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Wild Flower – Die Gesetzlose von Charlotte Nicole Davis ist ein neuer Stern am Fantasyhimmel.

Ich habe lange Zeit kein Fantasybuch mehr gelesen, da es mich einfach nicht mehr angesprochen hat. Doch nach einem Tipp meiner Buchhändlermitarbeiterin und guten Freundin musste ich es lesen.

Die zwei Schwestern, Clementine und Aster wohnen in einem Welcome House in Green Creek im wilden Westen. Madame Fleur, «Leiterin» des Welcome Houses, brandmarkt alle Mädchen die dort wohnen mit einem Blumentatto am Hals, dass nicht entfernbar ist. So, dass man sie auf den ersten Blick erkennt. Abdecken kann man diese auch nicht, denn sie beginnen wie wahnsinnig zu schmerzen. Unter Drogen gesetzt und willenlos gemacht, müssen die jungen Frauen ab ihrem 16. Lebensjahr jede Nacht Freier in Empfang nehmen. Und das ihr ganzes Leben lang. Denn bist du einmal ein Good Luck Girl, wirst du diese Aufgabe nie mehr los. Arme Familien, meist Staubblütige – in diesem Buch steht Staubblütig für People of Colour – können ihre Kinder an diese Welcome Häuser verkaufen. Es wird ihnen garantiert, dass für die Mädchen gesorgt wird und das diese nie an Hunger leiden müssen. Doch was die Familie nicht weiss ist, dass sie so ihre Töchter ein ganzes Leben in ein Folterhaus geben. Doch meistens haben sie keine Wahl, denn die Staubblütigen gelten als gesetzlos und werden nur für Mienenarbeit eingesetzt. Die Lebenserwartung ist daher sehr tief und viele staubblütige Mädchen landen in einem Welcome House, wo sie von weissen und einflussreichen Männern benutzt werden.

Schwarz Und Weiß, Bleistiftzeichnung
Quelle: Pixabay

An Clementines 16. Geburtstag muss sie ihren ersten «Gast» in Empfang nehmen. Sie hat jedoch den Konsum der Droge Süssdiestel, die sie willenlos machen sollte, vorgetäuscht. Der Sohn einer berühmten Familie besucht Clem. Als der Mann anfängt, sie zu berühren und zu küssen, gerät Clem in Panik und erschlägt ihn mit einer Lampe. Sie ist nun dem Tod geweiht. Denn auf Mord steht die Todesstrafe.

Ihre grosse Schwester Aster, die alles für Clementine tun würde, möchte nun zusammen mit ihr fliehen. Denn es gibt keine andere Möglichkeit für beide, dem Tod zu entkommen.

Ein paar Mädchen schliessen sich ihnen an, denn eine weiss: Sobald sie die Blumentattos los sind, können sie freie Menschen sein. Doch es gibt nur eine Frau, Lady Ghost, die diese verfluchten Tattoos entfernen kann.

Quelle: Pixabay

So begeben sich die Mädchen an eine mörderische Aufgabe. Wochenlange Ritte, Hunger, Feinde und vorallem die Suchtrupps, die hinter ihnen und ihrem Leben her sind. Sie werden vom ganzen Land gesucht und sind auf sich alleine gestellt.

Doch eine Truppe aus solch starken und furchtlosen Frauen wird das doch schaffen, oder?

Quelle: Pixabay

In meinen Augen handelt es sich hier um ein unglaublich gutes Fantasybuch, das Themen wie Rassismus, Feminismus und Sexismus sehr subtil aber klar behandelt. Im Mittelpunkt stehen starke junge Frauen, die meisten PoC, die sich durch die rassistische Unterdrückung kämpfen um freie Menschen sein zu können.

Ein Lesegenuss, der so viele gesellschaftliche Themen behandelt, sehe ich so zum ersten Mal. Ich bin begeistert und empfehle das Buch jedem weiter. Einen Gefallen für Fantasy ist von Vorteil. Aber die Geschichte erzählt auch so über Tabuthemen, die heute noch aktuell sind.

Wenn ihr es lest, tut dies sorgfältig und geniesst es in vollen Zügen. Schaut hinter die Fassade des Romans.

Wild Flower hat auch viele Fantasy- Elemente. Dies ist eine Welt, in der die Toten aufgrund erlittenen Unrechts aufschreien. Eine Welt, in der die Lebenden ihre Seelen verkaufen. Eine Welt, in der Menschen als anders gebrandmarkt werden. Die Welcome Houses sind der echten Welt entlehnt. Schliesslich ist Amerika ein Land, in dem sexuelle Sklaverei eins völlig legal war, solange die Frauen schwarz und die Männer weiss waren. Aufgrund dieser letzten Verbindung hat Wild Flower besonders in mir nachgeklungen – einer jungen schwarzen Frau, die von Frauen abstammt, die das Undenkbare überlebt haben. Ich wollte nicht unbedingt eine Geschichte über Rassismus erzählen – davon gibt es in der realen Welt schon genug. Aber eine Geschichte über ein schwarzes Mädchen und ihre Schwester auf der Suche nach Freiheit? Junge Frauen aller Coleur, die sich in Schwierigkeiten bringen – und zwar in die bestmögliche Art von Schwierigkeiten? Benachteiligte, sie sich gegen die Reichen und Mächtigen auflehnen und sich zurück holen, was ihnen gehört? Das klang in meinen Ohren genau richtig.

Charlotte Nicole Davis, Autorin des Buchs

Equality. It is a word we all like to hear when we talk about gender differences. It is a word already used in the American declaration of independence, saying:

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the Pursuit of Happiness.

Declaration of independence of the thirteen united States of America, July 4, 1776

Ein Video drehen und dieses mit Musik hinterlegen. Die Einfachheit ist augenmerklich, die Nachfrage unermesslich. Der Name des Trends: TikTok. Auch die Politik kommt bei so manchen Creator*innen der Plattform nicht zu kurz. Der Kanal „mitreden“, der mit seinen politischen Inhalten auf Kritik stösst, sticht dabei besonders heraus.

YouTuber aus dem deutschsprachigen Raum zeigen sich erzürnt die Entwicklungen auf der Plattform TikTok. Unter ihnen der YouTuber Tim Heldt, besser bekannt als „Kuchen-TV“. In seinem YouTube Video „mitreden – der nächste feministische Hetzkanal“ klärt er die Community über den Inhalt von „mitreden“ auf – und zerlegt ihn buchstäblich. Ab der vierten Minute des Videos geht der Influencer auf konkrete Beispiele ein, in der Fakten verfälscht oder überspitzt den Konsumenten rübergebracht werden. Auch die Filmindustrie kommt dabei unter die Räder.

Die böse, böse Filmindustrie

Victoria Reichelt ist eine der Schöpferinnen von „mitreden“. In einem ihrer Kurzvideos auf TikTok zum „Bechdel-Test“ geht sie auf Kriterien ein, die einen nicht-sexistischen Film ausmachen sollen. Dieser Test zeigt auf, wie Frauen in Spielfilmen dargestellt werden. Aussagekräftig ist der Test nicht, schon gar nicht wissenschaftlich belegt. Der Test dient einzig und allein dazu, auf die Unterpräsenz von Frauen in Spielfilmen hinzuweisen. Nicht aber, um dies wissenschaftlich und faktisch darzulegen. Er findet seinen Ursprung in einem Comic von Alison Bechdel aus dem Jahre 1985. Demnach sollte ein nicht-sexistischer Film folgende Kriterien aufweisen: Mindestens zwei Frauen müssen vorkommen, sie müssen miteinander sprechen und dabei darf das «Männer-Thema» nicht angesprochen werden. Ist also ein Film gleich sexistisch, der diese Kriterien nicht erfüllt? Wohl kaum.

Filme wie Inception zeigen das Gegenteil. Da belegt nur eine Frau eine Nebenrolle, in ihren Dialogen geht es aber weder um Männer, noch sind andere sexistische Merkmale zu erkennen. Im Film trägt die Protagonistin massgeblich dazu bei, die Probleme der Handlung anzugehen und zu lösen. Sogar ein „männlicher“ Film, wie Fast und the Furios – Tokyo Drift widerspricht den Kriterien des Tests. Auch da ist eine Frau in der Nebenrolle für das Filmgeschehen wichtig und zeigt sich als selbstbewusste, starke Person, die ihrem eigenen Willen nachgeht und zudem sehr gut Autofahren kann. Über die äussere Darstellung des weiblichen Geschlechts im Film lässt sich natürlich streiten. Interstellar, In Time, 21 Jumpstreet oder sogar ein Kinderfilm wie Findet Nemo, wären weitere Beispiele, die dem Bechdel-Test widersprechen. Reichelt betont in ihrem Video, wie wichtig dieser Test sei: „Das ist ein Test, mit dem man ganz leicht herausfinden kann, wie stereotypisch Frauen in Filmen dargestellt werden.“ Diese Aussage ist also schlichtweg falsch.

So verallgemeinert Reichelt

Im nächsten Beispiel wird gleich nachgelegt. Reichelt fordert die Community dazu auf, über Situationen im Alltag nachzudenken, in denen die gesellschaftliche Ungleichstellung der Frau erkennbar wird. Dazu nennt sie die persönliche Erfahrung mit einem alten Mann. Dieser habe ihr gesagt, dass „Männer lieber Frauen mit richtigen Kurven mögen“. Solche Aussagen können in diesem Alter verletzend sein. Dem ist entgegenzusetzen, dass dieser Mann kaum als repräsentativ des maskulinen Durchschnittsbürgers angesehen werden kann, noch ist er das „Nonplusultra“, wie es „Kuchen-TV“ in seinem Video ausdrückt. Das auch Männer solchen Klischees ausgesetzt sind, wird von Reichelt nicht erläutert. Hier wird das Verhalten des männlichen Geschlechts klar verallgemeinert.

Wie aus Ameisen Elefanten gemacht werden

Welches Thema darf bei einem „Aufklärungskanal“ wie „mitreden“ nicht fehlen? Natürlich: die Sache mit der Jungfräulichkeit. Reichelt kritisiert, dass gesellschaftlich von „Jungfräulichkeit verlieren“ geredet wird. Frauen seien insbesondere dem Druck ausgesetzt, das erste Mal zu haben. Diese Aussage belegt Reichelt weder mit einer aussagekräftigen Quelle, noch wird genauer darauf eingegangen. Wenn es diesen Druck überhaupt gibt, sind Männer und Frauen von diesem gleichermassen betroffen. „Jungfräulichkeit bedeutet lediglich, dass man noch nicht berührt worden ist. Das wars, mehr nicht“, fasst „Kuchen-TV“ zusammen. Dies sei innerhalb von einer zehn sekündigen Googlesuche einfach herauszufinden. Zudem ist es jeder Person selbst überlassen, wann sie oder er ihr erstes Mal hat. Anders gesagt: Aus Ameisen kann man auch Elefanten machen.

„So viel Fehlinformation kann man in so wenig Zeit gar nicht packen“

Auch der Rassismus wird bei „mitreden“ thematisiert. Adelaide Arthur, auch bekannt als Lifestyle-Youtuberin mit dem Namen „Ashley Forsson“, stellt in einem ihrer Beiträge die Frage: „Wieso gibt es eigentlich keinen Rassismus gegen Weisse?». Dazu hat sie gleich eine Antwort parat: „Das liegt daran, dass Rassismus ein System ist.“ Rassismus ist kein System, sondern eine politische Ideologie. In dieser Ideologie werden Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft in Klassen eingeteilt und als Minderheiten abgewertet, so Humanrights.ch. Die offizielle Definition des Dudens zum Wort Rassismus sieht zudem keine spezifische Hautfarbe vor, wie „Kuchen-TV“ ausführt. Arthur ändert also einfach einen Begriff in seiner Bedeutung um, ohne klare Belege aufzuweisen. Klar ist, dass in Europa Rassismus gegen schwarze Menschen vorherrscht und das ist leider noch immer ein Problem. Das heisst aber nicht, dass Rassismus nicht auch andersrum auftreten kann. „Kuchen-TV“ kommentiert Arthur’s Beitrag folgendermassen: „So viel Fehlinformation kann man in so wenig Zeit gar nicht packen.“

In einem anderen Video spricht Arthur darüber, dass es moralisch verwerflich sei, Aneignungen aus verschiedenen Kulturen zu vermischen. So kritisiert sie, dass Cornrows und Dreadlocks (Haarstil aus der Afro-Kultur) auch von weissen Frauen und Männern getragen werden oder dass das „Booty Shaking“ genauso von manchen Weissen zelebriert wird. Auch wenn der „Booty-Shake“ mit traditionellen Tänzen aus Afrika verglichen wird, findet dieser seinen Ursprung in der Hip-Hop Szene. Dieses Argument ist demnach schwach. Eigentlich will Arthur die Community auf Rassismus hinweisen und darüber aufklären. Doch unterbewusst passiert genau das Gegenteil. Sie verbietet der Zuschauerschaft indirekt, Kulturen miteinander zu vermischen. Bin ich also ein Rassist, wenn ich als Kongolese eine Älplertracht trage? Ist es rassistisch, als weisse Person Cornrows oder Dreadlocks zu tragen oder Spezialitäten aus Afrika, Asien, etc. zu geniessen? Nein, aber so bringt es „mitreden“ rüber, auch wenn dies nicht das Ziel war.

Fehlinformationen von Funk finanziert

Stünden hinter „mitreden“ nur meinungsäussernde Personen, kann man deren Verbreitung von Fehlinformationen gerade noch so hinnehmen oder zumindest ignorieren. Doch Victoria Reichelt, Adelaide Arthur und die Dritte im Gespann, Maria Popov, beschreiben sich als „Redakteurinnen, Journalistinnen und Moderatorinnen“. Dies ist über Linkedin und Instagram-Biographien herauszufinden. Genauere Recherchen zeigen, dass Victoria Reichelt beispielsweise auch für „Deutschland 3000“ arbeitet. Dies ist ein Kanal von Funk und Funk wiederum ein Contentnetzwerk von ARD und ZDF, welches mit dem Rundfunkbeitrag bezahlt wird. Adelaide Arthur ist ebenso bei Funk angestellt. Somit zahlen deutsche Steuerzahlerinnen und Steuerzahler den Gehalt von „Journalistinnen“, die im Netz Fehlinformationen verbreiten.

Die Wichtigkeit vom sachlichen Diskurs

Auf Rassismus und Sexismus aufmerksam zu machen, ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Die Gesellschaft kann sich aber nur weiter öffnen, wenn Frauen und Männer am gleichen Strang ziehen. Was bei aller Aufklärung aber nicht vergessen werden darf: Sie ist nur solange zielführend, wenn die darin enthaltene Informationen in ihrer Richtigkeit bestätigt sind. Oder einfach ausgedrückt: Fehlinformationen haben in einer Demokratie keinen Platz. Dazu müssen sich Conten-Creator*innen und Journalist*innen gleichermassen darüber bewusst sein, welche Inhalte sie veröffentlichen und welche Auswirkungen diese besonders auf die junge Zuschauerschaft haben können. Oben genannte Beispiele zeigen: man muss sich über Sachverhalte genauer informieren. Auch wenn das etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Das Kritikvideo des YouTubers Tim Heldt alias «Kuchen-TV»:

Lange Zeit habe ich mich kaum mit dem Thema Feminismus auseinandergesetzt. Ich hatte das Gefühl, dass mich dieses Thema nicht wirklich betrifft und ich verband es aus unerklärlichen Gründen oft mit Negativem. Als ich mich jedoch intensiver mit den Beweggründen und Zielen auseinandersetzte, merkte ich, dass nicht nur Frauen, sondern die ganze Gesellschaft von dieser Bewegung profitieren kann.