem an. Das ist in der Regel besser, als allein und verschlossen zu sein.
  • Tu Dinge, bei denen du dich besser fühlst. Ein Kinobesuch, Gartenarbeit oder die Teilnahme an religiösen, sozialen oder anderen Aktivitäten können helfen. Auch etwas Nettes für jemand anderen zu tun, kann helfen, dass du dich besser fühlst.
  • Treibe regelmässig Sport, auch wenn es hart is, t aus dem Bett zu kommen. Sport hilft die Serotonin Produktion im Gehirn anzukurbeln.
  • Versuche gesunde und vor allem ausgewogene Mahlzeiten zu dir zu nehmen.
  • Halte dich vor Alkohol und anderen Drogen fern. Im schlimmsten Fall können diese die Depression nur verschlimmern.
  • Versuche geduldig mit dir selbst zu sein und dich auf positive Aspekte zu konzentrieren. Das kann dazu beitragen, das negative Denken, welches Teil der Depression ist, zu ersetzen.
  • Lass dir von deinen Freunden und deiner Familie helfen. Du bist nicht allein.

Hilfe für Betroffene

Leidest du oder jemand, den du kennst, unter einer psychischen Krankheit? Hast du sonstige Sorgen oder Probleme, die dich belasten?

Hier erhältst du Hilfe:

Beratung:
Dargebotene Hand, Tel. 143, (143.ch)
Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, (147.ch)
Kirchen (Seelsorge.net)
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Selbsthilfegruppen
Kinderseele, Onlineberatung für Kinder psychisch kranker Eltern

Anlaufstellen für Suizid-Betroffene:
Nebelmeer – Perspektiven für suizidbetroffene Jugendliche (Nebelmeer.net);
Refugium – Geführte Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid (Verein-refugium.ch);
Verein Regenbogen Schweiz (Verein-regenbogen.ch).

Geschrieben von:

monday ce n'est pas mon day.

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