Fleisch und Stahl verschmilzt, verformte Kreaturen suchen einsame, tote Landschaften heim, dürre Gestalten wandeln in kriegsvernarbten Städten inmitten Leichenbergen: Die Gemälde Beksińskis führen den Betrachter in fremde, alptraumhafte Welten. Wer steckt dahinter?
Seine Karriere startete mit der experimentellen Fotografie und dem Skulptieren. Zu dieser Zeit herrschte die Kunstrichtung des sozialistischen Realismus, welcher durch das Fehlen von Abstraktion und Wirklichkeitsnähe gekennzeichnet war. Trotz dieses Trends widmete sich Beksiński der Abstraktion. Nach dieser kurzen Periode der Fotografie wandte er sich zur Malerei, da er meinte, die Fotografie würde ihn zurückhalten und sei nicht das passende Medium um seine Ideen umzusetzen.
Beksiński selber war ein introvertierter Künstler. Öfters fehlte er an seinen eigenen Ausstellungen und bevorzugte es, zuhause zu bleiben. Er malte vor allem nicht für Geld oder Aufmerksamkeit, die ihn zu Zeiten sehr nervten, sondern für sich selbst. Seine Kunst war sein tägliches Brot, er existierte durch sie. Viele seiner Kunstwerke spendete er für Wohltätigkeitsaktionen und er unterstützte viele Spendenkampagnen.
«In the medieval tradition, Beksiński seems to believe art to be a forewarning about the fragility of the flesh – whatever pleasures we know are doomed to perish – thus, his paintings manage to evoke at once the process of decay and the ongoing struggle for life. They hold within them a secret poetry, stained with blood and rust.»
«In der mittelalterlichen Tradition scheint Beksiński die Kunst als Vorbote der Zerbrechlichkeit des Fleisches zu sehen – alle Freuden, die wir kennen, sind dem Untergang geweiht – daher schaffen es seine Bilder, gleichzeitig den Prozess des Verfalls und des anhaltenden Kampfes ums Leben hervorzurufen. In ihnen steckt eine geheime Poesie, befleckt mit Blut und Rost.»
Guillermo del Toro
Beksiński wurde 1929 in Sanok geboren, der polnischen Stadt mit der höchsten Judeneinwohnerzahl in Polen, jedenfalls vor dem zweiten Weltkrieg. Es ist sich nicht schwer vorzustellen, was für schlimme Dinge er zu dieser Zeit miterlebt haben musste. Beksiński erlebte auch die Terror-Herrschaft Stalins hautnah mit. Folter, Stacheldraht, Exekutionen waren alles Teil dieser Zeit. Beksiński hätte ohne Grund Opfer der kommunistischen Herrschaft werden können. Ich spekuliere, dass diese Erlebnisse auch stark in seine Kunst eingeflossen sind. Jeder Künstler hat eine Art von Bild oder Vision dessen, was ihn fasziniert oder sogar heimsucht. Genau so ein Bild lag tief vergraben in Beksińskis Unterbewusstsein, streng verborgen vor der Aussenwelt.
Bedeutung im Bedeutungslosen
Doch Beksińskis Bilder haben laut seiner Aussage keine Bedeutung. Nicht mal Titel gab er ihnen, was auch zu viel Verwirrung führte. Die Betrachter seiner Kunst wollten die Inhalte und vielen Symboliken erklärt haben. Doch Beksiński weigerte sich stur. Seiner Meinung nach würden Titel von Gemälden den Betrachter beeinflussen und Interpretation von anderen aufgezwungen werden. Beksiński wollte, dass man seine Bilder betrachtet ohne über deren Bedeutung nachzudenken. In einem Interview sagte er mal: «Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich es einfach aufschreiben oder sagen.» Schon öfter war er sauer gewesen, da Kritiker seinen Werken eine Geschichte oder Bedeutung zuschrieben.
Doch ich glaube in Beksińskis Werken steckte Bedeutung, jedenfalls Bedeutung für ihn selbst. So kitschig es sich anhört: In seinen Bildern steckt für jeden einzelnen von uns individuelle Bedeutung. Natürlich nicht in allen Bilder, aber sicherlich in manchen von ihnen. Denn in seinen Werken werden viele Elemente und Symboliken wiederholt. In seinen früheren Werken spielte die Erotik eine grosse Rolle. Magere Personen und die Deformation des Körpers sind ebenfalls häufig vorkommende Merkmale. Kruzifixe und andere religiöse Elemente sind auch wiederkehrende Elemente, sowie Themen wie Krieg und natürlich der Tod.