Nein, es ist nicht lateinisch, irgendetwas Griechisches oder sonst eine Phobie wie die Angst vor Berührungen (Aphephosmophobie). Paraplegie ist nichts anderes als eine doppelseitige Lähmung oder in unserem Sprachgebrauch als Querschnittslähmung bekannt.
Wäre das schon alles..
..könnte der Artikel hier zu Ende sein. Aber Paraplegie ist weitaus mehr. Denn ein Mensch, welcher sie gewohnt war viel Sport zu machen, in der Küche das oberste Regal zu erreichen oder locker in den Bus zu hüpfen, muss eine neue Denkweise einschlagen. Denn eine Querschnittslähmung ist ein gravierender Einschnitt in den gewohnten Alltag. Früher bedeutete dies zugleich ein früherer Tod.
Früher war alles besser?
Oder eben in diesem Fall nicht. Denn durch Verbesserungen im medizinischen Bereich, in der notfallmedizinischen Versorgung, in der Rehabilitation, soziale Dienstleistungen und neuere Technologien können die Betroffenen ein erfüllteres und produktiveres Leben leben.
Ebenfalls ist der Umgang mit einer Behinderung in der Gesellschaft besser gestellt, denn es ist nicht mehr ein persönliches Defizit.
Prävention für eine Querschnittslähmung:
- Vorbeugen: Massnahmen zur Reduzierung von Strassenverkehrsunfällen
- Frühzeitig erkennen, Diagnose erstellen (Tumore, Infektionen, Gefässerkrankungen, Strahlenschäden)
- Eingliederung in Familie, Gesellschaft und Arbeit fördern
Was ist eine Querschnittslähmung?
Dies bedeutet eine komplette Durchtrennung oder unheilbare Verletzung des Rückenmarks. Der Schweregrad kann hierbei unter komplette Lähmung (Plegie) und inkompletten Lähmung (Parese) unterschieden werden. Das Rückenmark beginnt oberhalb unseres ersten Halswirbels und führt bis zum Lendenwirbel. Zudem ist es in unterschiedliche Segmente unterteilt – jedes Segment ist für eine bestimmte Muskelgruppe verantwortlich. Wofür brauchen wir so ein Rückenmark? Die Nervenimpulse werden vom Gehirn her durch das Rückenmark an unsere Muskeln geleitet und ermöglichen uns so unseren Körper zu steuern. Umgekehrt werden Signale (Berührungen, Informationen) durch die Nervenbahnen zurück an unser Gehirn übermittelt.
Wird das Rückenmarkt weit oben durchtrennt, wird keine eigenständige Atmung mehr möglich sein (Nerven C1-C4 in der Fachsprache) und gilt somit als schwerste Verletzung. Werden die unteren Nerven (Spiralnerven) durchtrennt, können Probleme bei der Steuerung von Brust- und Armmuskulatur vorkommen (Nerven C5-C8). Das heisst:
Durchtrennungen des Rückenmarks führen zu Ausfällen derjenigen Funktionen, die von den darunterliegenden Bereichen der Wirbelsäule gesteuert werden, da die Verbindung zum Gehirn unterbrochen ist.
Sind die Beine und Armen gelähmt spricht man von einer Tetraplegie – sind jedoch nur die Beine gelähmt, ist man von einer Paraplegie betroffen.
Folgen einer Querschnittslähmung:
- Bei der Verletzung selbst werden rund ein Drittel der Nervenzellen zerstört, die restlichen werden durch Folgeschäden (Entzündungsreaktionen, Narbenbildung).
- Männer sind mit circa 70% häufiger betroffen
- Lähmungen der Gliedmassen (können weder bewegt noch gefühlt werden)
- Störungen vegetativer Steuerungsmechanismen: Weitstellen der Blutgefässe mit Versacken des Blutes in den Beinen und lebensbedrohlichem Kreislaufversagen.
- Versagen lebenswichtiger Funktionen wie Herzschlag und Atmung
- Fast alle Patienten leiden unter einer gestörten Blasenfunktion und Darmentleerung (Inkontinenz)
Wie wird die Querschnittslähmung behandelt?
Die Patienten werden speziellen medizinischen Zentren behandelt. Am Anfang ist die Behandlung des spinalen Schocks am wichtigsten (Intensivstation, Überwachung, Operation). Danach bekommen die Patienten Kortison gespritzt, um die Entzündung einzudämmen. Zudem gibt es Schmerzmittel, um zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden und die Patienten werden mehrfach umgelagert, damit die Muskeln sich nicht verkrampfen. Danach wird der Rollstuhl zum treuen Begleiter – die Unabhängigkeit geht verloren und müssen sich wieder antrainiert werden. Die Rehabilitation wird mittels Physiotherapie (Krankengymnastik) und die Ergotherapie (Bewegungstherapie) erreicht. Zudem werden «Helfer» wie Blasenkatheter, Treppenaufzüge, Spezialbesteck und vieles mehr benötigt. Ziel der Rehabilitation ist das Erreichen der Selbstständigkeit.
Und die Heilungsaussichten?
Zurzeit ist eine komplette Querschnittslähmung nicht heilbar. Die Behandlungsmöglichkeiten verhindern Muskelverkürzungen, Druckgeschwüre und weitere Folgen. Jedoch wird weltweit nach Medikamenten, Wachstum der Nervenzellen, Implantaten und weiterem geforscht, um eine Heilung anstreben zu können.