Mahmoud Elkilliny muss nach vier Jahren wieder zurück in sein Heimatland – nach Ägypten. Der Termin seiner Ausschaffung ist der 10. Dezember 2018.
Wer ist Mahmoud Elkilliny?
Mahmoud lebt seit dem Jahr 2014 in der Schweiz und hat eine eigene Wohnung in Emmenbrücke im Kanton Luzern. Er versteht und spricht die deutsche Sprache einwandfrei. In seinen bisher vier Jahren in der Schweiz hat der Ägypter NIE Sozialhilfe bezogen und auch sein Betreibungsauszug ist komplett leer. Er ist als Kurier bei einem Lieferservice für Essen tätig und als Nebenjob arbeitet er jedes Wochenende die ganzen Nächte lang in einem Luzerner Nachtclub an der Garderobe.
Sein grösster Traum ist es, Wirtschaft zu studieren. Deshalb hat sich der 39-Jährige für eine neue Ausbildung angemeldet. Ab August 2019 möchte er im Teilzeitpensum neben der Arbeit die Maturitätsschule für Erwachsene (MSE) in Reussbühl absolvieren. Die MSE hatte er bereits dieses Jahr angefangen – musste diese dann aber auf nächstes Jahr verschieben. Einerseits benötigte er Nachhilfe, welche er inzwischen zwar gefunden hatte. Andererseits kam dann aber der Ausschaffungs-Entscheid dazwischen.
Obwohl Mahmoud Elkilliny einen festen Job sowie einen Nebenjob hat, für eine Ausbildung angemeldet UND somit bestens in der Schweiz integriert ist, muss er nach vier Jahren wieder zurück nach Ägypten. Mahmoud sagt, er könne sich überhaupt nicht vorstellen wieder in Ägypten zu leben. Nachdem er sich hier in der Schweiz ein eigenes Leben aufgebaut hat, sei für ihn eine Rückreise unzumutbar.
Sein Leben vor der Schweiz
Als sich Ägypten zur Ferien-Destination entwickelte, hat Mahmoud über den lokalen Anbieter «Master Travel Services» als Chefreiseleiter für Hotelplan Suisse gearbeitet. Mit diesem Job verdiente er ein gutes Salär und hatte Verantwortung. Während seiner Tätigkeit als Chefreiseleiter verbrachte er auch zweimal seine Ferien in der Schweiz.
Seine Reise in die Schweiz
Vor rund vier Jahren verliebte er sich dann in eine Schweizerin, welche ihre Ferien in einem Ressort in Ägypten verbrachte. Die beiden heirateten und Mahmoud zog für seine grosse Liebe in den Kanton Luzern.
Sein Leben in der Schweiz
Daraufhin hat Mahmoud in der Gastrobranche im Bereich Service Fuss gefasst. Unter anderem arbeitete er für die Luzerner Nobel-Hotels Schweizerhof und Palace. Als Nebenjob arbeitet er auch (wie oben beschrieben) seit Jahren in einem Luzerner Nachtclub an der Garderobe.
Leider hatte seine Liebes-Geschichte aber kein Happy End, denn nach nicht einmal einem Jahr verliebte sich die Schweizerin in einen anderen Mann. Mahmoud und seine grosse Liebe trennten sich und später kam es schliesslich zur Auflösung der Ehe. UND genau wegen dieser gescheiterten Liebe muss Mahmoud nun am 10. Dezember 2018 zurück in seine fremde Heimat. Weil er nicht mehr verheiratet ist, hat er auch kein Aufenthaltsrecht mehr in der Schweiz – sagen die Behörden.
Sein Kampf gegen die Ausreise
Mahmoud kann den Entscheid von den Behörden nicht verstehen und fragt sich „Was habe ich getan, dass mich die Schweiz nicht will?“. Trotzdem sieht er die Scheidung von seiner Ex-Frau nicht als Fehler. Seiner Meinung nach muss man eine Frau nämlich ziehen lassen, wenn sie gehen will. Ausserdem haben sie sich im Guten getrennt.
Als Mahmoud das Ausweiseformular erhielt, verstand er die Welt nicht mehr. Schliesslich ist er in unserem Land bestens Integriert, verdient eigenes Geld und ist ein unbeschriebenes Blatt. Deshalb zog er sich einen Anwalt zur Seite. Gemeinsam versuchten sie diesen Entscheid anzufechten und gingen mit den Beschwerden bis vor das Bundesgericht – jedoch ohne Erfolg.
Weil Mahmoud sich bereits für die Ausbildung «Maturität für Erwachsene» im August 2019 angemeldet hat und später Wirtschaft studieren möchte, hat er ebenfalls versucht eine «Aufenthaltsbewilligung für Studienzwecke» zu beantragen. Jedoch scheiterte auch dieser Versuch. Gemäss dem Amt für Migration sei man bereit, dieses Gesuch zu prüfen – jedoch erst, wenn seine Ausreise aus der Schweiz erfolgt sei. Mahmoud muss den Entscheid über eine allfällige Aufenthaltsbewilligung also in seinem Heimatland Ägypten abwarten. Falls er die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, kann die zuständige kantonale Behörde den Aufenthalt zu Studienzwecken gestatten.
Die Folgen für sein Leben
Durch die Ausschaffung verliert Mahmoud nicht nur vier Jahre in der Schweiz, sondern noch viel mehr. Er verliert seinen Job als Kurier, seinen Nebenjob, seine Wohnung, seine Möbel und, und, und…!
Ausserdem hat er ein weiteres Jahr verloren, weil er die geplante Ausbildung MSE ins Jahr 2019 verschieben musste. Zudem hat er schlussendlich keine Garantie, dass er vom Amt für Migration in der Schweiz sowie von dem Schweizer Konsulat in Ägypten überhaupt eine Aufenthaltsbewilligung erhalten wird.
ICH verstehe den Entscheid nicht
Ich kenne Mahmoud seit knapp einem Jahr, denn ich arbeite im selben Luzerner Nacht-Club wie er. Er ist ein sehr korrekter und hilfsbereiter Mensch. Er arbeitet hart für sein Geld und hat grosse Ziele, welche er in seiner Zukunft erreichen möchte. UND obwohl sein Ausreisedatum am nächsten Montag 10. Dezember fest steht, kommt er bis zum letzten Tag ganz normal zur Arbeit.
Noch bestens in Erinnerung habe ich die WM 2018. Dort war Mahmoud diese Person in unserem Club, welche beim Public Viewing am aller meisten für die Schweizer Nati mitgefiebert hat. Er freute sich unglaublich über jedes Goal der Schweizer UND kam sogar mit einem Schweizer-Nati-Shirt zur Arbeit. Meiner Meinung nach zeigen doch genau solche Sachen, dass Mahmoud der Schweiz nichts Böses will und unglaublich dankbar für sein Leben in unserem Land ist.
Er hat mir erzählt, dass er in Ägypten zwar noch seine Eltern und seine Schwester hat. Ein Leben dort kann er sich jedoch nicht mehr vorstellen. Mittlerweile lässt sich die Ausschaffung aber wohl kaum noch verhindern – Mahmoud ist sich aber sicher:
„Mein Leben ist in der Schweiz und nicht in Ägypten“.
Ich wünsche Mahmoud trotz diesem für mich unverständlichen Entscheid alles Gute für seine Zukunft und hoffe, dass er bald wieder in seine neue Heimat – die Schweiz – zurückkommen darf.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Best-Ofs 2018 noch einmal aufgeschaltet. Wir bedanken uns bei dir, liebe Karin, herzlich für deinen Einsatz bei Tize!
3 Comments
Solche Ausschaffungen gehen mir ans Herz. Ich kann nicht verstehen, wieso er uns verlassen muss, obwohl er hier arbeitet, sich selbst finanziert und fliessend Deutsch spricht. Es gibt viele Personen, die hier mehr als 30 Jahre leben und noch immer kein Wort Deutsch verstehen… Und dann wird jemand, der als so freundlich und zuvorkommend beschrieben wird, ausgeschafft, weil er sich von seiner Ex-Frau getrennt hat. WOW, in was für einem Land leben wir eigentlich? Ist es schon so weit gekommen, dass wir hilfbereite Menschen, die nicht auf unsere Kosten leben, abschieben? Ich hoffe, dass es Mahmoud gut geht und dass er zurückkommen darf!
Da kann ich mich nur anschliessen. Solche Geschichten bringen einem zum Nachdenken. Es ist interessant, dieses Thema mal von einer anderen Seite zu sehen und mal ein Porträt über eine direkt betroffene Person zu lesen.
Diese Geschichte macht nachdenklich, ist aber sehr schön geschrieben! Für Mahmoud wünsche ich alles Gute.