Die BDP polarisiert momentan mit ihrer neuen Wahlkampagne «Langweilig aber gut». Kann eine Partei dank Langeweile punkten? Wenn es nach (j)BDP-Mitglied und Nationalratskandidatin Nadine Putscher-Barmet geht, dann könnte das sehr gut funktionieren. Ein Einblick in ihr Engagement und das Parteileben der BDP.
Politisiert wurde sie bereits während des Staatskundeunterrichts in der Sekundarstufe: Nadine Putscher-Barmet sitzt im Vorstand der BDP Kanton Zürich und arbeitet bei einer Schulverwaltung. Zu Schulzeiten wollte sie unbedingt Bundeskanzlerin werden, eine Stelle, die sie auch heute nicht abschlagen würde. Die BDP gefällt ihr vor allem wegen ihrer Art zu politisieren. Statt wie andere Parteien laut zu werden, bleibt die BDP ruhig. In der Lautstärke der Grossparteien sieht sie generell ein grosses Problem. «Man findet keine Lösungen, kommt nicht mehr vorwärts und bleibt stehen», meint Putscher-Barmet ,»das versuche ich zusammen mit der BDP zu beheben.»
Ist die BDP wirklich so langweilig, wie sie in ihrer aktuellen Wahlkampagne behauptet?
Sachpolitisch gesehen: Ja, auf jeden Fall. Wir betreiben keine Polpolitik, bei der man sehr laut werden kann. Wir suchen den Kompromiss und die Lösung. Das ist einfach nicht so laut und interessant wie bei anderen Parteien. Deshalb sind wir halt «langweilig. Die Menschen in der Partei sind hingegen überhaupt nicht langweilig. Wir haben sehr interessante Persönlichkeiten und es ist wirklich cool, diese durch die BDP kennengelernt zu haben.
Aus welchen Gründen sind Sie der Jungen BDP beigetreten?
Zum einen sind es sicher die Schwerpunkte, die die BDP setzt: Starke Bildung, Gleichstellung oder die Rettung unserer AHV. Wichtig ist mir auch, wie eine Partei politisiert. Das «langweilige» Politisieren, das heisst nicht rumschreien, hat mich am Schluss überzeugt, um bei der BDP dabei zu sein.
Für welche Themen setzen Sie sich besonders ein?
Für mich sind viele BDP-Themen wichtig, vor allem Bildung, Gleichstellung und die Altersvorsorge. Da ich bei einer Schulverwaltung arbeite, sehe ich tief in die Volksschule rein. Das bewegt mich dazu, Lösungen hervorzubringen, damit die Bildung junge Menschen auf das Leben vorbereitet. Es gibt noch den einen oder anderen Weg, den man gehen muss, vor allem jetzt bei der Digitalisierung und dem Lehrplan 21. Dann ist Gleichstellung für mich auch sehr wichtig: Jeder soll lieben, wen er will und jeder soll die gleichen Rechte haben, egal ob Mann oder Frau. Das soll so zur Gesellschaft gehören. Bei der Altersvorsorge ist es mir wichtig, da es um unser Zusammenleben geht. Wir jungen und wir Alten müssen aufeinander schauen. Wenn ich mal alt bin, möchte ich von diesem Privileg, welches wir in der Schweiz haben, profitieren können. Mir ist bewusst, dass nicht jeder das Weggli oder den Fünfliber haben kann. Darum müssen wir in der Altersvorsorge auch Ziele in Angriff nehmen, die irgendwo wehtun können. Lieber weniger Weggli als das man gar nichts hat. Deshalb ist die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung ein wichtiger Schritt.
Die BDP setzt sich für den Kampf gegen den Klimawandel ein. Was sind konkrete Lösungsvorschläge?
Die Schweiz ist ein innovatives Land. Es ist klar, dass wir zusammen mit unseren Hochschulen Lösungen entwickeln müssen. Wir können mit diesen Innovationen den Klimawandel stoppen. Es gibt bereits viele spannende Projekte, die an der ETH geführt werden. Dort müssen wir hin: Das sind unsere Stärken. Wir müssen den Kampf gegen den Klimawandel angehen und eine Vorreiterrolle für die Welt einnehmen. Wir können mit unseren Verboten, welche wir in der Schweiz einführen, der Welt nichts vorschreiben. Für das sind wir zu klein. Wenn wir aber eine Art Silicon Valley für den Klimaschutz werden, dann können wir als Schweiz einen grossen Beitrag leisten.
Die BDP entstand am 1. November 2008 als Abspaltung zur SVP. Die SVP galt früher als bürgerliche Partei, politisierte aber durch den Einfluss von Christoph Blocher immer stärker rechts. Diese führte zwischen dem liberalen Teil und dem konservativen Blick zu Spannungen innerhalb der Partei. Als sich Eveline Widmer-Schlumpf gegen den Willen der SVP in den Bundesrat wählen liess, wollte die SVP Graubünden Widmer-Schlumpf nicht aus der Partei ausschliessen. Als Reaktionen darauf wurde die gesamte Fraktion der Graubündner SVP ausgeschlossen. Diese nannten sich daraufhin «Bürgerlich-Demokratische Partei». Putscher-Barmet ist darüber froh: Vor der Gründung der BDP fand sie keine passende Partei für sich. «So habe auch ich eine politische Heimat gefunden», sagt sie. Mit der Politik der SVP hat die BDP heute nichts mehr gemeinsam. Einerseits politisiert die SVP viel lauter, andererseits behandeln die beiden Parteien ganz unterschiedliche Themen. Das «P» in den beiden Parteinamen sei noch die einzige Gemeinsamkeit.
Obwohl sich die BDP für die Themen einsetzt, die unsere Gesellschaft besorgt, verliert sie immer mehr an Wähler. Wie kann man den Wählerverlust erklären?
Der Hauptgrund ist unsere langweilige Politik. Dadurch erhalten wir beispielsweise von den Medien eher wenig Aufmerksamkeit. Wir haben uns zu wenig in den Mittelpunkt gestellt, weil das einfach nicht unsere Art ist. Dadurch sind wir ein wenig unsichtbar geworden. Ohne Eveline Widmer-Schlumpf haben wir auch keine Bundesrätin mehr, die unser Gesicht darstellt. Ich merke, dass nun Themen kommen, welche die BDP bereits vor Jahren gebracht hat. Ich hoffe ganz schwer, dass es jetzt heisst «Hier wäre schon jemand gewesen, der vor zehn Jahren die gleiche Idee hatte. Schade, dass wir ihn nicht gehört hatten.»
Die meisten politisch aktiven Jugendlichen entscheiden sich eher für eine grosse Jungpartei, welche klar links oder rechts agiert. Wieso ist die Junge BDP Ihrer Meinung nach trotzdem eine geeignete Partei?
Die BDP ist sicher eine gute Partei für jemanden, der etwas machen will. Ich bin jetzt seit bald zwei Jahren dabei und bin mittlerweile im Vorstand der BDP Kanton Zürich. Wir haben einen engen Draht zu unseren Nationalräten. Man kann sie schnell anfragen und man erhält schnell eine Antwort. Gerade, wer etwas bewirken und sich engagieren will, soll in eine Kleinpartei gehen. Dort sind die Strukturen ganz anders. Es gibt keine krasse Hierarchie wie bei einer Jungen SVP, wo man nur sehr schwer an einen Nationalrat herankommt. Das ist bei einer Kleinpartei sehr angenehm. Das Ganze ist ein wenig familiärer wie bei einer SVP oder SP.
Was raten Sie Jugendlichen, die sich politisch engagieren möchten?
Man sollte sich unbedingt mit den Parteien befassen und einen Smartspider machen. So sieht man, welche Partei zu einem passt und wo man sich daheim fühlt. Dann sollte man sich einfach trauen. Bei mir hiess es, dass ich doch mal zu einer Delegiertenversammlung kommen sollte. Ich bin dann mit ein paar Leuten ins Thurgau gefahren. Dort habe ich viele BDPler kennengelernt und es hat mir so gefallen, dass ich am nächsten Tag gleich das Beitrittsformular ausgefüllt habe. Das funktioniert bei allen Parteien so: Man lernt zuerst jemanden kennen und schaut, wie es dort funktioniert. Einfach wagen, es kann nichts schiefgehen. Als junger Mensch muss man es einfach ausprobieren, es hat etwas mit Selbstfindung zu tun. Man muss einfach mal anfangen.
Im Moment dreht sich ihr Leben hauptsächlich um die Politik. In Zukunft würde Nadine Putscher-Barmet zu einem Nationalratssitz nicht «Nein» sagen. Wichtig ist ihr aber vor allem eines: «Ich will einfach etwas bewirken.»
tize.ch – Redakteurin Cynthia Gehrig interviewt regelmässig junge Personen aus der Politik. Alle bisherigen Interviews zum Nachlesen gibt’s hier.
Bildquellen
- Header: Nadine Putscher-Barmet