1. Sie kommt in jeder Grossstadt dieser Welt vor – oftmals in einer Überpopulation und niemals alleine.
  2. Sie besitzt einen hervorragenden Orientierungssinn.
  3. Die verbreitetste Rasse hat graues Gefieder, einen grün-violett schillernden Hals und eine Grösse von rund 32 cm.
  4. Sie gurrt. «Ku-ru-ku-ku-ku»

Spätestens nach dem vierten Hinweis sollte es allen klar sein: Die Rede ist von der Stadttaube.

Die Stadttaube – ein Tier, welches die meisten bereits einmal zu Gesicht bekommen haben und dennoch ein Tier, über das die wenigsten detaillierteres wissen. Und da es mir ehrlicherweise ziemlich ähnlich ging, habe ich einmal etwas recherchiert und den Präsident Tomislav Obradovic vom Vereins «Stadttauben Schweiz» interviewt: Was ist eine Stadttaube eigentlich genau? Wie sehen Baby-Tauben aus? Und übertragen Tauben Krankheiten?

Vorweg: Was ist eine Stadttaube eigentlich genau?

Eine Stadttaube ist das, an das wir denken, wenn jemand Taube sagt.

Oder in den Worten von Tomislav Obradovic: Stadttauben werden von vielen für Wildtiere gehalten, jedoch handelt es sich bei diesen Tieren, wie ihre lateinische Artbezeichnung Columba livia domestica bereits darauf hindeutet, um verwilderte Haustiere. Von der Felsentaube abstammend, hat der Mensch sie seit Jahrhunderten gezüchtet und genutzt; als Fleisch- oder Eierlieferant, Briefbote oder Liebhaberobjekt. Als man sie nicht mehr gebraucht hat, hat man sie einfach freigelassen. Diejenigen, die überlebt haben, haben sich in den Städten niedergelassen – so sind die heutigen Stadttaubenschwärme entstanden. Zu den bestehenden Populationen kommen immer wieder neue Individuen hinzu, nämlich Zucht-, Brief-, Hochzeits- und andere Tauben, die verloren gegangen sind und sich diesen angeschlossen haben.

Warum vermehren sich die Stadttauben so rasch?

Tomislav Obradovic: Anders als Wildtieren vermehren sich Stadttauben nicht nur dann, wenn die Umstände gut sind. Ausserdem hängt das auch nicht vom Nahrungsangebot ab – schliesslich brüten Spatzen auch nicht mitten im Winter an den Bahnhöfen, wo immer Essensreste von Passanten zu finden sind. Das übermässige Vermehren hat in der Geschichte der Stadttaube ihren Ursprung – Während der Zuchtwahl wurde auf Maximierung der Fortpflanzungsrate selektioniert, d.h. Individuen mit erhöhter Reproduktivität wurden vom Züchter bevorzugt und die erhöhte Brutaktivität während der Domestikation genetisch manifestiert. Als Folge sind Haustauben – und somit auch Stadttauben als verwilderte Haustauben – früher geschlechtsreif und brüten ganzjährig.

Mit was für Problemen kämpfen die Stadttauben täglich?

  1. Einerseits mit dem oben beschriebenen Brutzwang und …
  2. … andererseits mit dem Hunger. Von Natur aus essen Tauben hauptsächlich Körner und Samen. Da diese zwei Dinge in den Städten aber rar sind, bedienen sie sich notgedrungen auch an Brot und sonstigen Essensresten. Das wiederum führt dann aber zu einer Mangelernährung und dem weissen, flüssigen Hungerkot.
  3. Die Verletzungsgefahr durch Schnüre oder Vergrämungen und …
  4. … der knappe Platz zum Brüten runden das ganze Dilemma der Taube nur noch ab.

Wo bereiten Stadttauben dem Menschen Probleme?

In Punkto Taubenkot. Alleine in der Stadt Zürich fallen jährlich rund 80 Tonnen Taubenkot an. Es kostet nicht nur unglaublich viel Geld, diesen zu entfernen, es sieht schlicht und ergreifend auch unästhetisch aus.

Und Krankheiten übertragen sie keine?

Tomislav Obradovic: Wie alle anderen Tiere auch, können Tauben krank sein und Krankheiten übertragen. Die allermeisten Krankheiten, die Tauben haben können, sind zwar auf andere Tauben übertragbar, jedoch für Menschen und die meisten anderen Tiere ungefährlich. Tauben stellen kein grösseres Gesundheitsrisiko dar als beispielsweise Hauskatzen, Hunde oder Wellensittiche.

Was wäre eine möglich Lösung für diese Probleme?

Tomislav Obradovic: Das Augsburger Modell ermöglicht eine tierschutzgerechte Populationskontrolle und ein friedliches Miteinander von Mensch und Taube. In diesem Modell geht es darum, Tauben an Taubenschläge zu binden, welche an angestammten Taubenstandorten eingerichtet werden. Dort werden sie kontrolliert artgerecht gefüttert und medizinisch betreut – so stellt man sicher, dass die Population gesund ist und dass sie nicht auf die ungesunden menschlichen Abfälle angewiesen sind. Dazu wird das frische Gelege regelmässig durch Eiatrappen ersetzt – so kann die Populationskontrolle erfolgen, ohne dass man Tiere fangen und umbringen oder verhungern lassen muss, was leider in den meisten Gemeinden der Schweiz gang und gäbe ist. So betreute Tauben verbringen 80% der Zeit im Schlag, was auch dazu führt, dass die Kotverschmutzung massiv abnimmt und leicht zu beseitigen ist.

Wechseln wir zum Erfreulicheren: Was kann man den Stadttauben zu gute halten?

Tauben sind intelligente, treue Tiere mit einem hervorragenden Orientierungssinn. Zudem haben sie uns während Jahrtausenden treue Dienste geleistet. Sei es als Brieftaube, als Düngerlieferant oder als Nutztier für Fleisch und Eier.

Und apropos erfreulich: Wie sehen eigentlich Baby-Tauben aus?

Baby-Tauben haben einen grossen Schnabel, einen gelben Flaum und sind anfangs blind – in etwa so:

Das man Baby-Tauben übrigens nie zu Gesicht bekommt, liegt an zwei Sachen: Zum einen befinden sich die Nester weit oben in den Gebäuden und zum anderen verlassen Tauben das Nest erst, wenn sie erwachsen sind. Sprich, nach rund 30 Tagen.

Gehen wir zu den Fakten über: Wie alt kann eine Taube werden?

Eigentlich kann eine Taube bis zu zwölf Jahre alt werden. Oftmals sterben sie allerdings schon vor ihrem fünften Lebensjahr.

Wie schnell kann eine Taube fliegen?

Bis zu 120 Kilometer pro Stunde.

Wie viele Federn besitzt eine Taube?

Eine Taube besitzt bis zu 10’000 Federn.

Wie viele Tauben gibt es weltweit?

Schätzungen zufolge gibt es weltweit mehrere hundert Millionen Tauben! Alleine in Zürich leben rund 16’000 davon.

Wie unterscheiden sich Männchen und Weibchen?

So gut wie gar nicht. Das Männchen ist höchstens etwas grösser und schwerer.

Warum lässt man an einer Hochzeit Tauben steigen?

Tomislav Obradovic: Während die gräulichen Tauben von vielen zu unrecht gehasst werden, lässt man die weissen Tauben an Hochzeiten steigen, als Zeichen für Liebe und Treue. Leider wissen die wenigsten frisch Geheirateten, dass der schönste Tag ihres Lebens für die weissen Hochzeitstauben der schlimmste sein wird. Da ihr Orientierungssinn sehr schlecht entwickelt ist, finden die allermeisten nicht den Weg zu ihrem Schlag zurück und verhungern elendlich oder werden zur leichten Beute für Greifvögel.

Was symbolisiert eine Taube?

Tomislav Obradovic: Tauben haben eine vielseitige Symbolik. In vielen Kulturen sind Tauben das Sinnbild der Liebe, Treue, des Friedens und der Unschuld. Schade, werden die allermeisten – vor allem die Stadttauben – auch nicht so behandelt.

Und zum Schluss: Wie steht die Gesellschaft zur Taube?

Dazu gibt es keine klare Antwort. Unsere Gesellschaft ist zwiegespalten. Es gibt die eine Hälfte, die findet, dass der Vogel herzig ist, die Städte zum Leben erweckt und Heimatsgefühle auslöst.

Min name heisst vom spanische übersetzt taube. Bin derum viellicht chlii subjektiv aber finds tolli tierli 🙂 (…) finde sie aber au im park und uf de strasse und so herzig , sie machet s ganze miiner meinig nach chlii lebendiger

Phili, Redakteurin bei tize

(…) anderersits lösts i mir aber au so es heimatsgfühl us, wenn sie gurret. Will ich als chind ebe in england gwohnt han, wos halt meeega vill tuube gha het

Enya, Redakteurin bei tize

Und dann gibt es die andere Hälfte, die kein Problem damit hätte, wenn sich die Population halbieren würde. Siehe da, da oder auch da.

Verein: «Stadttauben Schweiz»

Info Box

Der Verein wurde 2017 gegründet. Ihre Mission ist es, zum einen die Bevölkerung über die Taube aufzuklären und zum anderen, das Taubenelend zu minimieren.

Quellen

file:///C:/Users/ctweb/Downloads/stadttaube%20(1).pdf; Mittwoch, 20.07.2022

stadttauben.ch; Mittwoch, 20.07.2022

de.wikipedia.org/wiki/Stadttaube; Mittwoch, 20.07.2022

nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/stadttaube/; Mittwoch, 20.07.2022

vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/strassentaube; Mittwoch, 20.07.2022

20min.ch/story/warum-sieht-man-nie-baby-tauben-372146578794; Mittwoch, 20.07.2022

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