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Das Buch, das auf dem Tisch liegt, wird aufgeschlagen. Sofort verteilt sich der Geruch des Papieres in der Nase. Mit einem leichten Knistern werden die Seiten durchgeblättert. Der erste Satz ist faszinierend und zieht sofort in eine neue Welt, die sich durch den Autor geöffnet hat. Die Literatur bietet uns verschiedene Möglichkeiten, uns selbst zu vergessen, aber auch sich selbst besser kennenzulernen. Mit einem guten Buch kann man in einer neuen Welt verschwinden und die Realität hinter sich lassen. Ein Buch ermöglicht eine Flucht in eine Fantasiewelt. Neue Wesen werden erforscht, die Geschichte zweier Liebenden verfolgt oder historische Ereignisse werden beleuchtet.

Weiterlesen: Die unglaubliche Welt der Literatur

Wissen durch die Literatur

Durch die verschiedenen Genres ermöglicht die Literatur eine Bandbreite von neuem Wissen. Die Möglichkeit, sich durch unzählige Bücher zu einem Thema weiterzubilden, sind unendlich. Zu Allem gibt es Fachliteratur, die Thesen aufstellt, welche man verinnerlichen kann. Selbsthilfebücher helfen, sich selbst besser kennen zu lernen und das eigene Verhalten zu analysieren. Man wird darauf aufmerksam gemacht, was man ändern könnte, damit man sich erfolgreicher fühlt. Ratgeber dienen als eine Stütze, auf der man sein möglichst bestes Leben aufbauen kann. Manchmal benötigt man einen kleinen Denkanstoss, um etwas zu ändern und die Literatur bietet diesen kleinen Schubs in die richtige Richtung. 

Verschiedene Kulturen werden durch Bücher weitergegeben. Es besteht die Möglichkeit, über verschiedene Traditionen und Bräuche zu lernen. Unzählige Bücher geben die Möglichkeit, einen Einblick in eine andere Welt zu ermöglichen. Es tut sich ein weiter Horizont mit neuen Perspektiven auf, den man erkunden kann. 

Durch Biographien lernt man unglaublich viel über das Leben anderer Menschen. Es gibt einen Einblick in die Taten und Erlebnisse, die oft auch ein besseres Verständnis für diese Person ermöglichen. Man sieht, dass man mit gewissen Themen nicht alleine ist. Man wird sich auch bewusst, dass es viel mehr in dieser Welt gibt, als man gedacht hat. Es lässt Ereignisse in einem anderen Licht erstrahlen und man baut ein Verständnis für die Welt auf.

Die Reise durch die Bücherwelt

Man begibt sich durch ein Buch auf eine imaginäre Reise, die durch verschiedene Länder, Kulturen und Realitäten führen kann. Jeder Ort der Welt kann mit einem Buch besucht werden. Die Einzelheiten einer Lokalität kann ausgekundschaftet werden, sei es durch einen Reiseführer, einen historischen Roman oder ein Fantasy Buch. Mit dem Aufschlagen eines Buches eröffnet sich eine Art Parallelwelt, die es zu erkunden lohnt.

Diese verschiedenen Welten ermöglichen einen Ausgleich zur Realität. Es gibt kein schöneres Gefühl, als in eine Geschichte einzutauchen und das Jetzt ein wenig zu vergessen. Man wird zur Figur im Buch und haucht ihr Leben ein. Plötzlich hat man magische Fähigkeiten oder muss wichtige Dokumente vor gegnerischen Spionen schützen. Der Welt der Geschichten sind keine Grenzen gesetzt. 

«Literatur ist der sicherste Weg, sich in einer Vielzahl von Welten zu verlieren und gleichzeitig sich selbst zu finden.»

Shannon Hale

Selber kreativ werden

Selbst ein Buch zu schreiben, ermöglicht einem, Dinge auf eine ganz andere Art zu verarbeiten. Man kann Situationen in eine Szene einbauen und es hat eine heilende Wirkung. Die Eregnisse werden aufgearbeitet und in ein neues Licht gebracht. Die Kreativität wird durch das Schreiben ebenfalls angeregt. Plötzlich hat man eine spannende Storyline vor sich und kann gar nicht mehr aufhören zu schreiben. Man fiebert regelrecht mit seinen Charakteren mit und alles was ihnen zustösst, tut einem im Herzen weh. Das Kreieren eines Charakteres fördert das Verständnis des Verhaltens anderer Menschen. Durch die Analyse von anderen Menschen wird einem klar, wie man eine Figur aufbauen muss, damit sie nachvollziehbar ist. Der Heldenfigur werden gute Charaktereigenschaften zu geschrieben und der Bösewicht muss schlechte Eigenschaften an sich haben, damit eine Abneigung gegen ihn entsteht. 

«Jedes Wort eines Autors ist ein kleiner Teil seiner eigenen Reise durch das Leben.»

Amy Tan

Die Welt der Literatur bietet für jeden irgendetwas. Sei es der Weg zu sich selbst, das Flüchten aus der Realität oder das Kreieren eines eigenen Werkes. Wird man einmal von Büchern in den Bann gezogen, ist es schwierig, sich wieder daraus zu lösen. Das Beenden eines Buches bringt immer eine gewisse Wehmut mit sich. Die letzten Sätze werden gelesen und das Ende überrascht. Mit einem Lächeln wird das Buch zugeschlagen und auf den Tisch gelegt. 

Wild Flower – Die Gesetzlose von Charlotte Nicole Davis ist ein neuer Stern am Fantasyhimmel.

Ich habe lange Zeit kein Fantasybuch mehr gelesen, da es mich einfach nicht mehr angesprochen hat. Doch nach einem Tipp meiner Buchhändlermitarbeiterin und guten Freundin musste ich es lesen.

Die zwei Schwestern, Clementine und Aster wohnen in einem Welcome House in Green Creek im wilden Westen. Madame Fleur, «Leiterin» des Welcome Houses, brandmarkt alle Mädchen die dort wohnen mit einem Blumentatto am Hals, dass nicht entfernbar ist. So, dass man sie auf den ersten Blick erkennt. Abdecken kann man diese auch nicht, denn sie beginnen wie wahnsinnig zu schmerzen. Unter Drogen gesetzt und willenlos gemacht, müssen die jungen Frauen ab ihrem 16. Lebensjahr jede Nacht Freier in Empfang nehmen. Und das ihr ganzes Leben lang. Denn bist du einmal ein Good Luck Girl, wirst du diese Aufgabe nie mehr los. Arme Familien, meist Staubblütige – in diesem Buch steht Staubblütig für People of Colour – können ihre Kinder an diese Welcome Häuser verkaufen. Es wird ihnen garantiert, dass für die Mädchen gesorgt wird und das diese nie an Hunger leiden müssen. Doch was die Familie nicht weiss ist, dass sie so ihre Töchter ein ganzes Leben in ein Folterhaus geben. Doch meistens haben sie keine Wahl, denn die Staubblütigen gelten als gesetzlos und werden nur für Mienenarbeit eingesetzt. Die Lebenserwartung ist daher sehr tief und viele staubblütige Mädchen landen in einem Welcome House, wo sie von weissen und einflussreichen Männern benutzt werden.

Schwarz Und Weiß, Bleistiftzeichnung
Quelle: Pixabay

An Clementines 16. Geburtstag muss sie ihren ersten «Gast» in Empfang nehmen. Sie hat jedoch den Konsum der Droge Süssdiestel, die sie willenlos machen sollte, vorgetäuscht. Der Sohn einer berühmten Familie besucht Clem. Als der Mann anfängt, sie zu berühren und zu küssen, gerät Clem in Panik und erschlägt ihn mit einer Lampe. Sie ist nun dem Tod geweiht. Denn auf Mord steht die Todesstrafe.

Ihre grosse Schwester Aster, die alles für Clementine tun würde, möchte nun zusammen mit ihr fliehen. Denn es gibt keine andere Möglichkeit für beide, dem Tod zu entkommen.

Ein paar Mädchen schliessen sich ihnen an, denn eine weiss: Sobald sie die Blumentattos los sind, können sie freie Menschen sein. Doch es gibt nur eine Frau, Lady Ghost, die diese verfluchten Tattoos entfernen kann.

Quelle: Pixabay

So begeben sich die Mädchen an eine mörderische Aufgabe. Wochenlange Ritte, Hunger, Feinde und vorallem die Suchtrupps, die hinter ihnen und ihrem Leben her sind. Sie werden vom ganzen Land gesucht und sind auf sich alleine gestellt.

Doch eine Truppe aus solch starken und furchtlosen Frauen wird das doch schaffen, oder?

Quelle: Pixabay

In meinen Augen handelt es sich hier um ein unglaublich gutes Fantasybuch, das Themen wie Rassismus, Feminismus und Sexismus sehr subtil aber klar behandelt. Im Mittelpunkt stehen starke junge Frauen, die meisten PoC, die sich durch die rassistische Unterdrückung kämpfen um freie Menschen sein zu können.

Ein Lesegenuss, der so viele gesellschaftliche Themen behandelt, sehe ich so zum ersten Mal. Ich bin begeistert und empfehle das Buch jedem weiter. Einen Gefallen für Fantasy ist von Vorteil. Aber die Geschichte erzählt auch so über Tabuthemen, die heute noch aktuell sind.

Wenn ihr es lest, tut dies sorgfältig und geniesst es in vollen Zügen. Schaut hinter die Fassade des Romans.

Wild Flower hat auch viele Fantasy- Elemente. Dies ist eine Welt, in der die Toten aufgrund erlittenen Unrechts aufschreien. Eine Welt, in der die Lebenden ihre Seelen verkaufen. Eine Welt, in der Menschen als anders gebrandmarkt werden. Die Welcome Houses sind der echten Welt entlehnt. Schliesslich ist Amerika ein Land, in dem sexuelle Sklaverei eins völlig legal war, solange die Frauen schwarz und die Männer weiss waren. Aufgrund dieser letzten Verbindung hat Wild Flower besonders in mir nachgeklungen – einer jungen schwarzen Frau, die von Frauen abstammt, die das Undenkbare überlebt haben. Ich wollte nicht unbedingt eine Geschichte über Rassismus erzählen – davon gibt es in der realen Welt schon genug. Aber eine Geschichte über ein schwarzes Mädchen und ihre Schwester auf der Suche nach Freiheit? Junge Frauen aller Coleur, die sich in Schwierigkeiten bringen – und zwar in die bestmögliche Art von Schwierigkeiten? Benachteiligte, sie sich gegen die Reichen und Mächtigen auflehnen und sich zurück holen, was ihnen gehört? Das klang in meinen Ohren genau richtig.

Charlotte Nicole Davis, Autorin des Buchs

Morde, Vergewaltigungen, Raubüberfälle… Immer wieder hört man in den Medien von den Schandtaten des Menschen. Zeitungen, Dokumentarfilme und die Tagesschau berichten kaum von einem Erfolg, einer Heldentat. Immer nur das Schlechte wird erwähnt. Auch in den Geschichtsbüchern liest man nur von Kriegen, Vernichtungslagern und Invasionen. Dass wir ein schlechtes Bild vom Menschen haben, ist also gar nicht verwunderlich. Schon seit Jahrhunderten prägt die westlichen Länder der Grundgedanke, dass der Mensch im Grunde schlecht sei. Menschen wie Machiavelli haben dieses Denken nur noch mehr gefestigt.

Doch was wäre, wenn der Mensch in Wahrheit nicht schlecht, sondern gut ist? Was, wenn wir grundsätzlich gut sind? Kaum vorstellbar – wie könnte man dann all diese miserablen Taten wie den Holocaust rechtfertigen? Sind denn nicht wir Menschen ganz klar Schuld daran?

Rutger Bregman scheut sich in seinem Werk nicht vor solch schweren Fragen – denn er ist sich sicher, dass wir Menschen eigentlich gar nicht so schlecht sind, wie es stets behauptet wird. Der Fehler, der Grund für all das Schreckliche, liegt nicht direkt in unserer Natur – der wahre Feind sind der Grundbesitz und die Gesellschaft.

Vor Äonen lebten wir Menschen nämlich noch in Frieden miteinander, doch erst als der ersten einen Zaun um ein Gebiet herum anlegte und sagte «das ist Mein», begannen die Auseinandersetzungen. Erst ab jenem Moment begann die dunkle Zeit des Menschen, denn vorher kam man auch gar nicht auf die Idee, etwas seinen Besitz zu nennen. Alles gehörte jedem und jeder.

Auch das stets negative Gedankenbild, das uns in den Medien entgegenschlägt, ist nicht gerade hilfreich. Wenn wir stets nur das Schlechte im Menschen sehen und von ihm nur Schlechtes erwarten, werden wir höchstwahrscheinlich auch nichts Gutes bekommen. Denn immer wieder sehen wir: Vertraut man einem Menschen, so werden seine Taten mit grosser Wahrscheinlichkeit auch zufriedenstellender sein.

Doch das ist noch lange nicht alles, was den Menschen schlecht dastehen lässt. Vorurteile, Distanz, Misstrauen, Egoismus, … Es gibt so viele Faktoren, die uns Menschen beeinflussen.

Und dennoch – schlussendlich sind wir alle gut. Davon ist Bregman mit Herzen überzeugt. Und er überzeugt auch all seine Leser mit erstaunlichen und herzerwärmenden Geschichten. Geschichten, die wie weltfremde Utopien und Fantasiewelten erscheinen, aber wirklich wahr sind.

Feindliche Truppen, die während dem Krieg zusammen Weihnachten feiern; Wächter, die mit den Verbrechern angeln; Schulen ohne Leistungsdruck, in denen jeder seine Träume verwirklichen kann. Rutger Bregman betrachtet die Geschichte aus einem völlig neuen Licht – schnell wird man merken, dass die Geschichte nicht so schwarz ist, wie man immer dachte.

Lassen Sie sich verzaubern von Bregmans Welt, unserer Welt. Was wie ein wundervoller Traum erscheint, ist die Realität – nur waren wir uns nie dessen bewusst. Wer dieses Buch liest, dem wird die Welt danach viel positiver erscheinen.

«I am invisible, understand, simply because people refuse to see me.»

Ellison, Ralph : Invisible Man, New York 1952, S.3.

Mit diesem poignanten Satz beginnt der Roman von Ralph Ellison und führt uns in den Kopf des namenlosen Ich-Erzählers ein. Der Erzähler postuliert, er sei unsichtbar weil die Menschen um ihn herum sich weigern ihn zu sehen. Ellisons Roman von 1952 erzählt die Lebensgeschichte von einem afroamerikanischen Mann, der in den Südstaaten aufgewachsen ist und nach New York zieht. In der Grosstadt fühlt sich der Ich-Erzähler auf Dauer nicht mehr zuhause, vermisst seine Familie und versucht seine Identität zu finden.