Als in den 60ern Rockbands die Charts dominierten, waren die Rollen klar. Ein oder mehrere Bandmitglieder schrieben die Songs, die Band übte diese für eine Weile und ging schliesslich in ein Studio, um sie aufzunehmen. Dort spielten sie ihre eingeübten Lieder in Mikrofone, während ein Produzent für eine gute Aufnahme sorgte. Danach behandelte der Produzent die Aufnahme mit Audioeffekten, mischte alles ab und der Song war fertig.

…und heute?

In vielen Genres ist dies immer noch gängig, aber die Popmusik läuft heutzutage ganz anders. Meistens sind Produzenten nicht nur verantwortlich für die Aufnahme- und Klangqualität, sondern schaffen auch die computergenerierten Beats und Hintergrundinstrumente eines Songs. Dabei spielen sie auch oft eine wichtige Rolle beim eigentlichen Songwriting. Tatsächlich erstellen viele Produzenten Hintergrundtracks, bevor sie überhaupt wissen, wie die Melodie des Liedes sein wird und wer es singen wird.

Vom Beat zum Hitsong

Erst wenn die Produzenten schliesslich einen Beat haben, der ihnen gefällt, fängt das eigentliche Songwriting an. Dazu wird die Demo an sogenannte Top-Liner gesendet. Top-Liner sind Sänger/innen, die sich den Beat wiederholt anhören und darüber improvisieren. Manchmal werden die Demos an dutzende Top-Liner gleichzeitig gesendet. Dabei entstehen viele Motive und Melodien und allenfalls schon Teile des Textes.

Die Produzenten hören sich die Gesangsfetzen der Top-Liner an und arrangieren die besten Teile in Strophe, Refrain usw. Zu diesem Zeitpunkt (wenn nicht schon früher) wird meistens klar, welche Sänger/innen für den Song geeignet wären. Die Produzenten senden den Track an verschiedenste Kandidaten und hoffen, dass ein möglichst grosser Star zubeisst. Danach wird der Text ausgearbeitet, das Lied wird aufgenommen, die Produktion erhält den letzten Feinschliff, und das Label kurbelt die Marketing-Maschine an, um den Track möglichst schnell zu verbreiten.

Der Popstar, den niemand kennt

Natürlich ist dies nicht die einzige Art, wie Hits entstehen, und viele Stars sind selbst stark involviert im Songwriting, aber der Einfluss des Produzenten ist oft enorm wichtig. Das verrückte ist, dass viele Produzenten/Songwriter Hits am laufenden Band schaffen und trotzdem komplett unbekannt bleiben. „Wir haben 10 Wochen lang die Nummer-Eins im Land, aber auf der Strasse erkennt uns niemand“, sagt Tor Erik Hermansen des Duos Stargate, welches hinter Tracks von Beyoncé, Rihanna & Wiz Khalifa steckt.

Das wohl verblüffendste Beispiel davon ist der Schwede Max Martin, der unzählige Welthits für Taylor Swift, Katy Perry, Ariana Grande, Justin Bieber, Britney Spears, P!nk, Backstreet Boys und noch viele mehr (mit-) geschrieben und produziert hat. Die volle Liste ist auf Wikipedia, und ziemlich interessant. Mit sämtlichen Songs, mit denen es Max Martin in die Charts geschafft hat (nur die Beatles haben in den USA mehr Nr.1-Hits erreicht!) kann man wohl sagen, dass die wichtigste Figur der Popmusik im 21. Jahrhundert relativ unbekannt ist.

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