Lichter, glückliche Menschen mit einem Bier in der Hand und schallendes Gelächter: Die Atmosphäre der 42. Jugendfilmtage in Zürich war super. Während die Tize-Redakteurinnen Jana und Deborah die Preisverleihung besucht haben,  waren Sofie und Cynthia an der Premiere des Langfilmes «Tranquillo» und am Wettbewerb der Kategorie E.

 

Tinnitus, Anarchie und Partys

Obwohl der Fokus an den Jugendfilmtagen hauptsächlich bei Kurzfilmen liegt, gab es dieses Jahr eine Besonderheit, nämlich die Premiere des Langfilms «Tranquillo». Der Film, der seine Uraufführung an den Solothurner Filmtagen hatte, wurde vom Jungregisseur Jonathan Jäggi gedreht und von einem Kollektiv konzipiert. So hatte jeder die Möglichkeit, seinen persönlichen Beitrag zum Film zu leisten, meint die Produzentin Selina Späni am anschliessenden Q&A. Im Fokus steht Peter (Tobias Bienz), welcher eines Tages mit permanentem Pfeifen im Ohr erwacht. Diagnose: Chronischer Tinnitus. Während seine Freundin (Sandra Zellweger) ihm versucht zu helfen, stürzt sich Peter in einen Akt der Selbstzerstörung: Er beendet seine Beziehung, geht ständig auf Partys und trifft dort auf neue Freunde, mit denen er sich auf ein sexuelles Abenteuer einlässt. Bei seiner Flucht vor sich scheint der Tinnitus allmählich zu verschwinden.

Nicht umsonst wird der Film auch als «Anarchofilm» bezeichnet. Während Peter vor dem Geräusch in seinem Kopf versucht wegzurennen, beginnt er sich für die Anarchie und Freiheit zu interessieren. Und dies scheint den Film auch auszumachen: Die Geschichte eines jungen Mannes, der sich eingeengt fühlt, versucht auszubrechen, die Freiheit findet und letztendlich wieder eingeholt wird. Mit einem anschliessendem «Question and Answer», bei dem die Darsteller und Produzenten Fragen von der Moderatorin Susanne Kunz beantworteten, wurde die Premiere abgerundet.

Die Welt in Kurzfilme gepackt

Am Abend stand dann der Wettbewerb der Kategorie E an. Die Kategorie E beinhaltet alle Filme, welche von jungen Filmemachern bis 30 gemacht wurden, welche eine Film- oder andere gestalterische Fachhochschule besuchen. Dabei ist egal, ob es sich um einen Spiel- oder Animationsfilm handelte. Die Kurzfilme waren allesamt sehr verschieden, unabhängig vom Drehstil oder der Idee. Auch waren einige Filme darunter, welche den Zuschauern mit vielen Fragen hinterliess: Um was ging es hier gerade? Welche Bedeutung hat das Ende? Wie kam diese Idee? Obwohl es nach den Filmen immer kurze Interviews mit den Regisseuren gab (sofern dieser anwesend war), bei denen manchmal einige Fragen geklärt wurden, blieben die meisten doch noch offen. Was letztendlich auch besser ist. Wie langweilig wäre es, wenn jede Sequenz, jeder Hintergedanke, jedes Rätsel gleich verstanden wird? Bis jetzt sind einige Szenen im Kopf geblieben, weil sie trotz langem Überlegen immer noch gar keinen bis wenig Sinn machen. Das macht den Charme der Kurzfilme aus: Das Suchen nach Antworten.

Die Stimmung an den 42. Jugendfilmtagen war gut, was bestimmt nicht nur am fantastischen Wetter lag. Obwohl es «Jugendfilmtage» waren, waren alle Altersgruppen vertreten. Natürlich hatte es trotzdem vorwiegend junge Menschen. Man hat gemerkt, dass viele sehr motiviert waren, ihre Träume zu verwirklichen – selbst wenn sie noch so gross sind. Die Besucher waren überwiegend gut gelaunt und man konnte ohne Probleme völlig mitreissende Gespräche mit völlig Fremden führen. Nicht nur bei der Filmpremiere von «Tranquillo», sondern auch bei etlichen Kurzfilmen, wurde man mit verschiedenen Gedanken und Emotionen konfrontiert. Es war wie ein Abtauchen in eine andere Welt, in der alles etwas surreal, aber umso schöner schien. Und bei unserer Rückkehr in den Alltag nehmen wir etwas von diesem Gefühl mit.

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