Die Gewinner des letzten Band-it wurden direkt nach dem Finale von Tize abgefangen und zu ihrem Erfolg befragt. Mehr als ein halbes Jahr später wollte Tize erfahren, wie es mit «FiddleJammer» weitergeht und hatte die Gelegenheit, die Mitglieder Hayo Rebekah Lee, Salome Widmer und Elias Strebel zu interviewen.
Wer «FiddleJammer» nochmals am Ort des Geschehens sehen möchte, hat am diesjährigen Band-it Finale die Chance dazu: Sie werden nach der Rangverkündigung als Gastband auftreten. Hinter «FiddleJammer» steht ein kreatives Team aus neun jungen, musikalisch talentierten Köpfen, das die Musik aus aller Welt – insbesondere aus dem Balkan – mit ihren «Fiddles» neu interpretiert und so frischen Wind in die Schweizer Musikszene bringt.
Habt ihr die Zeit nach dem 1. Platz genutzt, um etwas Energie zu tanken und euch von der stressigen Probephase zu erholen – oder habt ihr euch gleich mit voller Kraft in das nächste musikalische Abenteuer gestürzt?
Hayo: An diesem Tag sind wir einfach dort geblieben und haben ein wenig gefeiert. Danach hatten wir eine kleine Sommerpause bis zum nächsten Gig, also konnten wir uns schon ein bisschen erholen.
Elias: Das fix, aber sonst ging es eigentlich relativ zügig weiter – eigentlich so wie immer. Durch den Gewinn des Band-it hatten wir natürlich ein paar Gigs mehr als gedacht, was eine sehr, sehr nice Erfahrung war. Und durch diese Gigs haben wir wieder sehr viel gelernt.
Was glaubt ihr, war der ausschlaggebende Faktor für Platz 1?
Hayo: Wir haben während den Vorbereitungen aufs Band-it gelernt, auf eine neue Weise zu proben. Früher haben wir vor allem die Melodie gespielt mit zweiter und dritter Stimme. Fürs Band-it haben wir begonnen die einzelnen Instrumente und ihre Klangfarben wertzuschätzen und alles Mögliche herauszuholen.
Elias: Ein wichtiger Faktor ist auch, dass wir uns einfach in- und auswendig kennen – musikalisch total. Es funktioniert so gut, weil wir schon so lange gemeinsam spielen, und ich denke, das merkt man auch.
Salome: Ich glaube, die Freude hat auch eine grosse Rolle gespielt – einfach die Freude am gemeinsamen Musizieren. Für uns war es einfach so: „Wir machen mal mit!“ Es war cool, ein paar Gigs zu spielen und diese Freude an der Musik auszustrahlen. Wir hatten überhaupt keinen Druck. Es war nicht so: „Wir machen mit, um zu gewinnen“, sondern: „Wir machen mit, weil wir Musik lieben und sie gerne mit anderen teilen.“
Also die Freude an der Musik – der Gewinn war die Belohnung und ist automatisch gekommen, kann man das so sagen?
Salome: Ich denke schon. Wir haben uns selbst keinen Druck gemacht, dass wir gewinnen müssen. Und was dann alles auf uns zukam, hat sich einfach ergeben, als es so weit war.
Apropos Druck: Das Band-it war sicherlich eine wertvolle und lehrreiche Erfahrung. Ihr habt direkt nach eurem Sieg im Interview mit Tize erwähnt, dass der Druck, eigene Lieder zu schreiben, euch geholfen hat. Gibt es aus heutiger Sicht etwas, das ihr hinzufügen möchtet – hat euch das Band-it langfristig weitergebracht?
Elias: Ich glaube, auch unsere Herangehensweise an neue Stücke hat sich verändert. Dass wir alles genau absprechen und abstimmen ist seit dem Band-it wieder stärker in den Fokus gerückt. Vorher haben wir einfach gespielt, und es hat dann schon irgendwie gut geklungen. Aber das Band-it hat uns definitiv geholfen, unsere Arrangements bewusster und differenzierter zu gestalten.
Hayo: Ja, genau – dieses Auseinandernehmen von allem. Dass wir wirklich detailliert an die Songs herangehen und uns genau überlegen, was wir spielen, bringt auch einen viel besseren Sound.
Ihr spielt Musik aus aller Welt, insbesondere auch aus dem Balkan. Habt ihr vor, diese Richtung zu ändern, oder bleibt ihr vorerst dabei?
Hayo: Ich denke, wir bleiben vorerst dabei, weil es einfach sehr coole Musik ist. Ich habe auch das Gefühl, dass diese Musik in der Schweiz noch nicht so weit verbreitet ist – obwohl sie durch andere Bands immer mehr an Bekanntheit gewinnt. Aber was andere Stile betrifft: Salome, Rebekka und ich spielen am 14. Februar zum Beispiel als GastmusikerInnen am Internationalen Country-Music Festival im Albisgütli, und das ist natürlich ein komplett anderes Genre. Also, wir sind offen für Neues, aber unser Fokus bleibt auf Balkan-Musik.
Salome: Ja, vor allem als ganze Band bleiben wir schon beim Balkan-Stil …
Elias: Und dann spielen wir halt noch ein „Aueland“ an einer Hochzeit.
Salome: An einem Apéro spielen wir auch ab und zu mal einen Blues. Aber wenn es ein Konzert-Gig ist, dann ist Balkan schon unser „Go-to“.
Plant ihr, ein Album herauszubringen oder eure Stücke auf Streaming-Diensten zu veröffentlichen – also in diese Richtung zu arbeiten?
Elias: Ja, wir haben letztes Wochenende sogar dafür geprobt. Für Mai ist eine Aufnahme geplant – vermutlich mit drei Songs. Wir sind gerade intensiv am Proben. Wann, wie und wo genau was released wird, wissen wir aber noch nicht.
Ihr seid eine ziemlich grosse Gruppe. Beim letzten Mal wurdet ihr gefragt, ob es aufgrund eurer Gruppengrösse schon zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Mich interessiert aber mehr: Was ist euer „Geheimnis“, dass ihr als grosse Gruppe seit 2019 so harmonisch zusammenarbeitet?
Salome: Also, ich glaube, einerseits hat es sich einfach gut ergeben, weil wir uns alle in eine ähnliche Richtung entwickelt haben – zumindest musikalisch. Jeder wollte für sich selbst besser werden. Das hat sicher geholfen, dass die Band auch wirklich zusammengeblieben ist.
Und ich denke, es ist auch ein bisschen Glück, dass wir uns vor sechs Jahren als Band gefunden haben und immer noch so gut zusammenarbeiten. Ausserdem haben wir alle einen sehr guten Humor – zumindest finde ich das. Und das hilft schon auch. Natürlich gibt es ab und zu Diskussionen, aber wir wissen alle, dass wir musikalisch das Beste für die Band wollen. Das können wir ziemlich gut handhaben.
Meistens kommt dann einfach der Humor ins Spiel, und man merkt, dass es gar nicht so ernst ist, wie es im ersten Moment vielleicht schien.
Elias: True … Ich glaube auch, dass sich jede und jeder bei uns so einbringen kann, wie sie oder er will. Es ist für alle offen, jede Meinung zählt, und weil wir schon so lange zusammen sind, fühlt sich auch niemand persönlich angegriffen, wenn eine Idee mal nicht so gut ankommt. Musik ist ja oft etwas sehr Persönliches, und es kann schon mal passieren, dass man sich denkt: „Wieso machen wir das jetzt nicht so, wie ich es mir vorstelle?“
Aber wenn man das klar kommuniziert und die Mehrheit der Band sich für eine andere Variante entscheidet, dann ist das auch völlig okay. Ich glaube, wenn man offen sagen kann, was einem gefällt und was nicht, dann ist es viel einfacher, langfristig als Gruppe zusammenzubleiben.
Hayo: Bevor wir die Band gegründet hatten, kannten wir uns ja schon seit Jahren vom Fiddlefest. Dadurch waren wir schon ziemlich gut miteinander vertraut. Ich denke, genau deshalb hat sich diese Gruppe so ergeben – weil wir uns von Anfang an gut verstanden haben. Und dann gründet man halt einfach eine Band, bei der es dann klappt. Das ist schon cool.

Foto: Ethan Welty
Ja, man merkt es gut, dass ihr als Band Feuer und Flamme seid. Das macht Freude!
Trefft ihr euch eigentlich immer alle zusammen, wenn ihr probt?
Hayo: Das kommt sehr darauf an, wer alles bei den jeweiligen Gigs spielt. In letzter Zeit haben tatsächlich immer alle zusammengespielt, aber es kommt auch vor, dass ein paar nicht können. Deshalb üben dann nur die, die für einen Gig proben müssen. Wir versuchen schon, dass alle dabei sind, aber mit so vielen Leuten ist es natürlich schwierig, einen Termin zu finden, an dem wirklich alle können.
Elias: Also, ich habe ja noch zwei Geschwister, die mit mir in der Band spielen und bei mir zu Hause wohnen. Manchmal passiert es, dass wir nach einer Probe am nächsten Tag etwas nachholen, was ich selbst noch nicht so gecheckt habe. Ich frage dann auch oft: „Können wir uns das nochmals kurz anschauen?“
Ich frage das, weil es ja bei gewissen Bands einen fixen Probetag gibt, bei dem alle anwesend sein müssen.
Hayo: Wir proben nicht regelmässig, sondern immer gezielt für unsere Gigs. Wir haben keinen festen Probetag.
Letzte Frage: Viele von euch studieren ja noch nebenbei, z. B. du Hayo, du studierst Maschinenbau, oder du Salome, Theologie. Könnt ihr euch vorstellen, auch hauptberuflich als Band oder als Einzelperson musikalisch tätig zu werden bzw. habt ihr bereits darüber gesprochen?
Elias: Gewisse von uns sind sicher auf dem Weg dazu. Meine Schwester Noemi ist jetzt im Pre-College, das ist wie das Vorstudium, und sie spielt im Frühling an der Musikhochschule vor, Leon auch.
Ich habe eigentlich dasselbe vor, aber ich bin noch in der Schule. Ich glaube, einige von uns haben diesen Weg schon im Blick, andere nicht so sehr. Aber man kann trotzdem sehr gut Geige spielen und in der Musik krass abliefern, auch wenn man das nicht hauptberuflich macht, oder Musik studiert…
Salome: Mein Weg ist es nicht. Ich studiere Theologie, und mein Ziel ist es, Pfarrperson zu werden. Musik ist ein riesiges Hobby von mir, und es ist mega cool, wenn man eine Band hat oder in einem Orchester spielt – oder wenn man irgendetwas Festes hat, worauf man üben kann, bei dem man weiss, warum man übt. Sonst würde ich meine Geige viel weniger in die Hand nehmen, wenn ich keinen so grossen Ansporn hätte. Aber ich sehe es mehr als einen Nebenjob neben dem Studium. Klar, es gibt Leute, die das hauptberuflich machen. Im Studium sind alle so: „Ja, mein Nebenjob ist das und das“, und ich so: „Ja, ich habe eine Band.“ Das ist ja auch eine Art Nebenjob mit all den Gigs, die wir haben.
Hayo: Ja, bei mir war es so, dass ich mir lange überlegt hatte, Musik zu studieren, weil ich es auch wollte. Aber ich habe mich auch sehr für Technik interessiert. Schlussendlich habe ich mich für Technik entschieden, und ich glaube, das war die richtige Entscheidung. Jetzt kann ich einfach Musik machen, weil es mir so viel Freude bereitet. Es ist eine sehr gute Abwechslung zur Technik und zum Studium. Und vor allem, wenn man eine so coole Band hat. Ich spiele auch noch im Orchester, also habe ich genug Musik.
Elias: Du musst es nie erzwingen. Wenn du es beruflich machst, musst du auch Dinge tun, die dir vielleicht nicht so gefallen, oder du musst mal ein Konzert spielen, das du blöd findest, nur um die nötigen finanziellen Mittel zu verdienen. Aber wenn du das nicht hauptberuflich machst, kannst du wirklich nur das machen, worauf du Lust hast. Das ist natürlich auch ein Vorteil.

Foto: Seraina Hirt
Neugierig auf das Band-it?
Band-it ist das Zürcher Festival für junge Musikerinnen und Musiker. Komm auch du an den diesjährigen Band-it Qualifikationen vorbei und geniesse die Musik der jungen Nachwuchstalente. Der Eintritt ist fast immer kostenlos
13. Juni, 18.00 Uhr: Openair Oberrieden (HipHop /R&B, Ticket erforderlich)
20. Juni, 19.00 Uhr: Gaswerk (kostenlos)
21. Juni, 19.00 Uhr: Gaswerk (kostenlos)
22. Juni, 17.00 Uhr: Gaswerk (kostenlos)
27. Juni, 19.00 Uhr: Moods (kostenlos)
28. Juni, 19.00 Uhr: Moods (kostenlos)
29. Juni, 17.00 Uhr: Moods (kostenlos)