In der Englischstunde von letzter Woche haben wir einen Ted Talk zum Thema Schulstoff geschaut. Darin erzählte Ken Robinson, dass der heutige Schulstoff die Kreativität der Schülerinnen und Schüler einschränkt. Dies hat mich zum Denken angeregt.
Der Ted Talk
Im Wesentlichen erwähnte Robinson, dass die kreativen Fächer im heutigen Schulsystem untergehen. Wir lernen, wie man Dreiecke bis auf den letzten Millimeter berechnen oder diese Zeichnen, Spiegeln oder Vergrössern kann: Dreiecke sind die Superstars des Matheunterrichts. Doch was ist mit den Schülern, die andere Talente haben? Wie jene, welche kein Gefühl für Zahlen, jedoch Rhythmus im Blut haben? Diese Kreativität wird von der mathematischen Bibel, dem sogenannten «Formeln und Tafeln», brutal unterdrückt. Man kann von einer regelrechten Diktatur der Zahlen sprechen. Ob ein Auge für Farben oder ein Ohr für Oktaven, die kreativen Einsteins unserer heutigen Zeit werden mit allen Mitteln des Schulsystems «ver-math-scht».
Hierarchie des Wissens
Ich muss ehrlich sagen, dass die Kantonsschule uns in dieser Hinsicht nicht schlecht unterstützt. Mit Schwerpunktfächern wie Zeichnen oder Musik haben auch die kreativen Köpfe eine Chance mit guten Noten zu beeindrucken und zu punkten. Trotzdem habe ich auch hier das Gefühl, dass zum Beispiel das Schwerpunktfach Kunst nicht die gleiche Stellung wie zum Beispiel Bio-Chemie oder Mathe & Physik hat. Denn grundsätzlich ist die Spezies Mensch einfacher mit komplizierten Formeln als mit Kunst-Facts zu beeindrucken. Die Herleitung der Mitternachtsformel lässt mehr Münder offenstehen, als zu wissen, dass Mona Lisa einen eigenen Briefkasten besitzt. Aber jetzt mal ehrlich, Mona Lisa besitzt einen eigenen Briefkasten im Louvre, weil Sie so viele Liebesbriefe von Fans erhält. Aber wahrscheinlich wären Sie jetzt beeindruckter gewesen, wenn ich ihnen die Fallgeschwindigkeit eines halbverdorbenen Apfels mit zwei Würmern und 7.5 Gramm Schimmel hätte berechnen können.
Neue Ideen
Robinson hat ein spannendes Argument erwähnt. Er sagte, dass Menschen welche Angst haben, Fehler zu machen, keine neuen Ideen haben. Ohne Kreativität und zu vielem rationalem Denken, werden die guten Ideen verdorben. Denn Menschen wollen immer nur das richtige sagen und suchen logische und nicht kreative Antworten. Gäbe es heute einen Toaster mit zwei durchsichtigen Seiten zu kaufen, wenn jemand nicht besonders kreativ gewesen wäre? Man hat wegen einer genialen Überlegung nun die Chance den Toast herauszuholen, bevor er verbrennt. Ich bin mir sicher, dass diese Idee nicht wegen Newtons Law oder binomischen Formeln zustande gekommen ist.
Zwei Seiten
Hinzu kommt jedoch die andere Seite. Denn wenn jemand gut in Mathematik ist, heisst es automatisch «OMG, du bist ein Genie!?» Doch wer sagt, dass man nur weil man einen Taschenrechner und eine Vorliebe für Probleme (welche sich nicht selbst lösen können) hat, gleich ein Nerd sein muss? Wer sich in der Freizeit mit Kunst beschäftigt, besitzt automatisch einen hippen Style und einen bewundernswerten Insta Account. Doch wer sich für das Geburtstagsparadoxon (es braucht nur 23 Personen in einem Raum, um eine 50 prozentige Chance zu haben, dass zwei am gleichen Tag Geburtstrag haben) interessiert, ist Jungfrau und sowieso Autist. Die einen lieben Zahlen und andere sprechen fliessend fünf Sprachen. Doch welches Talent wird mehr angesehen? Was wird mehr gewichtet, Formeln oder das Talent ausdrucksstarke Gesichter zu zeichnen? Persönlich glaube ich, dass jeder seine eigenen Ziele setzt. Selber gesetzte Ziele sind meist hoch, doch mit der richtigen Leiter (erhältlich bei IKEA- heisst BEKVÄM #notsponsored) sind auch diese zu erreichen.