Seit mehreren Jahren boomt das Interesse um Castingshows. Die Formate weisen Erfolge auf und die TV-Industrie lebt davon. Tausende nehmen freiwillig teil, um den ganz grossen Ruhm und viel Geld zu erreichen. Und dies nicht nur in der Schweiz oder Deutschland, sondern Weltweit. Berühmtsein gilt heutzutage wichtiger, als einen guten Schulabschluss und abgeschlossene Ausbildung. So sind nicht nur Gesangstalente gefragt, sondern Talente aller Art oder Models.

Anwärterinnen. Preisgelder, Platten- oder Modeverträge winken den Siegern entgegen. Dass sie mit ihrem Privatleben während dieser Zeit in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt werden, stört viele nicht. Manchen gelingt so der Sprung nach Oben, doch die grosse Mehrheit der Teilnehmer sind lachhaft und untalentiert.

Weshalb sehen wir uns diese Sendungen an?

Und genau diese Faktoren machen das Fernsehformat so beliebt. Die Zuschauer sind nicht gespannt auf den Gewinner des Castings, sondern amüsieren sich auf Kosten von anderen. Denn die Kandidaten sind oftmals von sich sehr überzeugt und haben kein Umfeld, welches ihr Verhalten spiegeln könnte. Wichtigste Rolle spielt aber die Authentizität. Die Teilnehmer sind ganz normale Menschen, die nichts beschönigen, sondern ihren Weg zu ihrem Ziel verfolgen. Ebenso erhält man als Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen und in die Leben der Teilnehmer. Doch ein wirkliches Talent bei solchen Shows würde die Illusion zerstören, dass eine Schöpfung aus dem nichts produziert werden kann und auch für den Zuschauer selbst möglich ist.

Die Teilnehmer leben die Ideologie «jeder kann ein Star sein»

Der Boom zeigt unsere gesellschaftliche Entwicklung auf. Die junge und heranwachsende Generation denkt, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur wirklich möchte und sich anstrengt. Auch wenn keine wirklichen Fähigkeiten und Talente vorliegen, lassen sie sich trotzdem nicht davon abbringen. Vorbilder wie Kim Kardashian und Co. lassen diesen Traum aufleben. Selbst die Teilnehmer glauben nicht an den Erfolg des Casting-Gewinners, denn je unfähiger die Teilnehmer sich geben, desto interessanter werden sie für die Zuschauer und führen schlussendlich zum Sendeerfolg.

In Vergessenheit

Wenn wir an aktuelle Castingshows unserer Zeit denken, kommen uns sicher die folgenden genannten in den Sinn: Bachelor, Deutschland sucht den Superstar, die grössten Schweizer Talente, The Voice of Germany, Germanys next Topmodel und alle englischen Ableger davon wie Britain’s Got Talent, The X Factor und viele weitere. Dass aber bereits vor Jahren mehrere öffentliche Castings durchgeführt wurden und keine neumodische Zeiterscheinung ist, gerät in Vergessenheit. So wurde Beispielsweise für den Film «Wicki und die Starken Männer» oder das Musical «Tarzan» ihre Schauspieler gecastet. Und selbst das Dschungelcamp bietet möchtegern Prominenten oder absteigende Prominenten eine Kulisse, wo sie sich nochmals inszenieren können. Ebenfalls der Skandal um Deutschland sucht den Superstar ist kaum jemandem noch im Gedächtnis und hat der Castingshow keine Zuschauer gekostet und startete vor ein paar Tagen mit einer neuen Staffel. So lautete damals die Anklage verbunden mit einer 6-stelligen Strafe für RTL:

Beleidigende Äusserungen und antisoziales Verhalten werden genau wie in der letzten Staffel als Normalität dargestellt. So werden Verhaltensmodelle vorgeführt, die den Erziehungszielen wie Toleranz und Respekt entgegenwirken und eine desorientierende Wirkung auf Kinder ausüben.

Ziel dabei war es die vor allem jungen Teilnehmer und Zuschauer zu schützen, doch zeigt diese Realität nur auf, wie die breite Bevölkerungsschicht die Wirklichkeit wahrnimmt.

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