Die Pandemie scheint sich in der Schweiz dem Ende zu nähern. Die Armen sind ärmer geworden, die Reichen reicher. Alles Linke Propaganda und halb so dramatisch oder zeigen die Zahlen tatsächlich eine Gefahr für die Schweiz?
Viele Menschen in der Schweiz mussten während der Pandemie ihren Arbeitsplatz verlassen – Home Office war angesagt. Doch es gab auch Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlassen mussten, weil Ihnen gekündet wurde. Bilder von wartenden Menschen bei Essensausgaben ist nur ein Beispiel für die besser sichtbar gewordene Armut in der Schweiz. Nun zeigt sich, dass sich dieser Eindruck auch mit Zahlen und Statistiken belegen lässt. Positive Entwicklungen sind dabei aber ebenso zu sehen.
Die Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote befand sich vor der Pandemie auf einem Tiefststand. In den Wintermonaten von Dezember 2019 bis Februar 2020 stieg die Arbeitslosigkeit saisonal bedingt, wie jedes Jahr, etwas an. Doch mit Beginn des Frühlings ging sie nicht wie normal zurück, sondern stieg und stieg. Die erste Corona-Welle rollte über die Schweiz. Vorläufiger Höhepunkt der Arbeitslosenquote war dann der Mai 2020 mit 3.4 Prozent. Durch den Sommer entspannte sich der Arbeitsmarkt etwas, doch bereits im Herbst 2020 wurde die Schweiz von der stärkeren 2. Welle erfasst und die Quote war mit 3.7 Prozent so hoch wie seit 3 Jahren nicht mehr.
Nach dem Höchststand im Januar 2021 ging die Arbeitslosenquote jedoch Monat für Monat zurück und fand sich im Januar 2022 wieder auf Vorkrisenniveau.
Das Einkommen
Als der Bundesrat im März 2020 die besondere Lage ausrief, bangten viele Menschen um ihre Arbeit. Besonders die Reise- und Tourismusbranche, in der Gastronomie, der Unterhaltungs- und Kulturbranche und der Detailhandel wurden besonders hart von den Einschränkungen getroffen. Viele Unternehmen konnten nur dank Kurzarbeit überleben. Arbeitnehmer und besonders Selbstständige hatten zum Teil hohe Erwerbsausfälle.
In der Statistik des durchschnittlichen Erwerbseinkommen sieht man davon wenig. Ins Auge fällt einzig der Einbruch im vierten Quartal 2020, während der zweiten Corona-Welle. Ab diesem Zeitpunkt stieg das durchschnittliche Einkommen wieder und erreichte Ende 2021 einen Wert, welcher CHF 400 über dem Durchschnitt von 2019 liegt. Diese Zahlen sind jedoch nur die halbe Wahrheit, denn sie widerspiegeln nicht die massiven Einbussen in den am stärksten betroffenen Branchen.
Richtet man den Blick auf die einzelnen Branchen zeigt sich ein anderes Bild. In der Gastronomie und Beherbergungen (z.B Hotels) gaben über 35 Prozent der Beschäftigten an, dass ihr Haushaltseinkommen wegen der Corona-Pandemie gesunken ist. In Berufen der Kunst, Unterhaltung und Erholung ist der Wert mit knapp 14 Prozent etwas tiefer. Weniger Veränderung brach die Pandemie in den Bereichen Erziehung und Unterricht. Dort sank das Einkommen bei 8.2 Prozent der Befragten. Gestiegen ist das Einkommen bei sehr wenigen. Nur gerade 1.6 Prozent der im Gastgewerbe und Beherbergungen arbeitenden Bevölkerung konnte sich über einen Einkommensanstieg aufgrund der Corona-Pandemie freuen. Das dürften vor allem Menschen sein, die im Lieferdienst arbeiten.
Die Ungleichheit
Die Gelder der Kurzarbeit konnten in der Schweiz viele vom Abrutschen in die Sozialhilfe bewahren. Während der Pandemie wurde das Verfahren für die Beantragung vereinfacht und Personen mit weniger als CHF 3’470 Einkommen erhielten 100 Prozent des Lohnes entschädigt, anstatt den regulären 80 Prozent. Diese und weitere Anpassungen im Sozialsystem verhinderten eine massive Ausweitung der sozialen Ungleichheit. Spuren der Pandemie sind jedoch trotzdem zu erkennen.
Fast 20 Prozent der Menschen in der untersten Einkommensklasse (1. Quintil) haben wegen der Corona-Krise weniger Geld zu Verfügung. Auf der anderen Seite stieg das Einkommen nur für 1 Prozent dieser Menschen. Die Mittelschicht (2. – 4. Quintil) hat ebenfalls einen hohen, aber deutlich geringeren Rückgang von 10 Prozent hinzunehmen. Das die Corona Pandemie die Ungleichheit verschärft hat, zeigt der Blick auf die höchste Einkommensklasse (5. Quintil). Dort gaben nur 6.5 Prozent der Menschen an, dass ihr Einkommen aufgrund der Pandemie gesunken ist. Fast gleich viel, nämlich knapp 5 Prozent hatten dank der Pandemie sogar mehr Geld im Portemonnaie.
Das Fazit
Die Pandemie hat das Sozialsystem der Schweiz herausgefordert. Durch eine Stärkung der Kurzarbeit konnten jedoch viele Menschen vor Armut bewahrt werden. Das zeigt sich insbesondere bei der Arbeitslosenquote, die nur wenig anstieg und sich bereits wieder auf Normalstand befindet. Auch das Erwerbseinkommen ist nicht stark eingebrochen. Richtet man den Blick jedoch auf einzelne Branchen findet man in der Gastronomie viele Menschen, die weniger Einkommen hatten. Die Aussage, dass Ärmere Menschen finanziell stärker von der Pandemie getroffen wurden, lässt sich anhand der Zahlen bestätigen. Menschen in der untersten Einkommensklasse (1. Quintil) waren überdurchschnittlich von einem Rückgang des Einkommens betroffen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat die Schweiz die sozialen Auswirkungen gut abgefedert. Von einer Gefahr für die Schweiz zu reden wäre übertrieben. Trotzdem ist es wichtig die Entwicklung der Armut im Blick zu halten. Wichtige Kennzahlen, wie die Armutsquote sind für die Pandemiejahre nämlich noch nicht verfügbar.