Dieses Jahr fanden drei Konzerte von Künstlern statt, die ich toll finde. Natürlich habe ich sie besucht, mit vollem Handyakku und bereit, Fotos und Videos zu drehen.
Angekommen am Konzertort, Selfie hier, Stimmungsfoto da. Zeigen auf Instagram und Snapchat, vielleicht auch auf Facebook, sollte das jemand noch besitzen, das man da ist. Da am Konzertort, mit dem Smartphone natürlich, zückbereit und anwesend, um tolle Medien aufzunehmen. Dann geht man in die Location. Die Vorband, wenn es dann eine hat, ist ganz okay, aber kein Social Media Post wert. Alright, dann wartet man wohl weiter, bis das eigentliche Konzert beginnt. Foto hier, Video von jedem ach so tollen Lied, die Atmosphäre auffangen und für immer gespeichert – ausser dein Handy macht schlapp (bei mir zu 90% der Fall)…
Doch jetzt mal ganz erlich. Wer von euch hat die Videos, Fotos oder Tonaufnahmen wieder einmal angesehen oder angehört? Wer von euch ist sich zu 100% sicher, dass dieser Moment aufs Handy gehört? Wer von euch kann von sich selbst behaupten, dass dies das Wichtigste im Leben sein soll?
Konzert 1 – Imagine Dragons
Die Band, schlichtweg ein Feuerwerk an Bühnenperformance, Entertainment, gesangliche Stärke und Ausdruckskraft. Und was machen wir? Zücken die Handys (dass die kleinen Personen unter uns by the way nichts mehr sehen können) und filmen. Das ganze Konzert. Ja, meine Kollegen machen das, doch ich versuche, mein Handy nur für das Lichtermeer herauszunehmen. Das ist auch ok, aber es war ziemlich schwierig, und erst dann wird dir bewusst, wie abhängig du bist. Aber wieso versuche ich es überhaupt?
Ich möchte den Moment geniessen. Die Farbenpracht aufsaugen und den Bass in meinem Herzen spüren.
Konzert 2 – Jessie J
Vor Kurzem tratt Jessie J in einem kleineren Rahmen im KKL auf, ein Saal, der innen aussieht, als sässe man in einer riesen Arche. Eine ziemlich ungewohnte Location also für ein Konzert der Jessie J-Klasse. Nach dem dritten Lied hat sie etwas Inspirierendes (auf englisch, darum unten übersetzt) gesagt, was ich euch nicht vorenthalten möchte:
„Legt jetzt das verdammte Handy weg und geniesst den Augenblick. Ich muss doch in eure Gesichter schauen können, sehen, welche Emotionen erzeugt werden und ob es euch gefällt. Hinter den Bildschirmen kann ich das nicht, und ihr geniesst den Augenblick hier nicht so, wie ihr es eigentlich könntet.“
Und wie die Dame mit der wunderschönen Stimme Recht hat! Das Handy gehört eigentlich auch nur in die Tasche, ausgeschaltet oder im Flugmodus, wie man es eigentlich ja auch im Kino machen sollte – ja, ich kenne auch dort Personen, die das nicht tun und WÄHREND des Filmes schnell zurückschreiben. Aber das ist ein anderes Thema. Auf jeden Fall sagt Jessie J genau das Richtige, denn es wird kein Handy mehr gezückt, was ich auch unglaublich finde, in Anbetracht der heutigen Social-Media-Smartphone-Zombies-Generation. (Ich will damit nicht sagen, dass ich keiner bin, denn ich bekenne mich zu 100% zu einem!)
Konzert 3 – Ed Sheeran
Da das Konzert gerade heute stattgefunden hat (und es war by the way ziemlich toll, auch wenn ich als kleiner Mensch wieder einmal nichts ohne die riesengrossen Bildschirm gesehen hätte), kann ich aus nächster Hand berichten. Die vielen Handys haben mich gestört. Sie stören mich, nicht nur weil ich noch weniger sehe, sondern weil es schlichtweg unnötig ist, jede Minute zu filmen. Wie gesagt, das sind Stunden an Filmmaterial, die man wahrscheinlich nie mehr anschaut. Störend finde ich aber auch, dass man während des Konzert in Facebook, Instagram und Co. stöbert, während Ed Redhead Sheeran gerade sein Bestes gibt, um für uns Fans eine tolle Show zu gestalten.
Den Moment geniessen, Bilder und Filme mit den Augen machen und im Gehirn abspeichern, die Situation genau so in Erinnerung behalten, wie sie auch wirklich war. Oder liege ich da falsch?