Es bleibt morgens lange dunkel und kurz nach 16 Uhr geht die Sonne bereits langsam unter. Besonders während wir noch den langen Sommertagen nachtrauern, ist diese neue Dunkelheit für viele etwas bedrückend. Die verkürzten Tage bringen auch gut und gerne den Tageszyklus durcheinander. Dafür ist die Adventsbeleuchtung in dieser noch fremden Dunkelheit willkommen und kommt mit einem herausstechenden Dunkelheitskontrast gut zur Geltung.

Die Lichtermeere vertreiben die jahreszeitbedingte Dunkelheit. Sie bringen auch Farbe in die schwarzen Strassen und dunklen Wälder. Sie umranden die Konturen von Häusern, Tannen und Dekorationen, die sonst in der Dunkelheit versinken würden. Die Farben und Formen sind eine Augenweide und atmosphärisch einstimmend auf das Weihnachtsfest. Obwohl sehr wenige den kulturhistorischen Hintergrund der Weihnacht kennen und feiern, ist das Fest und die damit verbundenen Vorbereitungen und Einstimmung eine Tradition in unserer christlich-geltenden Gesellschaft.

Anders beleuchtet, kann man die stimmungsanhebenden Lichter auch als Stromfresserchen sehen – verkleidet als unschuldige Engel, fröhliche Rentiere und wegweisende Sterne. Gemäss energieschweiz.ch gehen so 100 Millionen Kilowattstunden auf die Stromrechnung der Schweizer Bevölkerung. Ohne Weihnachtsbeleuchtung könnten wir in einem einzigen Monat diese grosse Menge an elektrischem Strom sparen!

Apropos Strom

Am 27. November 2016 wurde in der Schweiz über den Atomaustieg abgestimmt. Das Resultat: 54% abgelehnt, aufgrund der Kosten, die mit einem Atomausstieg verbunden sind (geschätzte 30 Milliarden für einen Atomausstieg bis 2050). Das heisst, der Umstieg auf erneuerbare Energien, die Endlösung für die atomaren Abfälle und die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit in der Energiewirtschaft, die getragen werden müsste. Diese Kosten werden jedoch auch bei einem späteren Atomausstieg nicht tiefer sein! Egal, wann der Atomausstieg erfolgt, die Kosten beträfen den Staat und somit indirekt jeden einzelnen steuerzahlenden Bürger, und diese sind anscheinend nicht bereit, bei dieser Finanzierung mitzuwirken.
Die als reich geltende Schweiz hat unter den Bürgern und Bürgerinnen sehr grosse Lohndifferenzen. Während die Ärmsten auf Sozialleistungen angewiesen sind, werden die reichsten auf ihre Vermögenskonten bezogen gekürt: Vor einiger Zeit wurde auf bilanz.ch die Liste der reichsten Schweizer 2016 veröffentlicht. Dieser Liste ist zu entnehmen, dass die reichsten 10 Schweizer gemeinsam 183 Milliarden Franken besitzen. Sechs Mal so viel wie die erwarteten Kosten eines nationalen Atomausstiegs!

Der Zusammenhang liegt auf der Hand: Strom sparen wäre nicht schwer, wenn man nur die einfachen Möglichkeiten findet, wo der Verzicht für viele problemlos tragbar sein kann: zum Beispiel die Weihnachtsbeleuchtung weglassen. Dies würde bereits in der kleinen Schweiz 100 Milliarden kWh vermeiden. Wenn die Bevölkerung weniger Strom braucht, ist es auch einfacher auf erneuerbare Energien zu wechseln, weil es weniger lange dauert, die erneuerbaren Stromquellen bereitzustellen.

Je kleiner die benötigte Strommenge ist, desto kleiner ist auch der Aufwand für die Umstrukturierung der Energiebereitstellung.

Somit würde auch der Preis für den Atomausstieg sinken. Rein theoretisch könnte eine Handvoll der reichsten Schweizer in Kooperation den Atomausstieg problemlos finanzieren. Zum Beispiel die Ikea-Gründerfamilie hat gemäss bilanz.ch ein Vermögen von 45 Milliarden Franken. Stattdessen wurde die Initiative abgelehnt – auf Grund der Kosten!

Es mag auch in der Realität nicht alles so einfach sein, wie hier angedeutet. Mir ist bewusst, dass Vermögen selten flüssig sind, sondern grösstenteils in Investitionen. Die Andeutung darauf, dass die Reichen die Finanzierung des Atom-Problems übernehmen sollten, ist nicht seriös gemeint, sondern lediglich ein Denkanstoss über die paradoxen Dimensionen von Strom, Geld und politischen Entscheidungen.

Für den kleinen Beitrag am Ganzen: neugierig, wie es auf deiner Stromrechnung aussieht? Eine Reduktion der Beleuchtungen in Betracht ziehen?

Kleiner Ansporn: Je dunkler die Strassen, desto heller die Sterne!

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